wegungen und ein Bollwerk gegen das Vordringen der Macedo- nier werden konnte.
Indeß rückte Alexander heran, und lagerte sich, auf eine lang- wierige Belagerung gefaßt, etwa tausend Schritte vor den Wällen der Stadt. Die Feindseligkeiten eröffneten die Perser durch einen Ausfall auf die so eben anrückenden Macedonier, der jedoch ohne viele Mühe zurückgeschlagen wurde. Wenige Tage nachher zog sich der König mit einem bedeutenden Theile des Heeres nordwestlich um die Stadt hin, theils um die Mauern zu besichtigen, besonders aber, um von hier aus die nahe Stadt Myndus, die für den Fort- gang der Belagerung von großer Wichtigkeit sein konnte, zu be- setzen, da ihm von der Besatzung der Stadt die Uebergabe verspro- chen war, wenn er um Mitternacht vor den Thoren der Stadt sein wollte. Er kam, aber Niemand öffnete; ohne Sturmleitern und Maschinen, da das Heer nicht wie zu einem Sturm ausgezogen war, ließ der König, erzürnt über diese Treulosigkeit, sofort seine Schwerbewaffneten unter die Mauern der Stadt rücken, und das Untergraben derselben beginnen. Ein Thurm stürzte, ohne jedoch Bresche genug zu geben, daß man mit Erfolg hätte angreifen kön- nen; indeß hatte man in Halikarnaß mit Tagesanbruch den Abzug der Macedonier bemerkt, und sofort zur See Unterstützung nach Myndus geschickt, so daß Alexander unverrichteter Sache in seine Stellung vor Halikarnaß zurückkehrte.
Die Belagerung der Stadt begann; zunächst wurde der Wall- graben, der fünfundvierzig Fuß breit und halb so tief war, unter dem Schutz mehrerer sogenannter Schildkrötendächer ausgefüllt, da- mit die Thürme, von denen aus die Mauern von Vertheidigern gesäubert werden, und die Maschinen, mit denen Bresche gelegt wird, gegen die Mauern vorgeschoben werden konnten. Schon standen die Thürme den Mauern nah, als die Belagerten über Nacht einen Ausfall machten, die Maschinen zu verbrennen; schnell verbreitete sich der Lärm durch das Lager; aus dem Schlafe ge- weckt, eilten die Macedonier ihren Vorposten zu Hülfe, und nach kurzem Kampfe bei dem Lichte der Lagerfeuer, mußten die Belagerten in die Stadt zurück, ohne ihren Zweck erreicht zu haben. Unter den hundertfünfundsiebenzig Leichen der Feinde fand man auch die des Lynkestiers Neoptolemus, der, ein Bruder des Macedonischen
wegungen und ein Bollwerk gegen das Vordringen der Macedo- nier werden konnte.
Indeß rückte Alexander heran, und lagerte ſich, auf eine lang- wierige Belagerung gefaßt, etwa tauſend Schritte vor den Wällen der Stadt. Die Feindſeligkeiten eröffneten die Perſer durch einen Ausfall auf die ſo eben anrückenden Macedonier, der jedoch ohne viele Mühe zurückgeſchlagen wurde. Wenige Tage nachher zog ſich der König mit einem bedeutenden Theile des Heeres nordweſtlich um die Stadt hin, theils um die Mauern zu beſichtigen, beſonders aber, um von hier aus die nahe Stadt Myndus, die für den Fort- gang der Belagerung von großer Wichtigkeit ſein konnte, zu be- ſetzen, da ihm von der Beſatzung der Stadt die Uebergabe verſpro- chen war, wenn er um Mitternacht vor den Thoren der Stadt ſein wollte. Er kam, aber Niemand öffnete; ohne Sturmleitern und Maſchinen, da das Heer nicht wie zu einem Sturm ausgezogen war, ließ der König, erzürnt über dieſe Treuloſigkeit, ſofort ſeine Schwerbewaffneten unter die Mauern der Stadt rücken, und das Untergraben derſelben beginnen. Ein Thurm ſtürzte, ohne jedoch Breſche genug zu geben, daß man mit Erfolg hätte angreifen kön- nen; indeß hatte man in Halikarnaß mit Tagesanbruch den Abzug der Macedonier bemerkt, und ſofort zur See Unterſtützung nach Myndus geſchickt, ſo daß Alexander unverrichteter Sache in ſeine Stellung vor Halikarnaß zurückkehrte.
