der Getreuen oder die Getreuen des Königs 4). Sie besteht aus acht Ilen oder Geschwadern, die bald nach Macedonischen Kreisen, bald nach ihren Ilarchen (Obersten) benannt werden. In der Schlacht von Arbela stehen die einzelnen Geschwader unter Klitus, Glaukias, Ariston, Sopolis, Heraklides, Demetrius, Meleager und Hegelochus, der an Sokrates Stelle eingerückt war. Das Geschwader des So- polis hieß nach Amphipolis am Strymon, das des Heraklides nach der Landschaft Bottiäis, das des Sokrates nach Apollonia auf der Chalcidice, drei andere Geschwader nach Anthemus, nach Aegä 5) und dem oberen Macedonien; das des Klitus endlich wurde die königliche Ile genannt, hatte wieder unter der Macedonischen Rit- terschaft den ersten Rang 6), und bildete das Agema oder königliche Geleit der Ritterschaft. -- Außer diesen Rittern Macedoniens und Thessaliens befanden sich noch sechshundert Griechische Reuter beim Heere; sie waren in der Regel den Thessalischen zugeordnet, und offenbar mit ihnen gleich bewaffnet und geübt; den Befehl über sie hatte Philipp, des Menelaus Sohn. --
Dem Range nach sogleich hinter der Ritterschaft folgte die eigenthümlich Macedonische Truppe der Hypaspisten. Schon der Athener Iphikrates hatte, um eine Waffe zu haben, die behen- der zum Angriffe als die Hopliten, und schwerer als die Leichtbe- waffneten wäre, ein Corps mit linnenen Panzern, mit leichterem Schild und längerem Schwert, als die Hopliten trugen, unter dem Namen von Peltasten errichtet. In Macedonien war diese neue Waffengattung mit Beifall aufgenommen; für den Dienst um die Person des Königs war der Phalangite zu schwer, der Leichtbewaff- nete weder würdig noch brauchbar; so wurde diese Mittelgattung dazu ausersehen, indem sie von dem hohen Schilde, der sogenann- ten Aspis, den sie von den Phalangen annahm, den Namen der Hypaspisten erhielt. Zu einem Kriege gegen Asiatische Völker war gerade diese Waffe von außerordentlichem Nutzen; denn nur zu oft
4) ippos ton etairon, to etairikon, ippos etairike, oi amph auton ippeis.
5)Arrian II. 9. ten Leugaian kaloumenen hält St. Croix für eine Anspielung auf den Lagiden Ptolemäus; ich lese Aigaian nach der alten Hauptstadt des Reiches.
6)Curt. V. 4. 21. verglichen mit Arrian. III. 18. 8.
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der Getreuen oder die Getreuen des Königs 4). Sie beſteht aus acht Ilen oder Geſchwadern, die bald nach Macedoniſchen Kreiſen, bald nach ihren Ilarchen (Oberſten) benannt werden. In der Schlacht von Arbela ſtehen die einzelnen Geſchwader unter Klitus, Glaukias, Ariſton, Sopolis, Heraklides, Demetrius, Meleager und Hegelochus, der an Sokrates Stelle eingerückt war. Das Geſchwader des So- polis hieß nach Amphipolis am Strymon, das des Heraklides nach der Landſchaft Bottiäis, das des Sokrates nach Apollonia auf der Chalcidice, drei andere Geſchwader nach Anthemus, nach Aegä 5) und dem oberen Macedonien; das des Klitus endlich wurde die königliche Ile genannt, hatte wieder unter der Macedoniſchen Rit- terſchaft den erſten Rang 6), und bildete das Agema oder königliche Geleit der Ritterſchaft. — Außer dieſen Rittern Macedoniens und Theſſaliens befanden ſich noch ſechshundert Griechiſche Reuter beim Heere; ſie waren in der Regel den Theſſaliſchen zugeordnet, und offenbar mit ihnen gleich bewaffnet und geübt; den Befehl über ſie hatte Philipp, des Menelaus Sohn. —
Dem Range nach ſogleich hinter der Ritterſchaft folgte die eigenthümlich Macedoniſche Truppe der Hypaspiſten. Schon der Athener Iphikrates hatte, um eine Waffe zu haben, die behen- der zum Angriffe als die Hopliten, und ſchwerer als die Leichtbe- waffneten wäre, ein Corps mit linnenen Panzern, mit leichterem Schild und längerem Schwert, als die Hopliten trugen, unter dem Namen von Peltaſten errichtet. In Macedonien war dieſe neue Waffengattung mit Beifall aufgenommen; für den Dienſt um die Perſon des Königs war der Phalangite zu ſchwer, der Leichtbewaff- nete weder würdig noch brauchbar; ſo wurde dieſe Mittelgattung dazu auserſehen, indem ſie von dem hohen Schilde, der ſogenann- ten Aspis, den ſie von den Phalangen annahm, den Namen der Hypaspiſten erhielt. Zu einem Kriege gegen Aſiatiſche Völker war gerade dieſe Waffe von außerordentlichem Nutzen; denn nur zu oft
5)Arrian II. 9. τὴν Λευγαίαν καλουμένην hält St. Croix für eine Anſpielung auf den Lagiden Ptolemäus; ich leſe Αἰγαίαν nach der alten Hauptſtadt des Reiches.
