Schwerbewaffneten, das sogenannte Fußvolk der Getreuen 2), die in sechs Divisionen vertheilt, bei Eröffnung des Feldzuges unter den Generalen Perdikkas, Könus, Kraterus, Amyntas Andromenes Sohn, Meleager und Philipp Amyntas Sohn standen; wenigstens der Kern dieser Truppen war Macedonisch, und die Divisionen nach den Macedonischen Landschaften benannt, aus denen sie rekru- tirt wurden; so war die des Könus aus Elymiotis, die des Perdik- kas aus Orestis und Lynkestis, die des Philipp, die später Polysper- chon führte, aus Stymphäa u. s. w. 3).
Was die Phalanx unter dem Fußvolke, waren die Macedo- nischen und Thessalischen Ilen unter der Reuterei; beide be- standen aus Schwergeharnischten, sie waren der ritterliche Adel Macedoniens und Thessaliens; gleich an Waffen, Geburt und Ruhm, wetteiferten sie, unter den Augen des Königs sich auszuzeichnen, der in der Regel an ihrer Spitze focht. Von welcher Bedeutung diese Waffe für Alexanders Unternehmung war, zeigt sich fast in jedem Gefechte; gleich furchtbar im Einzelnkampf und in Massenangriffen, waren sie durch Ordnung und Rüstung der leichten Asiatischen Reuterei, in wie großen Schwärmen sie auch erscheinen mochte, überlegen, ihre Angriffe auf das feindliche Fußvolk in der Regel entscheidend. -- Nach Diodors Angabe bestand die Thessalische und Macedonische Ritterschaft jede aus funfzehnhundert Rittern; aber er rechnet mit Kallisthenes im Ganzen nur viertausendfünf- hundert Mann Reuterei im Macedonischen Heere, während die besseren Autoren mehr als fünftausend angeben; und nimmt man eine alte Correctur, die sich in einem Manuscripte Diodors befindet, und jedem der beiden Corps achtzehnhundert Mann giebt, an, so erhält man die offenbar richtige Gesammtzahl von fünftausendein- hundert Mann Reuterei. Beide Ritterschaften waren auf gleiche Weise bewaffnet; den Oberbefehl über die Thessalische hatte Kalas, des Harpalus Sohn, über die Macedonische Philotas, des Parme- nion Sohn. Letztere hatte natürlich den ersten Rang in der Ma- cedonischen Armee überhaupt, und führte den Namen Ritterschaft
der
2) pezeteiroi cf. St. Croix p. 433.
3)Diod. XVII. 57.
Schwerbewaffneten, das ſogenannte Fußvolk der Getreuen 2), die in ſechs Diviſionen vertheilt, bei Eröffnung des Feldzuges unter den Generalen Perdikkas, Könus, Kraterus, Amyntas Andromenes Sohn, Meleager und Philipp Amyntas Sohn ſtanden; wenigſtens der Kern dieſer Truppen war Macedoniſch, und die Diviſionen nach den Macedoniſchen Landſchaften benannt, aus denen ſie rekru- tirt wurden; ſo war die des Könus aus Elymiotis, die des Perdik- kas aus Oreſtis und Lynkeſtis, die des Philipp, die ſpäter Polyſper- chon führte, aus Stymphäa u. ſ. w. 3).
