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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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Nach einer schon von König Philipp herstammenden Einrich-
tung pflegten die Söhne der Macedonischen Großen mit ihrem Ein-
tritt ins Jünglingsalter in die Schaar der Edelknaben einzutreten,
um mit dem Dienst um des Königs Person ihre kriegerische Lauf-

halb Alexander weiter von der Sache zu sprechen verboten habe;
nun sei eine unangenehme Pause in der Unterhaltung eingetreten,
worauf sich die ältesten Perser sofort erhoben und angebetet hätten.
Leonnatus, der Vertrauten einer, (nach andern Polysperchon) habe
dabei über die Bewegungen eines der niederfallenden Perser laut
aufgelacht und sich dadurch Alexanders Ungnade zugezogen. So
Arrian; nach Curtius war Alexander während jener Reden abgetre-
ten, hatte die einzelnen Aeußerungen hinter einem Vorhange be-
lauscht, und den Polysperchon, als er über den anberenden Perser
lachte, im vollen Zorn beim Arme gefaßt und an die Erde geschleu-
dert mit den Worten: so thue dasselbe, worüber du andere verlach-
test! Diese ganze Erzählung, die Arrian nicht aus seinen zuverlässi-
gen Quellen geschöpft zu haben scheint, (er begleitet sie mit einem
"man sagt") dürfte aus Klitarch oder ähnlichen Autoren sein; da-
für spricht die von Kallisthenes gehaltene Rede und besonders der
unpragmatische Charakter, in dem das Ganze dargestellt ist; Leon-
nats hohe Würde eines Leibwächters würde nicht mit den Gesin-
nungen passen, die er bei dieser Gelegenheit äußerte; dazu kommt,
daß genau dieselbe Sache von Cassander und dessen Audienz im Jahre
323 erzählt wird, Plut. Alex. c. 74.; auch ist es nicht glaublich,
daß der König eine Sache, die so unangenehm enden konnte, von
dem augenblicklichen Eindrucke der Reden abhangen ließ; erst
wenn man des Erfolges sicher war, durfte der Versuch gemacht
werden die Anbetung einzuführen. Die Wortbrüchigkeit des Kallist-
henes giebt der Geschichte ihre häßliche Pointe und einen neuen
Beweis für die freche Eitelkeit und Anmaaßlichkeit dieses Menschen.
Justin. XI. 3 erzählt, daß Lysimachus, ein eifriger Anhänger des
Kallisthenes, dem Philosophen auch in dieser Zeit dienstwillig gewe-
sen und deshalb von dem erzürnten Könige einem wilden Löwen vor-
geworfen sei, den er so glücklich bekämpfte, daß Alexander ihm ver-
zieh. Die Kritik dieser Erzählung giebt Curt. VII. 1. 15. -- Uebrigens
ist jenes Ceremoniel beim Trinkgelage ächt Turanisch und wieder-
holt sich in der Muhamedanischen Zeit; wenn ich nicht irre, thut
auch Malcolm in seiner Persischen Geschichte dessen Erwähnung.
23

Nach einer ſchon von Koͤnig Philipp herſtammenden Einrich-
tung pflegten die Soͤhne der Macedoniſchen Großen mit ihrem Ein-
tritt ins Juͤnglingsalter in die Schaar der Edelknaben einzutreten,
um mit dem Dienſt um des Koͤnigs Perſon ihre kriegeriſche Lauf-

