rung bewerkstelligen zu können, ließ Darius viele Tausend Reuter und leichtes Fußvolk über den Fluß gehen 19), mit der Weisung, sich demnächst rechts und links auf die Flügel der Linie zurückzu- ziehen. Sodann wurde die Linie des Fußvolkes so geordnet, daß den rechten Flügel die Griechischen Söldner, in der Zahl von drei- ßigtausend Mann, unter Thymondas Befehl, den linken bis in die Berge hinein die schwerbewaffneten Kardaker einnahmen. Auf die Berge zur Linken rückten zwanzigtausend Mann schwerbewaffneter Barbaren unter Führung des Thessaliers Aristomedes aus Pherä vor, bestimmt, den rechten Flügel Alexanders zu gefährden; sobald die Macedonier zum Angriff an den Pinarus gerückt waren, stand wenigstens ein Theil jenes Corps im Rücken des rechten Flügels. Der enge Raum gestattete Persischer Seits nur, die bezeichneten Truppen zur unmittelbaren Theilnahme an der Schlacht zu dispo- niren; die Mehrzahl der Völker, aus leichtem und schwerem Fuß- volke bestehend, rückte hinter der Linie colonnenweise auf, so daß immer neue Truppen ins Treffen geführt werden konnten. Nach- dem so Alles geordnet war, wurde den verschiedenen Reuterschwär- men das Zeichen zum Rückzuge gegeben; sie vertheilten sich rechts und links auf die Flügel; aber das Terrain schien auf dem linken Flü- gel den Gebrauch der Reuterei unmöglich zu machen, weshalb auch die dorthin Bestimmten auf den rechten Flügel verlegt wurden, so daß nun der Küste zunächst die gesammte Reuterei, die eigentlich Persische Macht, unter Führung des Nabarzanes vereint war. Darius selbst nahm nach der Persischen Sitte auf seinem Schlachtwagen im Centrum der gesammten Linie seine Stellung, umgeben von einer Reuter- schaar der edelsten Perser, die sein Bruder Oxathres commandirte. Der Schlachtplan war, daß das Fußvolk seine Stellung hinter dem Pinarus behaupten sollte, zu welchem Ende die weniger steilen Stel- len des Ufers mit Verschanzungen ausgefüllt wurden; auf dem rechten Flügel dagegen sollte die Persische Reuterei sich mit aller
19) Arrian giebt dreißigtausend Reuter und zwanzigtausend Mann Fußvolk an; diese Zahlen sind unfehlbar übertrieben; und wie hoch auch sonst die Glaubwürdigkeit des Ptolemäus und Aristobul sein mag, in diesem einen Punkt der Zahlen feindlicher Truppen ha- ben sie bisweilen ihren Muth und ihren Ruhm mit eingezählt.
rung bewerkſtelligen zu können, ließ Darius viele Tauſend Reuter und leichtes Fußvolk über den Fluß gehen 19), mit der Weiſung, ſich demnächſt rechts und links auf die Flügel der Linie zurückzu- ziehen. Sodann wurde die Linie des Fußvolkes ſo geordnet, daß den rechten Flügel die Griechiſchen Söldner, in der Zahl von drei- ßigtauſend Mann, unter Thymondas Befehl, den linken bis in die Berge hinein die ſchwerbewaffneten Kardaker einnahmen. Auf die Berge zur Linken rückten zwanzigtauſend Mann ſchwerbewaffneter Barbaren unter Führung des Theſſaliers Ariſtomedes aus Pherä vor, beſtimmt, den rechten Flügel Alexanders zu gefährden; ſobald die Macedonier zum Angriff an den Pinarus gerückt waren, ſtand wenigſtens ein Theil jenes Corps im Rücken des rechten Flügels. Der enge Raum geſtattete Perſiſcher Seits nur, die bezeichneten Truppen zur unmittelbaren Theilnahme an der Schlacht zu dispo- niren; die Mehrzahl der