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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Bildung von sechs Vegetationszonen.
mittel sinkende Temperatur in gleicher Weise die Wüsten-
bildung förderte. Aehnlich im südhemisphärischen Som-
mer, wo in Südafrika über der Kalahari dieselbe niedrigste
jährliche Regenstufe (< 20 cm) mit einem Januarmittel
von mehr als 30° zusammenfällt, ebenso im Innern Au-
straliens bei Zusammentreffen der niedrigsten Regenstufe
mit einer 32° und sogar 34° übersteigenden Januar-
temperatur; nirgends geschieht dies aber in gleicher
Weise in Südamerika, wo die Atacamawüste schon von
nur 20°-Januarisotherme geschnitten wird und also ihre
Vegetationsöde der Regenlosigkeit in erster Linie allein
verdankt.

Das Interesse, welches der Vergleich von Temperatur-
und Niederschlagskarten bietet und zugleich der im all-
gemeinen in der jetzigen Periode parallele Gang von
Licht- und Wärmeverteilung, könnten darüber hinweg-
täuschen, dass man Vegetationskarten allein auf Tempe-
raturen und Feuchtigkeitsverhältnissen errichten könnte;
allein, wenn auch die Verteilung des Lichtes nicht wie
die der Wärme und Feuchtigkeit in ihrer jährlichen
Schwankung kartographiert worden ist, so scheint jede
Vegetationskarte ohne Berücksichtigung dieses primären
Agens ungenügend. Aus dem Grunde erscheint es auch nicht
geeignet, die Vegetationszonen selbst auf die Verteilung
verschiedengradiger "thermophiler" und "hygrophiler"
(bezw. "xerophiler") Vegetationsformen allein zu begrün-
den, sondern auf die vereinigten periodischen Er-
scheinungen
, welche alle drei Faktoren zum Urgrund
haben.

Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte ergeben
sich uns sechs ziemlich scharf geschiedene Vegetations-
zonen
(hier auf die Karte der Wärmezonen bezogen, in
genauerer Darstellung in Berghaus' physik. Atlas, Bl. Nr. 46);
eine entspricht der tropischen Wärmezone zu beiden Seiten
des Aequators, drei den gemäßigten und kalten Wärme-
zonen der nördlichen Hemisphäre, nur zwei dagegen den
gemäßigten und kalten Wärmezonen der südlichen Hemi-
sphäre, welche wir jetzt in vom Norden her südwärts vor-
schreitender Aufzählung kurz charakterisieren wollen,

Bildung von sechs Vegetationszonen.
mittel sinkende Temperatur in gleicher Weise die Wüsten-
bildung förderte. Aehnlich im südhemisphärischen Som-
mer, wo in Südafrika über der Kalahari dieselbe niedrigste
jährliche Regenstufe (< 20 cm) mit einem Januarmittel
von mehr als 30° zusammenfällt, ebenso im Innern Au-
straliens bei Zusammentreffen der niedrigsten Regenstufe
mit einer 32° und sogar 34° übersteigenden Januar-
temperatur; nirgends geschieht dies aber in gleicher
Weise in Südamerika, wo die Atacamawüste schon von
nur 20°-Januarisotherme geschnitten wird und also ihre
Vegetationsöde der Regenlosigkeit in erster Linie allein
verdankt.

Das Interesse, welches der Vergleich von Temperatur-
und Niederschlagskarten bietet und zugleich der im all-
gemeinen in der jetzigen Periode parallele Gang von
Licht- und Wärmeverteilung, könnten darüber hinweg-
täuschen, dass man Vegetationskarten allein auf Tempe-
raturen und Feuchtigkeitsverhältnissen errichten könnte;
allein, wenn auch die Verteilung des Lichtes nicht wie
die der Wärme und Feuchtigkeit in ihrer jährlichen
Schwankung kartographiert worden ist, so scheint jede
Vegetationskarte ohne Berücksichtigung dieses primären
Agens ungenügend. Aus dem Grunde erscheint es auch nicht
geeignet, die Vegetationszonen selbst auf die Verteilung
verschiedengradiger „thermophiler“ und „hygrophiler“
(bezw. „xerophiler“) Vegetationsformen allein zu begrün-
den, sondern auf die vereinigten periodischen Er-
scheinungen
, welche alle drei Faktoren zum Urgrund
haben.

Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte ergeben
sich uns sechs ziemlich scharf geschiedene Vegetations-
zonen
(hier auf die Karte der Wärmezonen bezogen, in
genauerer Darstellung in Berghaus’ physik. Atlas, Bl. Nr. 46);
eine entspricht der tropischen Wärmezone zu beiden Seiten
des Aequators, drei den gemäßigten und kalten Wärme-
zonen der nördlichen Hemisphäre, nur zwei dagegen den
gemäßigten und kalten Wärmezonen der südlichen Hemi-
sphäre, welche wir jetzt in vom Norden her südwärts vor-
schreitender Aufzählung kurz charakterisieren wollen,

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[82/0104] Bildung von sechs Vegetationszonen. mittel sinkende Temperatur in gleicher Weise die Wüsten- bildung förderte. Aehnlich im südhemisphärischen Som- mer, wo in Südafrika über der Kalahari dieselbe niedrigste jährliche Regenstufe (< 20 cm) mit einem Januarmittel von mehr als 30° zusammenfällt, ebenso im Innern Au- straliens bei Zusammentreffen der niedrigsten Regenstufe mit einer 32° und sogar 34° übersteigenden Januar- temperatur; nirgends geschieht dies aber in gleicher Weise in Südamerika, wo die Atacamawüste schon von nur 20°-Januarisotherme geschnitten wird und also ihre Vegetationsöde der Regenlosigkeit in erster Linie allein verdankt. Das Interesse, welches der Vergleich von Temperatur- und Niederschlagskarten bietet und zugleich der im all- gemeinen in der jetzigen Periode parallele Gang von Licht- und Wärmeverteilung, könnten darüber hinweg- täuschen, dass man Vegetationskarten allein auf Tempe- raturen und Feuchtigkeitsverhältnissen errichten könnte; allein, wenn auch die Verteilung des Lichtes nicht wie die der Wärme und Feuchtigkeit in ihrer jährlichen Schwankung kartographiert worden ist, so scheint jede Vegetationskarte ohne Berücksichtigung dieses primären Agens ungenügend. Aus dem Grunde erscheint es auch nicht geeignet, die Vegetationszonen selbst auf die Verteilung verschiedengradiger „thermophiler“ und „hygrophiler“ (bezw. „xerophiler“) Vegetationsformen allein zu begrün- den, sondern auf die vereinigten periodischen Er- scheinungen, welche alle drei Faktoren zum Urgrund haben. Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte ergeben sich uns sechs ziemlich scharf geschiedene Vegetations- zonen (hier auf die Karte der Wärmezonen bezogen, in genauerer Darstellung in Berghaus’ physik. Atlas, Bl. Nr. 46); eine entspricht der tropischen Wärmezone zu beiden Seiten des Aequators, drei den gemäßigten und kalten Wärme- zonen der nördlichen Hemisphäre, nur zwei dagegen den gemäßigten und kalten Wärmezonen der südlichen Hemi- sphäre, welche wir jetzt in vom Norden her südwärts vor- schreitender Aufzählung kurz charakterisieren wollen,

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/104>, abgerufen am 22.11.2024.