6)Curt. V. 4. 21. verglichen mit Arrian. III. 18. 8.
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der Getreuen oder die Getreuen des Königs 4). Sie beſteht aus acht
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nach ihren Ilarchen (Oberſten) benannt werden. In der Schlacht von
Arbela ſtehen die einzelnen Geſchwader unter Klitus, Glaukias,
Ariſton, Sopolis, Heraklides, Demetrius, Meleager und Hegelochus,
der an Sokrates Stelle eingerückt war. Das Geſchwader des So-
polis hieß nach Amphipolis am Strymon, das des Heraklides nach
der Landſchaft Bottiäis, das des Sokrates nach Apollonia auf der
Chalcidice, drei andere Geſchwader nach Anthemus, nach Aegä 5)
und dem oberen Macedonien; das des Klitus endlich wurde die
königliche Ile genannt, hatte wieder unter der Macedoniſchen Rit-
terſchaft den erſten Rang 6), und bildete das Agema oder königliche
Geleit der Ritterſchaft. — Außer dieſen Rittern Macedoniens und
Theſſaliens befanden ſich noch ſechshundert Griechiſche Reuter beim
Heere; ſie waren in der Regel den Theſſaliſchen zugeordnet, und
offenbar mit ihnen gleich bewaffnet und geübt; den Befehl über ſie
hatte Philipp, des Menelaus Sohn. —
Dem Range nach ſogleich hinter der Ritterſchaft folgte die
eigenthümlich Macedoniſche Truppe der Hypaspiſten. Schon
der Athener Iphikrates hatte, um eine Waffe zu haben, die behen-
der zum Angriffe als die Hopliten, und ſchwerer als die Leichtbe-
waffneten wäre, ein Corps mit linnenen Panzern, mit leichterem
Schild und längerem Schwert, als die Hopliten trugen, unter dem
Namen von Peltaſten errichtet. In Macedonien war dieſe neue
Waffengattung mit Beifall aufgenommen; für den Dienſt um die
Perſon des Königs war der Phalangite zu ſchwer, der Leichtbewaff-
nete weder würdig noch brauchbar; ſo wurde dieſe Mittelgattung
dazu auserſehen, indem ſie von dem hohen Schilde, der ſogenann-
ten Aspis, den ſie von den Phalangen annahm, den Namen der
Hypaspiſten erhielt. Zu einem Kriege gegen Aſiatiſche Völker war
gerade dieſe Waffe von außerordentlichem Nutzen; denn nur zu oft
4) ἵππος τῶν ἑταίϱων, τό ἑταιϱικόν, ἵππος ἑταιϱική, οἱ ἀμφ̕
αὐτὸν ἱππεῖς.
5) Arrian II. 9. τὴν Λευγαίαν καλουμένην hält
St. Croix für eine Anſpielung auf den Lagiden Ptolemäus; ich leſe
Αἰγαίαν nach der alten Hauptſtadt des Reiches.
6) Curt. V.
4. 21. verglichen mit Arrian. III. 18. 8.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/111>, abgerufen am 18.12.2024.
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