lipp lange zu widerstehen, bis sie ihm endlich unter einheimischen Für- sten zu Tribut und Kriegsfolge pflichtig wurden. Ohne daß diese Völker die Verwirrung nach Philipps Ermordung zu offenbaren Feindseligkeiten benutzt, oder mit den Verschwornen, mit Attalus, mit den Athenern in Verbindung gestanden hätten, war die Besorg- niß vor ihnen im Rath Alexanders so groß, daß Alle Nachgiebigkeit und selbst, wenn sie abfielen, Nachsicht für gerathener hielten, als mit Strenge Unterwürfigkeit und Achtung gegen die bestehenden Verträge zu fordern. Aber Alexander erkannte, daß Nachgiebigkeit und halbe Maaßregeln Macedonien, das, wenn es angriff, unüber- windlich war, zur Ohnmacht der Defensive erniedrigt, die wilden und raublüsternen Barbaren kühner, den Perserkrieg unmöglich ge- macht hätten, da man weder die Grenzen ihren Angriffen Preis ge- ben, noch sie als leichtes Fußvolk in den Perserkriegen entbehren konnte.
Jetzt waren die Angelegenheiten Griechenlands glücklich been- det und die Jahreszeit so weit vorgerückt, daß man die Gebirge ohne bedeutende Hindernisse zu durchziehen hoffen durste. Da von den bezeichneten Völkerschaften diejenigen, welche zu Macedonien gehör- ten, noch nichts Entschiedenes unternommen hatten, oder wenigstens seit Alexanders Rückkehr nach Macedonien an weitere Unterneh- mungen nicht zu denken schienen, auf der anderen Seite aber, um sie von jedem Gedanken an Abfall und Neuerungen abzuschrecken, die Ueberlegenheit der Macedonischen Waffen und der bestimmte Wille, dieselben geltend zu machen, gleichsam vor ihren Augen ge- zeigt werden mußte, so beschloß der König einen Zug gegen die Triballer, welche noch nicht dafür gestraft waren, daß sie Philipp auf dem Rückmarsche vom Scythenzuge überfallen und beraubt hat- ten 66), und gegen die Geten, ihre Nachbarn jenseits der Donau, gegen welche der sogenannte Scythenzug Philipps, wie es scheint, ge- richtet gewesen war.
Dem Könige standen zwei Wege über das Gebirge in das Land der Triballer offen, entweder am Axiusstrom aufwärts durch das Gebiet der durch ihre Treue ausgezeichneten Agrianer über
66)Justin. IX. 3.
lipp lange zu widerſtehen, bis ſie ihm endlich unter einheimiſchen Für- ſten zu Tribut und Kriegsfolge pflichtig wurden. Ohne daß dieſe Völker die Verwirrung nach Philipps Ermordung zu offenbaren Feindſeligkeiten benutzt, oder mit den Verſchwornen, mit Attalus, mit den Athenern in Verbindung geſtanden hätten, war die Beſorg- niß vor ihnen im Rath Alexanders ſo groß, daß Alle Nachgiebigkeit und ſelbſt, wenn ſie abfielen, Nachſicht für gerathener hielten, als mit Strenge Unterwürfigkeit und Achtung gegen die beſtehenden Verträge zu fordern. Aber Alexander erkannte, daß Nachgiebigkeit und halbe Maaßregeln Macedonien, das, wenn es angriff, unüber- windlich war, zur Ohnmacht der Defenſive erniedrigt, die wilden und raublüſternen Barbaren kühner, den Perſerkrieg unmöglich ge- macht hätten, da man weder die Grenzen ihren Angriffen Preis ge- ben, noch ſie als leichtes Fußvolk in den Perſerkriegen entbehren konnte.