Völker, aus leichtem und ſchwerem Fuß- volke beſtehend, rückte hinter der Linie colonnenweiſe auf, ſo daß immer neue Truppen ins Treffen geführt werden konnten. Nach- dem ſo Alles geordnet war, wurde den verſchiedenen Reuterſchwär- men das Zeichen zum Rückzuge gegeben; ſie vertheilten ſich rechts und links auf die Flügel; aber das Terrain ſchien auf dem linken Flü- gel den Gebrauch der Reuterei unmöglich zu machen, weshalb auch die dorthin Beſtimmten auf den rechten Flügel verlegt wurden, ſo daß nun der Küſte zunächſt die geſammte Reuterei, die eigentlich Perſiſche Macht, unter Führung des Nabarzanes vereint war. Darius ſelbſt nahm nach der Perſiſchen Sitte auf ſeinem Schlachtwagen im Centrum der geſammten Linie ſeine Stellung, umgeben von einer Reuter- ſchaar der edelſten Perſer, die ſein Bruder Oxathres commandirte. Der Schlachtplan war, daß das Fußvolk ſeine Stellung hinter dem Pinarus behaupten ſollte, zu welchem Ende die weniger ſteilen Stel- len des Ufers mit Verſchanzungen ausgefüllt wurden; auf dem rechten Flügel dagegen ſollte die Perſiſche Reuterei ſich mit aller
19) Arrian giebt dreißigtauſend Reuter und zwanzigtauſend Mann Fußvolk an; dieſe Zahlen ſind unfehlbar übertrieben; und wie hoch auch ſonſt die Glaubwürdigkeit des Ptolemäus und Ariſtobul ſein mag, in dieſem einen Punkt der Zahlen feindlicher Truppen ha- ben ſie bisweilen ihren Muth und ihren Ruhm mit eingezählt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0179"n="165"/>
rung bewerkſtelligen zu können, ließ Darius viele Tauſend Reuter<lb/>
und leichtes Fußvolk über den Fluß gehen <noteplace="foot"n="19)">Arrian giebt dreißigtauſend Reuter und zwanzigtauſend<lb/>
Mann Fußvolk an; dieſe Zahlen ſind unfehlbar übertrieben; und wie<lb/>
hoch auch ſonſt die Glaubwürdigkeit des Ptolemäus und Ariſtobul<lb/>ſein mag, in dieſem einen Punkt der Zahlen feindlicher Truppen ha-<lb/>
ben ſie bisweilen ihren Muth und ihren Ruhm mit eingezählt.</note>, mit der Weiſung,<lb/>ſich demnächſt rechts und links auf die Flügel der Linie zurückzu-<lb/>
ziehen. Sodann wurde die Linie des Fußvolkes ſo geordnet, daß<lb/>
den rechten Flügel die Griechiſchen Söldner, in der Zahl von drei-<lb/>
ßigtauſend Mann, unter Thymondas Befehl, den linken bis in die<lb/>
Berge hinein die ſchwerbewaffneten Kardaker einnahmen. Auf die<lb/>
Berge zur Linken rückten zwanzigtauſend Mann ſchwerbewaffneter<lb/>
Barbaren unter Führung des Theſſaliers Ariſtomedes aus Pherä<lb/>
vor, beſtimmt, den rechten Flügel Alexanders zu gefährden; ſobald<lb/>
die Macedonier zum Angriff an den Pinarus gerückt waren, ſtand<lb/>
wenigſtens ein Theil jenes Corps im Rücken des rechten Flügels.<lb/>
Der enge Raum geſtattete Perſiſcher Seits nur, die bezeichneten<lb/>
Truppen zur unmittelbaren Theilnahme an der Schlacht zu dispo-<lb/>
niren; die Mehrzahl der Völker, aus leichtem und ſchwerem Fuß-<lb/>
volke beſtehend, rückte hinter der Linie colonnenweiſe auf, ſo daß<lb/>
immer neue Truppen ins Treffen geführt werden konnten. Nach-<lb/>
dem ſo Alles geordnet war, wurde den verſchiedenen Reuterſchwär-<lb/>
men das Zeichen zum Rückzuge gegeben; ſie vertheilten ſich rechts<lb/>
und links auf die Flügel; aber das Terrain ſchien auf dem linken Flü-<lb/>
