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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Zone I und II.
indem wir zahlreiche Einzelheiten den Schilderungen des
6. Abschnittes dieses Handbuches überlassen.

I. Arktische Glacial- und Tundrazone. Am Rande
dauernder, abgesehen von einzelnen eingestreuten Algen-
flecken oder schneefreien Oasen vegetationsloser Eiswüsten
beginnend, erstreckt sich dieselbe bis zur nördlichen
Baumgrenze und hat als vorwiegenden Charakter die Ent-
wickelung wenig mannigfaltiger Halbstrauch- und Stau-
denformationen von kurzer Vegetationsperiode, neben
Moosen und Flechten, für welche alle die Hauptentfaltung
in den Juli fällt. Nicht nur die Vegetationsformen der
Bäume und normalen Sträucher sind durch die zu kurze
Zeit hindurch anhaltenden Temperaturen von 10° im
durchschnittlichen Tagesmittel ausgeschlossen, sondern auch
alle zweijährigen, fast alle einjährigen Kräuter, von der
Klasse der Süsswassergewächse fast alle zu den Blüten-
pflanzen gehörigen Vegetationsformen, die Succulenten,
und ohne Ausnahme die den höheren Gewächsen ange-
hörenden Epiphyten, Lianen, Parasiten. Die Vegetations-
periode erreicht bis zu 3 Monaten Zeit, und wo sich in
den Hochländern der nördlichen Hemisphäre durch Tem-
peraturerniedrigung dieselbe Verkürzung der Periode, auch
bei vorhandener Lichtmenge, einstellt, gesellen sich die-
selben in ganz analogen Vegetationserscheinungen dieser
ersten Zone zu, wie z. B. am ausgedehntesten auf dem
5000 m Höhe vielfach überragenden Hochland von Tibet.
-- Diese Zone fällt ziemlich genau mit Köppens nörd-
licher Polarzone zusammen.

II. Zone der Zapfen- und sommergrünen Laubbäume,
der sommergrünen Moore und Wiesen
. Von der nörd-
lichen Waldgrenze an erstreckt sich dieselbe südwärts bis
dahin, wo in Waldländern die Vegetationsformen immer-
grüner Laubwipfelbäume und Laubsträucher vielfältig und
tonangebend in der Physiognomie der Landschaft hervor-
treten, und wo in baumlosen Grasländern an Stelle der
freudig auch im Sommer grünenden und blühenden Wie-
sen- und Heideflächen eine sommerdürre, im Hoch-
sommer verbrannte Vegetation eintritt. In dieser Zone
ist der Stillstand nur durch die winterlichen niederen

Zone I und II.
indem wir zahlreiche Einzelheiten den Schilderungen des
6. Abschnittes dieses Handbuches überlassen.

I. Arktische Glacial- und Tundrazone. Am Rande
dauernder, abgesehen von einzelnen eingestreuten Algen-
flecken oder schneefreien Oasen vegetationsloser Eiswüsten
beginnend, erstreckt sich dieselbe bis zur nördlichen
Baumgrenze und hat als vorwiegenden Charakter die Ent-
wickelung wenig mannigfaltiger Halbstrauch- und Stau-
denformationen von kurzer Vegetationsperiode, neben
Moosen und Flechten, für welche alle die Hauptentfaltung
in den Juli fällt. Nicht nur die Vegetationsformen der
Bäume und normalen Sträucher sind durch die zu kurze
Zeit hindurch anhaltenden Temperaturen von 10° im
durchschnittlichen Tagesmittel ausgeschlossen, sondern auch
alle zweijährigen, fast alle einjährigen Kräuter, von der
Klasse der Süsswassergewächse fast alle zu den Blüten-
pflanzen gehörigen Vegetationsformen, die Succulenten,
und ohne Ausnahme die den höheren Gewächsen ange-
hörenden Epiphyten, Lianen, Parasiten. Die Vegetations-
periode erreicht bis zu 3 Monaten Zeit, und wo sich in
den Hochländern der nördlichen Hemisphäre durch Tem-
peraturerniedrigung dieselbe Verkürzung der Periode, auch
bei vorhandener Lichtmenge, einstellt, gesellen sich die-
selben in ganz analogen Vegetationserscheinungen dieser
ersten Zone zu, wie z. B. am ausgedehntesten auf dem
5000 m Höhe vielfach überragenden Hochland von Tibet.
— Diese Zone fällt ziemlich genau mit Köppens nörd-
licher Polarzone zusammen.