Was die Phalanx unter dem Fußvolke, waren die Macedo- niſchen und Theſſaliſchen Ilen unter der Reuterei; beide be- ſtanden aus Schwergeharniſchten, ſie waren der ritterliche Adel Macedoniens und Theſſaliens; gleich an Waffen, Geburt und Ruhm, wetteiferten ſie, unter den Augen des Königs ſich auszuzeichnen, der in der Regel an ihrer Spitze focht. Von welcher Bedeutung dieſe Waffe für Alexanders Unternehmung war, zeigt ſich faſt in jedem Gefechte; gleich furchtbar im Einzelnkampf und in Maſſenangriffen, waren ſie durch Ordnung und Rüſtung der leichten Aſiatiſchen Reuterei, in wie großen Schwärmen ſie auch erſcheinen mochte, überlegen, ihre Angriffe auf das feindliche Fußvolk in der Regel entſcheidend. — Nach Diodors Angabe beſtand die Theſſaliſche und Macedoniſche Ritterſchaft jede aus funfzehnhundert Rittern; aber er rechnet mit Kalliſthenes im Ganzen nur viertauſendfünf- hundert Mann Reuterei im Macedoniſchen Heere, während die beſſeren Autoren mehr als fünftauſend angeben; und nimmt man eine alte Correctur, die ſich in einem Manuſcripte Diodors befindet, und jedem der beiden Corps achtzehnhundert Mann giebt, an, ſo erhält man die offenbar richtige Geſammtzahl von fünftauſendein- hundert Mann Reuterei. Beide Ritterſchaften waren auf gleiche Weiſe bewaffnet; den Oberbefehl über die Theſſaliſche hatte Kalas, des Harpalus Sohn, über die Macedoniſche Philotas, des Parme- nion Sohn. Letztere hatte natürlich den erſten Rang in der Ma- cedoniſchen Armee überhaupt, und führte den Namen Ritterſchaft
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2) πεζέτειϱοι cf. St. Croix p. 433.
3)Diod. XVII. 57.
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[96/0110]
Schwerbewaffneten, das ſogenannte Fußvolk der Getreuen 2), die
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den Generalen Perdikkas, Könus, Kraterus, Amyntas Andromenes
Sohn, Meleager und Philipp Amyntas Sohn ſtanden; wenigſtens
der Kern dieſer Truppen war Macedoniſch, und die Diviſionen
nach den Macedoniſchen Landſchaften benannt, aus denen ſie rekru-
tirt wurden; ſo war die des Könus aus Elymiotis, die des Perdik-
kas aus Oreſtis und Lynkeſtis, die des Philipp, die ſpäter Polyſper-
chon führte, aus Stymphäa u. ſ. w. 3).
Was die Phalanx unter dem Fußvolke, waren die Macedo-
niſchen und Theſſaliſchen Ilen unter der Reuterei; beide be-
ſtanden aus Schwergeharniſchten, ſie waren der ritterliche Adel
Macedoniens und Theſſaliens; gleich an Waffen, Geburt und Ruhm,
wetteiferten ſie, unter den Augen des Königs ſich auszuzeichnen, der
in der Regel an ihrer Spitze focht. Von welcher Bedeutung dieſe
Waffe für Alexanders Unternehmung war, zeigt ſich faſt in jedem
Gefechte; gleich furchtbar im Einzelnkampf und in Maſſenangriffen,
waren ſie durch Ordnung und Rüſtung der leichten Aſiatiſchen
Reuterei, in wie großen Schwärmen ſie auch erſcheinen mochte,
überlegen, ihre Angriffe auf das feindliche Fußvolk in der Regel
entſcheidend. — Nach Diodors Angabe beſtand die Theſſaliſche
und Macedoniſche Ritterſchaft jede aus funfzehnhundert Rittern;
aber er rechnet mit Kalliſthenes im Ganzen nur viertauſendfünf-
hundert Mann Reuterei im Macedoniſchen Heere, während die
beſſeren Autoren mehr als fünftauſend angeben; und nimmt man
eine alte Correctur, die ſich in einem Manuſcripte Diodors befindet,
und jedem der beiden Corps achtzehnhundert Mann giebt, an, ſo
erhält man die offenbar richtige Geſammtzahl von fünftauſendein-
hundert Mann Reuterei. Beide Ritterſchaften waren auf gleiche
Weiſe bewaffnet; den Oberbefehl über die Theſſaliſche hatte Kalas,
des Harpalus Sohn, über die Macedoniſche Philotas, des Parme-
nion Sohn. Letztere hatte natürlich den erſten Rang in der Ma-
cedoniſchen Armee überhaupt, und führte den Namen Ritterſchaft
der
2) πεζέτειϱοι cf. St. Croix p. 433.
3) Diod. XVII. 57.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/110>, abgerufen am 21.11.2024.
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