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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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Alles drängte zur größten Eile; kaum gönnte sich Alexander während
des heißen Tages Rast, am Abend jagte er weiter, die ganze Nacht
hindurch; fast erlagen Mann und Roß; so kam er Mittags in ein
Dorf, in dem Tages zuvor die Verschworenen gelagert und das sie am
Abend verlassen hatten, um, wie gesagt wurde, fortan bei Nacht
ihren Zug fortzusetzen; sie konnten nicht mehr als einige Meilen
voraus sein; aber die Pferde waren erschöpft, die Menschen mehr
als ermattet, der Tag heiß; Alexander fragte die Einwohner, ob
sie nicht irgend einen kürzeren Weg hinter den Fliehenden her wüß-
ten; es hieß, es gebe wohl einen, der sei aber öde, ohne Brunnen.
Diesen beschloß Alexander zu verfolgen; er wählte fünfhundert
Pferde der Edelschaaren und für diese die Officiere und tapfersten
Leute des Fußvolkes aus, und ließ sie in ihren Waffen zu Roß
steigen; und mit dem Befehl, daß die Agrianer unter Attalus mög-
lichst schnell auf dem Heerwege nachrücken, die anderen Truppen
unter Nikanor geordnet folgen sollten, zog Alexander mit seinen
"Doppelkämpfern" um die Abenddämmerung den wasserlosen Haide-
weg hinab. Viele erlagen der übermäßigen Anstrengung und blie-
ben am Wege liegen. Als endlich der Morgen graute, sah man
die zerstreuete, unbewehrte Karavane der Hochverräther; da jagte
Alexander auf sie los; der plötzliche Schrecken verwirrte den langen
Zug, mit wildem Geschrei sprengten die Barbaren auseinander;
wenige versuchten Widerstand, sie erlagen bald, die übrigen flohen
in wilder Hast, Darius Wagen in der Mitte, ihm zunächst die
Verräther. Schon nahete Alexander; nur ein Mittel noch konnte
retten; Bessus und Barsaentes durchbohrten den gefesselten König
und jagten fliehend nach verschiedenen Seiten. Darius aber ver-
schied kurz darauf. So fanden die Macedonier den Leichnam, und
Alexander, so sagt man, deckte seinen Purpur über ihn 66).

sei"; vielmehr war es in Phrataphernes Satrapie Parthien gesche-
hen; vielleicht ist anzunehmen, daß Bessus, wie auch wohl frühere
Fürsten von Baktrien (Ctesias apd Phot. 31 a. 15.) den ganzen Osten
des Reiches unter seiner Oberhoheit hatte.
66) Das geschah im
Juli 330 (Hekatombäon; Arrian. III. 22. 3.). Gegen die Autorität
Arrians, des eben so sorgfältigen wie besonnenen Schriftstellers, hat
man die Eilmärsche Alexanders für unmöglich ausgeben wollen. Eine
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Alles drängte zur größten Eile; kaum gönnte ſich Alexander während
des heißen Tages Raſt, am Abend jagte er weiter, die ganze Nacht
hindurch; faſt erlagen Mann und Roß; ſo kam er Mittags in ein
Dorf, in dem Tages zuvor die Verſchworenen gelagert und das ſie am
Abend verlaſſen hatten, um, wie geſagt wurde, fortan bei Nacht
ihren Zug fortzuſetzen; ſie konnten nicht mehr als einige Meilen
voraus ſein; aber die Pferde waren erſchöpft, die Menſchen mehr
als ermattet, der Tag heiß; Alexander fragte die Einwohner, ob
ſie nicht irgend einen kürzeren Weg hinter den Fliehenden her wüß-
ten; es hieß, es gebe wohl einen, der ſei aber öde, ohne Brunnen.
Dieſen beſchloß Alexander zu verfolgen; er wählte fünfhundert
Pferde der Edelſchaaren und für dieſe die Officiere und tapferſten
Leute des Fußvolkes aus, und ließ ſie in ihren Waffen zu Roß
ſteigen; und mit dem Befehl, daß die Agrianer unter Attalus mög-
lichſt ſchnell auf dem Heerwege nachrücken, die anderen Truppen
unter Nikanor geordnet folgen ſollten, zog Alexander mit ſeinen
„Doppelkämpfern“ um die Abenddämmerung den waſſerloſen Haide-
weg hinab. Viele erlagen der übermäßigen Anſtrengung und blie-
ben am Wege liegen. Als endlich der Morgen graute, ſah man
die zerſtreuete, unbewehrte Karavane der Hochverräther; da jagte
Alexander auf ſie los; der plötzliche Schrecken verwirrte den langen
Zug, mit wildem Geſchrei ſprengten die Barbaren auseinander;
wenige verſuchten Widerſtand, ſie erlagen bald, die übrigen flohen
in wilder Haſt, Darius Wagen in der Mitte, ihm zunächſt die
Verräther. Schon nahete Alexander; nur ein Mittel noch konnte
retten; Beſſus und Barſaentes durchbohrten den gefeſſelten König
und jagten fliehend nach verſchiedenen Seiten. Darius aber ver-
ſchied kurz darauf. So fanden die Macedonier den Leichnam, und
Alexander, ſo ſagt man, deckte ſeinen Purpur über ihn 66).