Die Belagerung der Stadt begann; zunächſt wurde der Wall- graben, der fünfundvierzig Fuß breit und halb ſo tief war, unter dem Schutz mehrerer ſogenannter Schildkrötendächer ausgefüllt, da- mit die Thürme, von denen aus die Mauern von Vertheidigern geſäubert werden, und die Maſchinen, mit denen Breſche gelegt wird, gegen die Mauern vorgeſchoben werden konnten. Schon ſtanden die Thürme den Mauern nah, als die Belagerten über Nacht einen Ausfall machten, die Maſchinen zu verbrennen; ſchnell verbreitete ſich der Lärm durch das Lager; aus dem Schlafe ge- weckt, eilten die Macedonier ihren Vorpoſten zu Hülfe, und nach kurzem Kampfe bei dem Lichte der Lagerfeuer, mußten die Belagerten in die Stadt zurück, ohne ihren Zweck erreicht zu haben. Unter den hundertfünfundſiebenzig Leichen der Feinde fand man auch die des Lynkeſtiers Neoptolemus, der, ein Bruder des Macedoniſchen
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wegungen und ein Bollwerk gegen das Vordringen der Macedo-
nier werden konnte.
Indeß rückte Alexander heran, und lagerte ſich, auf eine lang-
wierige Belagerung gefaßt, etwa tauſend Schritte vor den Wällen
der Stadt. Die Feindſeligkeiten eröffneten die Perſer durch einen
Ausfall auf die ſo eben anrückenden Macedonier, der jedoch ohne
viele Mühe zurückgeſchlagen wurde. Wenige Tage nachher zog ſich
der König mit einem bedeutenden Theile des Heeres nordweſtlich
um die Stadt hin, theils um die Mauern zu beſichtigen, beſonders
aber, um von hier aus die nahe Stadt Myndus, die für den Fort-
gang der Belagerung von großer Wichtigkeit ſein konnte, zu be-
ſetzen, da ihm von der Beſatzung der Stadt die Uebergabe verſpro-
chen war, wenn er um Mitternacht vor den Thoren der Stadt ſein
wollte. Er kam, aber Niemand öffnete; ohne Sturmleitern und
Maſchinen, da das Heer nicht wie zu einem Sturm ausgezogen
war, ließ der König, erzürnt über dieſe Treuloſigkeit, ſofort ſeine
Schwerbewaffneten unter die Mauern der Stadt rücken, und das
Untergraben derſelben beginnen. Ein Thurm ſtürzte, ohne jedoch
Breſche genug zu geben, daß man mit Erfolg hätte angreifen kön-
nen; indeß hatte man in Halikarnaß mit Tagesanbruch den Abzug
der Macedonier bemerkt, und ſofort zur See Unterſtützung nach
Myndus geſchickt, ſo daß Alexander unverrichteter Sache in ſeine
Stellung vor Halikarnaß zurückkehrte.
Die Belagerung der Stadt begann; zunächſt wurde der Wall-
graben, der fünfundvierzig Fuß breit und halb ſo tief war, unter
dem Schutz mehrerer ſogenannter Schildkrötendächer ausgefüllt, da-
mit die Thürme, von denen aus die Mauern von Vertheidigern
geſäubert werden, und die Maſchinen, mit denen Breſche gelegt
wird, gegen die Mauern vorgeſchoben werden konnten. Schon
ſtanden die Thürme den Mauern nah, als die Belagerten über
Nacht einen Ausfall machten, die Maſchinen zu verbrennen; ſchnell
verbreitete ſich der Lärm durch das Lager; aus dem Schlafe ge-
weckt, eilten die Macedonier ihren Vorpoſten zu Hülfe, und nach
kurzem Kampfe bei dem Lichte der Lagerfeuer, mußten die Belagerten
in die Stadt zurück, ohne ihren Zweck erreicht zu haben. Unter
den hundertfünfundſiebenzig Leichen der Feinde fand man auch die
des Lynkeſtiers Neoptolemus, der, ein Bruder des Macedoniſchen
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/144>, abgerufen am 24.11.2024.
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