und dem Gebiet des Heraklidischen Königthums wurde nichts geän- dert; bis auf wenige Häupter der antimacedonischen Parthei wurden auch die Bundesgenossen der Spartaner begnadigt, als Strafe aber ihnen eine Geldbuße von hundertundzwanzig Talenten an die treue Stadt Megalopolis zu zahlen auferlegt92).
Von jetzt an traten die Verhältnisse Griechenlands in den Hin- tergrund, die einzelnen Städte wetteifern den Macedonischen König mit Ehren zu überhäufen, und der unermüdliche Aerger des Demosthenes findet in Athen, in Griechenland kaum noch einen Anklang; dem leichten Sinn des Volkes hat sich eine neue Welt erschlossen, die heimkehrenden Krieger bringen aus dem Morgen- lande unermeßliche Beute, Wundermährchen, neue Genüsse und Ansprüche mit in die Heimath; die Jugend des Landes sucht Ruhm, Beute, Genuß im Dienst des siegreichen Königs oder vergeudet ihre Kraft daheim in Studien, Schwelgereien und Privatintriguen; kurz das Griechische Leben, bis zur Zeit Alexanders in gleichförmiger, wenn auch oft heftiger Entwickelung gereift, bricht auf und zerstreut sich in den endlosen Möglichkeiten persönlichster Interessen, Leidenschaften und Fähigkeiten, in diesem Trouble wüster und unnatürlicher Ver- hältnisse, in dem die menschliche Gesellschaft nie aufhören wird, sich ihrer höchsten Vollkommenheit am nächsten zu glauben.
92)Curt. VI. 1. Diod. XVII. 73.
und dem Gebiet des Heraklidiſchen Königthums wurde nichts geän- dert; bis auf wenige Häupter der antimacedoniſchen Parthei wurden auch die Bundesgenoſſen der Spartaner begnadigt, als Strafe aber ihnen eine Geldbuße von hundertundzwanzig Talenten an die treue Stadt Megalopolis zu zahlen auferlegt92).
Von jetzt an traten die Verhältniſſe Griechenlands in den Hin- tergrund, die einzelnen Städte wetteifern den Macedoniſchen König mit Ehren zu überhäufen, und der unermüdliche Aerger des Demoſthenes findet in Athen, in Griechenland kaum noch einen Anklang; dem leichten Sinn des Volkes hat ſich eine neue Welt erſchloſſen, die heimkehrenden Krieger bringen aus dem Morgen- lande unermeßliche Beute, Wundermährchen, neue Genüſſe und Anſprüche mit in die Heimath; die Jugend des Landes ſucht Ruhm, Beute, Genuß im Dienſt des ſiegreichen Königs oder vergeudet ihre Kraft daheim in Studien, Schwelgereien und Privatintriguen; kurz das Griechiſche Leben, bis zur Zeit Alexanders in gleichförmiger, wenn auch oft heftiger Entwickelung gereift, bricht auf und zerſtreut ſich in den endloſen Möglichkeiten perſönlichſter Intereſſen, Leidenſchaften und Fähigkeiten, in dieſem Trouble wüſter und unnatürlicher Ver- hältniſſe, in dem die menſchliche Geſellſchaft nie aufhören wird, ſich ihrer höchſten Vollkommenheit am nächſten zu glauben.
92)Curt. VI. 1. Diod. XVII. 73.
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und dem Gebiet des Heraklidiſchen Königthums wurde nichts geän-
dert; bis auf wenige Häupter der antimacedoniſchen Parthei wurden
auch die Bundesgenoſſen der Spartaner begnadigt, als Strafe aber
ihnen eine Geldbuße von hundertundzwanzig Talenten an die treue
Stadt Megalopolis zu zahlen auferlegt 92).
Von jetzt an traten die Verhältniſſe Griechenlands in den Hin-
tergrund, die einzelnen Städte wetteifern den Macedoniſchen König
mit Ehren zu überhäufen, und der unermüdliche Aerger des
Demoſthenes findet in Athen, in Griechenland kaum noch einen
Anklang; dem leichten Sinn des Volkes hat ſich eine neue Welt
erſchloſſen, die heimkehrenden Krieger bringen aus dem Morgen-
lande unermeßliche Beute, Wundermährchen, neue Genüſſe und
Anſprüche mit in die Heimath; die Jugend des Landes ſucht Ruhm,
Beute, Genuß im Dienſt des ſiegreichen Königs oder vergeudet ihre
Kraft daheim in Studien, Schwelgereien und Privatintriguen; kurz
das Griechiſche Leben, bis zur Zeit Alexanders in gleichförmiger, wenn
auch oft heftiger Entwickelung gereift, bricht auf und zerſtreut ſich
in den endloſen Möglichkeiten perſönlichſter Intereſſen, Leidenſchaften
und Fähigkeiten, in dieſem Trouble wüſter und unnatürlicher Ver-
hältniſſe, in dem die menſchliche Geſellſchaft nie aufhören wird, ſich
ihrer höchſten Vollkommenheit am nächſten zu glauben.
92) Curt. VI. 1. Diod. XVII. 73.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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