draker die Absicht sich zu verbünden, und würden dann eine be- deutende Kriegsmacht den Macedoniern entgegen gestellt haben, weshalb eben Alexander seinen Angriff so sehr beeilte, um der Vereinigung der beiden Völker zuvor zu kommen 92).
An dem zum Aufbruch bezeichneten Tage (gegen Mitte No- vember) rückte Alexander aus; mit ihm waren die Hypaspisten, die Schützen und Agrianer, die Phalanx Pithon, die Hälfte der Macedonischen Geschwader und die Turanischen Reuter Bogen- schützen, im Ganzen gegen eilftausend Mann Fußvolk und fünf- tausend Reuter. In kurzer Entfernung vom Acesines begann die Wüste; nach einem fünfstündigen Marsche gelangte man zu einem Wasser, dort wurde Halt gemacht, Mittag gehalten, ein wenig geruht, Wasser in die Behälter, wie sie Jeder hatte, geschöpft, dann weiter marschirt; den noch übrigen Theil des Tages und die folgende Nacht durch ging es in möglichster Eile weiter, am an- deren Morgen sah man, nach einem Marsche von fast acht Mei- len, die Mallische Stadt Agalassa 93) mit ihrer Burg gen Osten liegen. Hierher hatten sich viele Mallier zurück gezogen; sie la- gerten unbewacht und unbewaffnet vor den Mauern der Stadt, die die Menschenmenge nicht faßte; sie waren so vollkommen über- zeugt, daß ein Ueberfall durch die Wüste her unmöglich sei, daß sie das herannahende Heer für alles Andere, nur nicht für Mace- donier hielten. Und schon waren Alexanders Reuter mitten unter ihnen; an Widerstand war nicht zu denken; Tausende wurden
92)Arrian. VI. 11. 7.
93) Arrian hat diesen Namen nicht, und bei Curtius, der hier fast wörtlich mit Diodor stimmt, ver- birgt ihn die falsche Lesart alia gens (IX. 4. 5.); so verwirrt Beide erzählen, so läßt sich in ihnen doch die Uebereinstimmung mit Arrian noch heraus finden; das superato amne bei Curtius ist vom Acesines zu verstehen, über den Alexander gehen mußte, um von dem Lager, in das er nach der Expedition gegen die Si- bas zurück gekehrt war, auf das Ostufer des Stromes ins Malli- sche Gebiet zu gelangen. Ueber die Mallier cf. Tod Rajastan II. p. 292, 443. Agalassa, acht Meilen von der Station unter der Hydaspesmündung entfernt, trifft genau mit der Lage von Pinde Schaich Moosa, ein und eine halbe Meile vom Hyarotis, zusammen
draker die Abſicht ſich zu verbuͤnden, und wuͤrden dann eine be- deutende Kriegsmacht den Macedoniern entgegen geſtellt haben, weshalb eben Alexander ſeinen Angriff ſo ſehr beeilte, um der Vereinigung der beiden Voͤlker zuvor zu kommen 92).
An dem zum Aufbruch bezeichneten Tage (gegen Mitte No- vember) ruͤckte Alexander aus; mit ihm waren die Hypaspiſten, die Schuͤtzen und Agrianer, die Phalanx Pithon, die Haͤlfte der Macedoniſchen Geſchwader und die Turaniſchen Reuter Bogen- ſchuͤtzen, im Ganzen gegen eilftauſend Mann Fußvolk und fuͤnf- tauſend Reuter. In kurzer Entfernung vom Aceſines begann die Wuͤſte; nach einem fuͤnfſtuͤndigen Marſche gelangte man zu einem Waſſer, dort wurde Halt gemacht, Mittag gehalten, ein wenig geruht, Waſſer in die Behaͤlter, wie ſie Jeder hatte, geſchoͤpft, dann weiter marſchirt; den noch uͤbrigen Theil des Tages und die folgende Nacht durch ging es in moͤglichſter Eile weiter, am an- deren Morgen ſah man, nach einem Marſche von faſt acht Mei- len, die Malliſche Stadt Agalaſſa 93) mit ihrer Burg gen Oſten liegen. Hierher hatten ſich viele Mallier zuruͤck gezogen; ſie la- gerten unbewacht und unbewaffnet vor den Mauern der Stadt, die die Menſchenmenge nicht faßte; ſie waren ſo vollkommen uͤber- zeugt, daß ein Ueberfall durch die Wuͤſte her unmoͤglich ſei, daß ſie das herannahende Heer fuͤr alles Andere, nur nicht fuͤr Mace- donier hielten. Und ſchon waren Alexanders Reuter mitten unter ihnen; an Widerſtand war nicht zu denken; Tauſende wurden
92)Arrian. VI. 11. 7.