halb Alexander weiter von der Sache zu ſprechen verboten habe;
nun ſei eine unangenehme Pauſe in der Unterhaltung eingetreten,
worauf ſich die aͤlteſten Perſer ſofort erhoben und angebetet haͤtten.
Leonnatus, der Vertrauten einer, (nach andern Polyſperchon) habe
dabei uͤber die Bewegungen eines der niederfallenden Perſer laut
aufgelacht und ſich dadurch Alexanders Ungnade zugezogen. So
Arrian; nach Curtius war Alexander waͤhrend jener Reden abgetre-
ten, hatte die einzelnen Aeußerungen hinter einem Vorhange be-
lauſcht, und den Polyſperchon, als er uͤber den anberenden Perſer
lachte, im vollen Zorn beim Arme gefaßt und an die Erde geſchleu-
dert mit den Worten: ſo thue daſſelbe, woruͤber du andere verlach-
teſt! Dieſe ganze Erzaͤhlung, die Arrian nicht aus ſeinen zuverlaͤſſi-
gen Quellen geſchoͤpft zu haben ſcheint, (er begleitet ſie mit einem
„man ſagt“) duͤrfte aus Klitarch oder aͤhnlichen Autoren ſein; da-
fuͤr ſpricht die von Kalliſthenes gehaltene Rede und beſonders der
unpragmatiſche Charakter, in dem das Ganze dargeſtellt iſt; Leon-
nats hohe Wuͤrde eines Leibwaͤchters wuͤrde nicht mit den Geſin-
nungen paſſen, die er bei dieſer Gelegenheit aͤußerte; dazu kommt,
daß genau dieſelbe Sache von Caſſander und deſſen Audienz im Jahre
323 erzaͤhlt wird, Plut. Alex. c. 74.; auch iſt es nicht glaublich,
daß der Koͤnig eine Sache, die ſo unangenehm enden konnte, von
dem augenblicklichen Eindrucke der Reden abhangen ließ; erſt
wenn man des Erfolges ſicher war, durfte der Verſuch gemacht
werden die Anbetung einzufuͤhren. Die Wortbruͤchigkeit des Kalliſt-
henes giebt der Geſchichte ihre haͤßliche Pointe und einen neuen
Beweis fuͤr die freche Eitelkeit und Anmaaßlichkeit dieſes Menſchen.
Justin. XI. 3 erzaͤhlt, daß Lyſimachus, ein eifriger Anhaͤnger des
Kalliſthenes, dem Philoſophen auch in dieſer Zeit dienſtwillig gewe-
ſen und deshalb von dem erzuͤrnten Koͤnige einem wilden Loͤwen vor-
geworfen ſei, den er ſo gluͤcklich bekaͤmpfte, daß Alexander ihm ver-
zieh. Die Kritik dieſer Erzaͤhlung giebt Curt. VII. 1. 15. — Uebrigens
iſt jenes Ceremoniel beim Trinkgelage aͤcht Turaniſch und wieder-
holt ſich in der Muhamedaniſchen Zeit; wenn ich nicht irre, thut
auch Malcolm in ſeiner Perſiſchen Geſchichte deſſen Erwaͤhnung.
23
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[353/0367] Nach einer ſchon von Koͤnig Philipp herſtammenden Einrich- tung pflegten die Soͤhne der Macedoniſchen Großen mit ihrem Ein- tritt ins Juͤnglingsalter in die Schaar der Edelknaben einzutreten, um mit dem Dienſt um des Koͤnigs Perſon ihre kriegeriſche Lauf- 85) 85) halb Alexander weiter von der Sache zu ſprechen verboten habe; nun ſei eine unangenehme Pauſe in der Unterhaltung eingetreten, worauf ſich die aͤlteſten Perſer ſofort erhoben und angebetet haͤtten. Leonnatus, der Vertrauten einer, (nach andern Polyſperchon) habe dabei uͤber die Bewegungen eines der niederfallenden Perſer laut aufgelacht und ſich dadurch Alexanders Ungnade zugezogen. So Arrian; nach Curtius war Alexander waͤhrend jener Reden abgetre- ten, hatte die einzelnen Aeußerungen hinter einem Vorhange be- lauſcht, und den Polyſperchon, als er uͤber den anberenden Perſer lachte, im vollen Zorn beim Arme gefaßt und an die Erde geſchleu- dert mit den Worten: ſo thue daſſelbe, woruͤber du andere verlach- teſt! Dieſe ganze Erzaͤhlung, die Arrian nicht aus ſeinen zuverlaͤſſi- gen Quellen geſchoͤpft zu haben ſcheint, (er begleitet ſie mit einem „man ſagt“) duͤrfte aus Klitarch oder aͤhnlichen Autoren ſein; da- fuͤr ſpricht die von Kalliſthenes gehaltene Rede und beſonders der unpragmatiſche Charakter, in dem das Ganze dargeſtellt iſt; Leon- nats hohe Wuͤrde eines Leibwaͤchters wuͤrde nicht mit den Geſin- nungen paſſen, die er bei dieſer Gelegenheit aͤußerte; dazu kommt, daß genau dieſelbe Sache von Caſſander und deſſen Audienz im Jahre 323 erzaͤhlt wird, Plut. Alex. c. 74.; auch iſt es nicht glaublich, daß der Koͤnig eine Sache, die ſo unangenehm enden konnte, von dem augenblicklichen Eindrucke der Reden abhangen ließ; erſt wenn man des Erfolges ſicher war, durfte der Verſuch gemacht werden die Anbetung einzufuͤhren. Die Wortbruͤchigkeit des Kalliſt- henes giebt der Geſchichte ihre haͤßliche Pointe und einen neuen Beweis fuͤr die freche Eitelkeit und Anmaaßlichkeit dieſes Menſchen. Justin. XI. 3 erzaͤhlt, daß Lyſimachus, ein eifriger Anhaͤnger des Kalliſthenes, dem Philoſophen auch in dieſer Zeit dienſtwillig gewe- ſen und deshalb von dem erzuͤrnten Koͤnige einem wilden Loͤwen vor- geworfen ſei, den er ſo gluͤcklich bekaͤmpfte, daß Alexander ihm ver- zieh. Die Kritik dieſer Erzaͤhlung giebt Curt. VII. 1. 15. — Uebrigens iſt jenes Ceremoniel beim Trinkgelage aͤcht Turaniſch und wieder- holt ſich in der Muhamedaniſchen Zeit; wenn ich nicht irre, thut auch Malcolm in ſeiner Perſiſchen Geſchichte deſſen Erwaͤhnung. 23

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/367>, abgerufen am 29.11.2024.