Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

Bild:
<< vorherige Seite

Macht zu umgeben, an deren Spitze er im Nothfall seinen alten
Phalangen entgegen zu treten vermochte.

Die Satrapen und Befehlshaber der verschiedenen, besonders
westlichen Landschaften und Waffenplätze, welche nach Susa ka-
men, hatten nach den Befehlen des Königs jene junge Mann-
schaften aus ihren Distrikten mitgebracht 43); es waren im Gan-
zen dreißigtausend Mann, in der vollsten Jugendfrische, alle in
demselben Alter, in voller Macedonischer Bewaffnung, und in
allen Uebungen des Macedonischen Heerwesens vollkommen ge-
wandt; sie führten ihre ersten Manöver vor dem Könige mit
ausgezeichneter Gewandtheit und Sicherheit aus, und Alexander
gab ihnen seine volle Zufriedenheit zu erkennen. Zugleich mit ih-
rer Aufnahme in das Heer 44) wurden aus den Turanischen und
Arianischen, den Parthischen und Iranischen Reuterschaaren, die
durch Geburt, Schönheit oder andere Vorzüge Ausgezeichneten aus-
gewählt und unter die Ritterschaft der Getreuen vertheilt, zu der
überdieß eine fünfte Hipparchie hinzugefügt wurde, welche wenig-

43) Arrian. VII. 6., cf. Plutarch 71., Diodor XVII. 108.,
die indeß irrig die späteren Vorfälle von Susa unmittelbar an
diesem Punkte anknüpfen. Es ist bereits von Anderen darauf auf-
merksam gemacht worden, daß Arrian (VII. 6. 8.) diesen Truppen
irriger Weise den Namen der Epigonen giebt, der vielmehr den
Kindern Macedonischer Soldaten und Asiatischer Frauen, für de-
ren militairische Erziehung der König die Sorge übernahm, zu-
kommt. In ähnlicher Weise hießen hundert Jahre später im Heere
der Lagiden (Polyb. V. 65.) nicht die "nach Macedonischer Art
bewaffneten Krieger," wohl aber die Nachkommen der von Phila-
delphus ins Land gerufenen Galater (Schol. ad Callim. in Del.
165.) Epigonen, cf. de Lagidarum regno p. 24.; bisweilen nennt
Arrian diese neuen Truppen Perser, sie waren aber gewiß (cf. Ju-
stin. XII.
12.) aus verschiedenen Satrapien und aus jenen
basilikoi paides genommen, deren Alexander schon in Aegypten
sechstausend hatte ausheben und einexerziren lassen, s. Suidas v.
44) In welcher Weise sie aufgenommen wurden, ob als eigene
Phalangen oder Ergänzung der bestehenden, ist nicht zu erkennen.
Ueber das Zugleich ist zwar keine ausdrückliche Nachricht vorhan-
den, indeß scheint es sich von selbst zu verstehen.

Macht zu umgeben, an deren Spitze er im Nothfall ſeinen alten
Phalangen entgegen zu treten vermochte.

Die Satrapen und Befehlshaber der verſchiedenen, beſonders
weſtlichen Landſchaften und Waffenplaͤtze, welche nach Suſa ka-
men, hatten nach den Befehlen des Koͤnigs jene junge Mann-
ſchaften aus ihren Diſtrikten mitgebracht 43); es waren im Gan-
zen dreißigtauſend Mann, in der vollſten Jugendfriſche, alle in
demſelben Alter, in voller Macedoniſcher Bewaffnung, und in
allen Uebungen des Macedoniſchen Heerweſens vollkommen ge-
wandt; ſie fuͤhrten ihre erſten Manoͤver vor dem Koͤnige mit
ausgezeichneter Gewandtheit und Sicherheit aus, und Alexander
gab ihnen ſeine volle Zufriedenheit zu erkennen. Zugleich mit ih-
rer Aufnahme in das Heer 44) wurden aus den Turaniſchen und
Arianiſchen, den Parthiſchen und Iraniſchen Reuterſchaaren, die
durch Geburt, Schoͤnheit oder andere Vorzuͤge Ausgezeichneten aus-
gewaͤhlt und unter die Ritterſchaft der Getreuen vertheilt, zu der
uͤberdieß eine fuͤnfte Hipparchie hinzugefuͤgt wurde, welche wenig-