93) Arrian hat dieſen Namen nicht, und bei Curtius, der hier faſt woͤrtlich mit Diodor ſtimmt, ver- birgt ihn die falſche Lesart alia gens (IX. 4. 5.); ſo verwirrt Beide erzaͤhlen, ſo laͤßt ſich in ihnen doch die Uebereinſtimmung mit Arrian noch heraus finden; das superato amne bei Curtius iſt vom Aceſines zu verſtehen, uͤber den Alexander gehen mußte, um von dem Lager, in das er nach der Expedition gegen die Si- bas zuruͤck gekehrt war, auf das Oſtufer des Stromes ins Malli- ſche Gebiet zu gelangen. Ueber die Mallier cf. Tod Rajastan II. p. 292, 443. Agalaſſa, acht Meilen von der Station unter der Hydaspesmuͤndung entfernt, trifft genau mit der Lage von Pinde Schaich Mooſa, ein und eine halbe Meile vom Hyarotis, zuſammen
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draker die Abſicht ſich zu verbuͤnden, und wuͤrden dann eine be-
deutende Kriegsmacht den Macedoniern entgegen geſtellt haben,
weshalb eben Alexander ſeinen Angriff ſo ſehr beeilte, um der
Vereinigung der beiden Voͤlker zuvor zu kommen 92).
An dem zum Aufbruch bezeichneten Tage (gegen Mitte No-
vember) ruͤckte Alexander aus; mit ihm waren die Hypaspiſten,
die Schuͤtzen und Agrianer, die Phalanx Pithon, die Haͤlfte der
Macedoniſchen Geſchwader und die Turaniſchen Reuter Bogen-
ſchuͤtzen, im Ganzen gegen eilftauſend Mann Fußvolk und fuͤnf-
tauſend Reuter. In kurzer Entfernung vom Aceſines begann die
Wuͤſte; nach einem fuͤnfſtuͤndigen Marſche gelangte man zu einem
Waſſer, dort wurde Halt gemacht, Mittag gehalten, ein wenig
geruht, Waſſer in die Behaͤlter, wie ſie Jeder hatte, geſchoͤpft,
dann weiter marſchirt; den noch uͤbrigen Theil des Tages und die
folgende Nacht durch ging es in moͤglichſter Eile weiter, am an-
deren Morgen ſah man, nach einem Marſche von faſt acht Mei-
len, die Malliſche Stadt Agalaſſa 93) mit ihrer Burg gen Oſten
liegen. Hierher hatten ſich viele Mallier zuruͤck gezogen; ſie la-
gerten unbewacht und unbewaffnet vor den Mauern der Stadt,
die die Menſchenmenge nicht faßte; ſie waren ſo vollkommen uͤber-
zeugt, daß ein Ueberfall durch die Wuͤſte her unmoͤglich ſei, daß
ſie das herannahende Heer fuͤr alles Andere, nur nicht fuͤr Mace-
donier hielten. Und ſchon waren Alexanders Reuter mitten unter
ihnen; an Widerſtand war nicht zu denken; Tauſende wurden
92) Arrian. VI. 11. 7.
93) Arrian hat dieſen Namen nicht,
und bei Curtius, der hier faſt woͤrtlich mit Diodor ſtimmt, ver-
birgt ihn die falſche Lesart alia gens (IX. 4. 5.); ſo verwirrt
Beide erzaͤhlen, ſo laͤßt ſich in ihnen doch die Uebereinſtimmung
mit Arrian noch heraus finden; das superato amne bei Curtius
iſt vom Aceſines zu verſtehen, uͤber den Alexander gehen mußte,
um von dem Lager, in das er nach der Expedition gegen die Si-
bas zuruͤck gekehrt war, auf das Oſtufer des Stromes ins Malli-
ſche Gebiet zu gelangen. Ueber die Mallier cf. Tod Rajastan II.
p. 292, 443. Agalaſſa, acht Meilen von der Station unter der
Hydaspesmuͤndung entfernt, trifft genau mit der Lage von Pinde
Schaich Mooſa, ein und eine halbe Meile vom Hyarotis, zuſammen
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/448>, abgerufen am 23.06.2024.
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