ſei“; vielmehr war es in Phrataphernes Satrapie Parthien geſche-
hen; vielleicht iſt anzunehmen, daß Beſſus, wie auch wohl frühere
Fürſten von Baktrien (Ctesias apd Phot. 31 a. 15.) den ganzen Oſten
des Reiches unter ſeiner Oberhoheit hatte.
66) Das geſchah im
Juli 330 (Hekatombäon; Arrian. III. 22. 3.). Gegen die Autorität
Arrians, des eben ſo ſorgfältigen wie beſonnenen Schriftſtellers, hat
man die Eilmärſche Alexanders für unmöglich ausgeben wollen. Eine
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[257/0271] Alles drängte zur größten Eile; kaum gönnte ſich Alexander während des heißen Tages Raſt, am Abend jagte er weiter, die ganze Nacht hindurch; faſt erlagen Mann und Roß; ſo kam er Mittags in ein Dorf, in dem Tages zuvor die Verſchworenen gelagert und das ſie am Abend verlaſſen hatten, um, wie geſagt wurde, fortan bei Nacht ihren Zug fortzuſetzen; ſie konnten nicht mehr als einige Meilen voraus ſein; aber die Pferde waren erſchöpft, die Menſchen mehr als ermattet, der Tag heiß; Alexander fragte die Einwohner, ob ſie nicht irgend einen kürzeren Weg hinter den Fliehenden her wüß- ten; es hieß, es gebe wohl einen, der ſei aber öde, ohne Brunnen. Dieſen beſchloß Alexander zu verfolgen; er wählte fünfhundert Pferde der Edelſchaaren und für dieſe die Officiere und tapferſten Leute des Fußvolkes aus, und ließ ſie in ihren Waffen zu Roß ſteigen; und mit dem Befehl, daß die Agrianer unter Attalus mög- lichſt ſchnell auf dem Heerwege nachrücken, die anderen Truppen unter Nikanor geordnet folgen ſollten, zog Alexander mit ſeinen „Doppelkämpfern“ um die Abenddämmerung den waſſerloſen Haide- weg hinab. Viele erlagen der übermäßigen Anſtrengung und blie- ben am Wege liegen. Als endlich der Morgen graute, ſah man die zerſtreuete, unbewehrte Karavane der Hochverräther; da jagte Alexander auf ſie los; der plötzliche Schrecken verwirrte den langen Zug, mit wildem Geſchrei ſprengten die Barbaren auseinander; wenige verſuchten Widerſtand, ſie erlagen bald, die übrigen flohen in wilder Haſt, Darius Wagen in der Mitte, ihm zunächſt die Verräther. Schon nahete Alexander; nur ein Mittel noch konnte retten; Beſſus und Barſaentes durchbohrten den gefeſſelten König und jagten fliehend nach verſchiedenen Seiten. Darius aber ver- ſchied kurz darauf. So fanden die Macedonier den Leichnam, und Alexander, ſo ſagt man, deckte ſeinen Purpur über ihn 66). 65) 66) Das geſchah im Juli 330 (Hekatombäon; Arrian. III. 22. 3.). Gegen die Autorität Arrians, des eben ſo ſorgfältigen wie beſonnenen Schriftſtellers, hat man die Eilmärſche Alexanders für unmöglich ausgeben wollen. Eine 65) ſei“; vielmehr war es in Phrataphernes Satrapie Parthien geſche- hen; vielleicht iſt anzunehmen, daß Beſſus, wie auch wohl frühere Fürſten von Baktrien (Ctesias apd Phot. 31 a. 15.) den ganzen Oſten des Reiches unter ſeiner Oberhoheit hatte. 17

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/271>, abgerufen am 22.11.2024.