43) Arrian. VII. 6., cf. Plutarch 71., Diodor XVII. 108.,
die indeß irrig die ſpaͤteren Vorfaͤlle von Suſa unmittelbar an
dieſem Punkte anknuͤpfen. Es iſt bereits von Anderen darauf auf-
merkſam gemacht worden, daß Arrian (VII. 6. 8.) dieſen Truppen
irriger Weiſe den Namen der Epigonen giebt, der vielmehr den
Kindern Macedoniſcher Soldaten und Aſiatiſcher Frauen, fuͤr de-
ren militairiſche Erziehung der Koͤnig die Sorge uͤbernahm, zu-
kommt. In aͤhnlicher Weiſe hießen hundert Jahre ſpaͤter im Heere
der Lagiden (Polyb. V. 65.) nicht die „nach Macedoniſcher Art
bewaffneten Krieger,“ wohl aber die Nachkommen der von Phila-
delphus ins Land gerufenen Galater (Schol. ad Callim. in Del.
165.) Epigonen, cf. de Lagidarum regno p. 24.; bisweilen nennt
Arrian dieſe neuen Truppen Perſer, ſie waren aber gewiß (cf. Ju-
stin. XII.
12.) aus verſchiedenen Satrapien und aus jenen
βασιλικοὶ παῖδες genommen, deren Alexander ſchon in Aegypten
ſechstauſend hatte ausheben und einexerziren laſſen, ſ. Suidas v.
44) In welcher Weiſe ſie aufgenommen wurden, ob als eigene
Phalangen oder Ergaͤnzung der beſtehenden, iſt nicht zu erkennen.
Ueber das Zugleich iſt zwar keine ausdruͤckliche Nachricht vorhan-
den, indeß ſcheint es ſich von ſelbſt zu verſtehen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0520" n="506"/>
Macht zu umgeben, an deren Spitze er im Nothfall &#x017F;einen alten<lb/>
Phalangen entgegen zu treten vermochte.</p><lb/>
          <p>Die Satrapen und Befehlshaber der ver&#x017F;chiedenen, be&#x017F;onders<lb/>
we&#x017F;tlichen Land&#x017F;chaften und Waffenpla&#x0364;tze, welche nach Su&#x017F;a ka-<lb/>
men, hatten nach den Befehlen des Ko&#x0364;nigs jene junge Mann-<lb/>
&#x017F;chaften aus ihren Di&#x017F;trikten mitgebracht <note place="foot" n="43)"><hi rendition="#aq">Arrian. VII. 6., cf. Plutarch 71., Diodor XVII.</hi> 108.,<lb/>
die indeß irrig die &#x017F;pa&#x0364;teren Vorfa&#x0364;lle von Su&#x017F;a unmittelbar an<lb/>
die&#x017F;em Punkte anknu&#x0364;pfen. Es i&#x017F;t bereits von Anderen darauf auf-<lb/>
merk&#x017F;am gemacht worden, daß Arrian (<hi rendition="#aq">VII.</hi> 6. 8.) die&#x017F;en Truppen<lb/>
irriger Wei&#x017F;e den Namen der Epigonen giebt, der vielmehr den<lb/>
Kindern Macedoni&#x017F;cher Soldaten und A&#x017F;iati&#x017F;cher Frauen, fu&#x0364;r de-<lb/>
ren militairi&#x017F;che Erziehung der Ko&#x0364;nig die Sorge u&#x0364;bernahm, zu-<lb/>
kommt. In a&#x0364;hnlicher Wei&#x017F;e hießen hundert Jahre &#x017F;pa&#x0364;ter im Heere<lb/>
der Lagiden (<hi rendition="#aq">Polyb. V.</hi> 65.) nicht die &#x201E;nach Macedoni&#x017F;cher Art<lb/>
bewaffneten Krieger,&#x201C; wohl aber die Nachkommen der von Phila-<lb/>
delphus ins Land gerufenen Galater (<hi rendition="#aq">Schol. ad Callim. in Del.</hi><lb/>
165.) Epigonen, <hi rendition="#aq">cf. de Lagidarum regno p.</hi> 24.; bisweilen nennt<lb/>
Arrian die&#x017F;e neuen Truppen Per&#x017F;er, &#x017F;ie waren aber gewiß (<hi rendition="#aq">cf. Ju-<lb/>
stin. XII.</hi> 12.) aus ver&#x017F;chiedenen Satrapien und aus jenen<lb/>
&#x03B2;&#x03B1;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BA;&#x03BF;&#x1F76; &#x03C0;&#x03B1;&#x1FD6;&#x03B4;&#x03B5;&#x03C2; genommen, deren Alexander &#x017F;chon in Aegypten<lb/>
&#x017F;echstau&#x017F;end hatte ausheben und einexerziren la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;. <hi rendition="#aq">Suidas v.</hi></note>; es waren im Gan-<lb/>
zen dreißigtau&#x017F;end Mann, in der voll&#x017F;ten Jugendfri&#x017F;che, alle in<lb/>
dem&#x017F;elben Alter, in voller Macedoni&#x017F;cher Bewaffnung, und in<lb/>