Jetzt waren die Angelegenheiten Griechenlands glücklich been- det und die Jahreszeit ſo weit vorgerückt, daß man die Gebirge ohne bedeutende Hinderniſſe zu durchziehen hoffen durſte. Da von den bezeichneten Völkerſchaften diejenigen, welche zu Macedonien gehör- ten, noch nichts Entſchiedenes unternommen hatten, oder wenigſtens ſeit Alexanders Rückkehr nach Macedonien an weitere Unterneh- mungen nicht zu denken ſchienen, auf der anderen Seite aber, um ſie von jedem Gedanken an Abfall und Neuerungen abzuſchrecken, die Ueberlegenheit der Macedoniſchen Waffen und der beſtimmte Wille, dieſelben geltend zu machen, gleichſam vor ihren Augen ge- zeigt werden mußte, ſo beſchloß der König einen Zug gegen die Triballer, welche noch nicht dafür geſtraft waren, daß ſie Philipp auf dem Rückmarſche vom Scythenzuge überfallen und beraubt hat- ten 66), und gegen die Geten, ihre Nachbarn jenſeits der Donau, gegen welche der ſogenannte Scythenzug Philipps, wie es ſcheint, ge- richtet geweſen war.
Dem Könige ſtanden zwei Wege über das Gebirge in das Land der Triballer offen, entweder am Axiusſtrom aufwärts durch das Gebiet der durch ihre Treue ausgezeichneten Agrianer über
66)Justin. IX. 3.
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lipp lange zu widerſtehen, bis ſie ihm endlich unter einheimiſchen Für-
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Völker die Verwirrung nach Philipps Ermordung zu offenbaren
Feindſeligkeiten benutzt, oder mit den Verſchwornen, mit Attalus,
mit den Athenern in Verbindung geſtanden hätten, war die Beſorg-
niß vor ihnen im Rath Alexanders ſo groß, daß Alle Nachgiebigkeit
und ſelbſt, wenn ſie abfielen, Nachſicht für gerathener hielten, als
mit Strenge Unterwürfigkeit und Achtung gegen die beſtehenden
Verträge zu fordern. Aber Alexander erkannte, daß Nachgiebigkeit
und halbe Maaßregeln Macedonien, das, wenn es angriff, unüber-
windlich war, zur Ohnmacht der Defenſive erniedrigt, die wilden
und raublüſternen Barbaren kühner, den Perſerkrieg unmöglich ge-
macht hätten, da man weder die Grenzen ihren Angriffen Preis ge-
ben, noch ſie als leichtes Fußvolk in den Perſerkriegen entbehren
konnte.
Jetzt waren die Angelegenheiten Griechenlands glücklich been-
det und die Jahreszeit ſo weit vorgerückt, daß man die Gebirge
ohne bedeutende Hinderniſſe zu durchziehen hoffen durſte. Da von den
bezeichneten Völkerſchaften diejenigen, welche zu Macedonien gehör-
ten, noch nichts Entſchiedenes unternommen hatten, oder wenigſtens
ſeit Alexanders Rückkehr nach Macedonien an weitere Unterneh-
mungen nicht zu denken ſchienen, auf der anderen Seite aber, um
ſie von jedem Gedanken an Abfall und Neuerungen abzuſchrecken,
die Ueberlegenheit der Macedoniſchen Waffen und der beſtimmte
Wille, dieſelben geltend zu machen, gleichſam vor ihren Augen ge-
zeigt werden mußte, ſo beſchloß der König einen Zug gegen die
Triballer, welche noch nicht dafür geſtraft waren, daß ſie Philipp
auf dem Rückmarſche vom Scythenzuge überfallen und beraubt hat-
ten 66), und gegen die Geten, ihre Nachbarn jenſeits der Donau,
gegen welche der ſogenannte Scythenzug Philipps, wie es ſcheint, ge-
richtet geweſen war.
Dem Könige ſtanden zwei Wege über das Gebirge in das
Land der Triballer offen, entweder am Axiusſtrom aufwärts durch
das Gebiet der durch ihre Treue ausgezeichneten Agrianer über
66) Justin. IX. 3.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/80>, abgerufen am 23.11.2024.
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