II. Zone der Zapfen- und sommergrünen Laubbäume,
der sommergrünen Moore und Wiesen
. Von der nörd-
lichen Waldgrenze an erstreckt sich dieselbe südwärts bis
dahin, wo in Waldländern die Vegetationsformen immer-
grüner Laubwipfelbäume und Laubsträucher vielfältig und
tonangebend in der Physiognomie der Landschaft hervor-
treten, und wo in baumlosen Grasländern an Stelle der
freudig auch im Sommer grünenden und blühenden Wie-
sen- und Heideflächen eine sommerdürre, im Hoch-
sommer verbrannte Vegetation eintritt. In dieser Zone
ist der Stillstand nur durch die winterlichen niederen

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[83/0105] Zone I und II. indem wir zahlreiche Einzelheiten den Schilderungen des 6. Abschnittes dieses Handbuches überlassen. I. Arktische Glacial- und Tundrazone. Am Rande dauernder, abgesehen von einzelnen eingestreuten Algen- flecken oder schneefreien Oasen vegetationsloser Eiswüsten beginnend, erstreckt sich dieselbe bis zur nördlichen Baumgrenze und hat als vorwiegenden Charakter die Ent- wickelung wenig mannigfaltiger Halbstrauch- und Stau- denformationen von kurzer Vegetationsperiode, neben Moosen und Flechten, für welche alle die Hauptentfaltung in den Juli fällt. Nicht nur die Vegetationsformen der Bäume und normalen Sträucher sind durch die zu kurze Zeit hindurch anhaltenden Temperaturen von 10° im durchschnittlichen Tagesmittel ausgeschlossen, sondern auch alle zweijährigen, fast alle einjährigen Kräuter, von der Klasse der Süsswassergewächse fast alle zu den Blüten- pflanzen gehörigen Vegetationsformen, die Succulenten, und ohne Ausnahme die den höheren Gewächsen ange- hörenden Epiphyten, Lianen, Parasiten. Die Vegetations- periode erreicht bis zu 3 Monaten Zeit, und wo sich in den Hochländern der nördlichen Hemisphäre durch Tem- peraturerniedrigung dieselbe Verkürzung der Periode, auch bei vorhandener Lichtmenge, einstellt, gesellen sich die- selben in ganz analogen Vegetationserscheinungen dieser ersten Zone zu, wie z. B. am ausgedehntesten auf dem 5000 m Höhe vielfach überragenden Hochland von Tibet. — Diese Zone fällt ziemlich genau mit Köppens nörd- licher Polarzone zusammen. II. Zone der Zapfen- und sommergrünen Laubbäume, der sommergrünen Moore und Wiesen. Von der nörd- lichen Waldgrenze an erstreckt sich dieselbe südwärts bis dahin, wo in Waldländern die Vegetationsformen immer- grüner Laubwipfelbäume und Laubsträucher vielfältig und tonangebend in der Physiognomie der Landschaft hervor- treten, und wo in baumlosen Grasländern an Stelle der freudig auch im Sommer grünenden und blühenden Wie- sen- und Heideflächen eine sommerdürre, im Hoch- sommer verbrannte Vegetation eintritt. In dieser Zone ist der Stillstand nur durch die winterlichen niederen

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/105>, abgerufen am 23.11.2024.