allen Uebungen des Macedoni&#x017F;chen Heerwe&#x017F;ens vollkommen ge-<lb/>
wandt; &#x017F;ie fu&#x0364;hrten ihre er&#x017F;ten Mano&#x0364;ver vor dem Ko&#x0364;nige mit<lb/>
ausgezeichneter Gewandtheit und Sicherheit aus, und Alexander<lb/>
gab ihnen &#x017F;eine volle Zufriedenheit zu erkennen. Zugleich mit ih-<lb/>
rer Aufnahme in das Heer <note place="foot" n="44)">In welcher Wei&#x017F;e &#x017F;ie aufgenommen wurden, ob als eigene<lb/>
Phalangen oder Erga&#x0364;nzung der be&#x017F;tehenden, i&#x017F;t nicht zu erkennen.<lb/>
Ueber das Zugleich i&#x017F;t zwar keine ausdru&#x0364;ckliche Nachricht vorhan-<lb/>
den, indeß &#x017F;cheint es &#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t zu ver&#x017F;tehen.</note> wurden aus den Turani&#x017F;chen und<lb/>
Ariani&#x017F;chen, den Parthi&#x017F;chen und Irani&#x017F;chen Reuter&#x017F;chaaren, die<lb/>
durch Geburt, Scho&#x0364;nheit oder andere Vorzu&#x0364;ge Ausgezeichneten aus-<lb/>
gewa&#x0364;hlt und unter die Ritter&#x017F;chaft der Getreuen vertheilt, zu der<lb/>
u&#x0364;berdieß eine fu&#x0364;nfte Hipparchie hinzugefu&#x0364;gt wurde, welche wenig-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[506/0520] Macht zu umgeben, an deren Spitze er im Nothfall ſeinen alten Phalangen entgegen zu treten vermochte. Die Satrapen und Befehlshaber der verſchiedenen, beſonders weſtlichen Landſchaften und Waffenplaͤtze, welche nach Suſa ka- men, hatten nach den Befehlen des Koͤnigs jene junge Mann- ſchaften aus ihren Diſtrikten mitgebracht 43); es waren im Gan- zen dreißigtauſend Mann, in der vollſten Jugendfriſche, alle in demſelben Alter, in voller Macedoniſcher Bewaffnung, und in allen Uebungen des Macedoniſchen Heerweſens vollkommen ge- wandt; ſie fuͤhrten ihre erſten Manoͤver vor dem Koͤnige mit ausgezeichneter Gewandtheit und Sicherheit aus, und Alexander gab ihnen ſeine volle Zufriedenheit zu erkennen. Zugleich mit ih- rer Aufnahme in das Heer 44) wurden aus den Turaniſchen und Arianiſchen, den Parthiſchen und Iraniſchen Reuterſchaaren, die durch Geburt, Schoͤnheit oder andere Vorzuͤge Ausgezeichneten aus- gewaͤhlt und unter die Ritterſchaft der Getreuen vertheilt, zu der uͤberdieß eine fuͤnfte Hipparchie hinzugefuͤgt wurde, welche wenig- 43) Arrian. VII. 6., cf. Plutarch 71., Diodor XVII. 108., die indeß irrig die ſpaͤteren Vorfaͤlle von Suſa unmittelbar an dieſem Punkte anknuͤpfen. Es iſt bereits von Anderen darauf auf- merkſam gemacht worden, daß Arrian (VII. 6. 8.) dieſen Truppen irriger Weiſe den Namen der Epigonen giebt, der vielmehr den Kindern Macedoniſcher Soldaten und Aſiatiſcher Frauen, fuͤr de- ren militairiſche Erziehung der Koͤnig die Sorge uͤbernahm, zu- kommt. In aͤhnlicher Weiſe hießen hundert Jahre ſpaͤter im Heere der Lagiden (Polyb. V. 65.) nicht die „nach Macedoniſcher Art bewaffneten Krieger,“ wohl aber die Nachkommen der von Phila- delphus ins Land gerufenen Galater (Schol. ad Callim. in Del. 165.) Epigonen, cf. de Lagidarum regno p. 24.; bisweilen nennt Arrian dieſe neuen Truppen Perſer, ſie waren aber gewiß (cf. Ju- stin. XII. 12.) aus verſchiedenen Satrapien und aus jenen βασιλικοὶ παῖδες genommen, deren Alexander ſchon in Aegypten ſechstauſend hatte ausheben und einexerziren laſſen, ſ. Suidas v. 44) In welcher Weiſe ſie aufgenommen wurden, ob als eigene Phalangen oder Ergaͤnzung der beſtehenden, iſt nicht zu erkennen. Ueber das Zugleich iſt zwar keine ausdruͤckliche Nachricht vorhan- den, indeß ſcheint es ſich von ſelbſt zu verſtehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/520
Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/520>, abgerufen am 22.11.2024.