gel den Gebrauch der Reuterei unmöglich zu machen, weshalb auch<lb/>
die dorthin Beſtimmten auf den rechten Flügel verlegt wurden, ſo daß<lb/>
nun der Küſte zunächſt die geſammte Reuterei, die eigentlich Perſiſche<lb/>
Macht, unter Führung des Nabarzanes vereint war. Darius ſelbſt<lb/>
nahm nach der Perſiſchen Sitte auf ſeinem Schlachtwagen im Centrum<lb/>
der geſammten Linie ſeine Stellung, umgeben von einer Reuter-<lb/>ſchaar der edelſten Perſer, die ſein Bruder Oxathres commandirte.<lb/>
Der Schlachtplan war, daß das Fußvolk ſeine Stellung hinter dem<lb/>
Pinarus behaupten ſollte, zu welchem Ende die weniger ſteilen Stel-<lb/>
len des Ufers mit Verſchanzungen ausgefüllt wurden; auf dem<lb/>
rechten Flügel dagegen ſollte die Perſiſche Reuterei ſich mit aller<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[165/0179]
rung bewerkſtelligen zu können, ließ Darius viele Tauſend Reuter
und leichtes Fußvolk über den Fluß gehen 19), mit der Weiſung,
ſich demnächſt rechts und links auf die Flügel der Linie zurückzu-
ziehen. Sodann wurde die Linie des Fußvolkes ſo geordnet, daß
den rechten Flügel die Griechiſchen Söldner, in der Zahl von drei-
ßigtauſend Mann, unter Thymondas Befehl, den linken bis in die
Berge hinein die ſchwerbewaffneten Kardaker einnahmen. Auf die
Berge zur Linken rückten zwanzigtauſend Mann ſchwerbewaffneter
Barbaren unter Führung des Theſſaliers Ariſtomedes aus Pherä
vor, beſtimmt, den rechten Flügel Alexanders zu gefährden; ſobald
die Macedonier zum Angriff an den Pinarus gerückt waren, ſtand
wenigſtens ein Theil jenes Corps im Rücken des rechten Flügels.
Der enge Raum geſtattete Perſiſcher Seits nur, die bezeichneten
Truppen zur unmittelbaren Theilnahme an der Schlacht zu dispo-
niren; die Mehrzahl der Völker, aus leichtem und ſchwerem Fuß-
volke beſtehend, rückte hinter der Linie colonnenweiſe auf, ſo daß
immer neue Truppen ins Treffen geführt werden konnten. Nach-
dem ſo Alles geordnet war, wurde den verſchiedenen Reuterſchwär-
men das Zeichen zum Rückzuge gegeben; ſie vertheilten ſich rechts
und links auf die Flügel; aber das Terrain ſchien auf dem linken Flü-
gel den Gebrauch der Reuterei unmöglich zu machen, weshalb auch
die dorthin Beſtimmten auf den rechten Flügel verlegt wurden, ſo daß
nun der Küſte zunächſt die geſammte Reuterei, die eigentlich Perſiſche
Macht, unter Führung des Nabarzanes vereint war. Darius ſelbſt
nahm nach der Perſiſchen Sitte auf ſeinem Schlachtwagen im Centrum
der geſammten Linie ſeine Stellung, umgeben von einer Reuter-
ſchaar der edelſten Perſer, die ſein Bruder Oxathres commandirte.
Der Schlachtplan war, daß das Fußvolk ſeine Stellung hinter dem
Pinarus behaupten ſollte, zu welchem Ende die weniger ſteilen Stel-
len des Ufers mit Verſchanzungen ausgefüllt wurden; auf dem
rechten Flügel dagegen ſollte die Perſiſche Reuterei ſich mit aller
19) Arrian giebt dreißigtauſend Reuter und zwanzigtauſend
Mann Fußvolk an; dieſe Zahlen ſind unfehlbar übertrieben; und wie
hoch auch ſonſt die Glaubwürdigkeit des Ptolemäus und Ariſtobul
ſein mag, in dieſem einen Punkt der Zahlen feindlicher Truppen ha-
ben ſie bisweilen ihren Muth und ihren Ruhm mit eingezählt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/179>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.