letzte Abteilung gehört trotz der herrschenden Hitze wegen der fehlenden Charakter-Vegetationsformen der Tropen in diese Zone, und umfasst besonders die Sahara, Arabien, Indische Wüste, Mohave- Wüste.
IV. Zone der tropischen immergrünen, oder je nach den Regenzeiten periodisch belaubten Vegetiationsformen. Dieselbe umfasst alle Länder, in welchen eine durch Kälte bedingte Winterruhe gar nicht existiert, in welcher bei gleichförmig hohen Temperaturen eine der Vegetation durchaus feindliche und zur Wüstenbildung führende Hitze durch tropische Sommerregen verhindert wird, und in denen die Entwickelung der Vegetationsformationen von der Verteilung der Niederschläge über das ganze Jahr zerstreut oder über bestimmte Abschnitte desselben aus- gedehnt ganz allein abhängt, ohne dass die Trocken- periode zu biologischen Verhältnissen führte, wie sie die subtropischen Wüsten auszeichnen.
Eine Fülle besonderer Vegetationsformen, einige cha- rakteristische und dieser Vegetationszone fast ausschliesslich angehörige Vegetationsklassen zeichnen sie vor den übrigen aus. Dahin gehören besonders die allein oder beigemischt Wälder bildenden immergrünen grossbeblätterten Schopf- bäume, deren Vegetation von keinem anderen Klima er- halten werden kann (Palmen, Pandaneen etc.), und neben diesen die Entwickelung vieljähriger Stauden, deren Blatt- rosette auf einem scheidenumhüllten Stamm frei in die Luft ragt (Musa). Die Vegetationsklasse der immergrünen Wipfel- bäume ist neben jener der periodisch-regengrünen die Hauptmasse des Waldes bildend; letztere (die regen- grünen Bäume) sind für diese Zone eigentümlich. An den Meeresküsten finden sich die Mangroven ein; die Binnen- wälder erhalten durch die beigemischten Lianen und Epi- phyten ein verändertes Gepräge, und beide Vegetations- klassen umfassen in dieser Zone allein einen grossen Formenreichtum. Selbst Holzparasiten und Saprophyten finden hier die reichste Entwickelung, dazu fehlen auch Stamm- und Blatt-Succulenten nicht, während die unter der polaren Glacial- und Tundrazone genannten Vegeta-
Zone IV.
letzte Abteilung gehört trotz der herrschenden Hitze wegen der fehlenden Charakter-Vegetationsformen der Tropen in diese Zone, und umfasst besonders die Sahara, Arabien, Indische Wüste, Mohave- Wüste.
IV. Zone der tropischen immergrünen, oder je nach den Regenzeiten periodisch belaubten Vegetiationsformen. Dieselbe umfasst alle Länder, in welchen eine durch Kälte bedingte Winterruhe gar nicht existiert, in welcher bei gleichförmig hohen Temperaturen eine der Vegetation durchaus feindliche und zur Wüstenbildung führende Hitze durch tropische Sommerregen verhindert wird, und in denen die Entwickelung der Vegetationsformationen von der Verteilung der Niederschläge über das ganze Jahr zerstreut oder über bestimmte Abschnitte desselben aus- gedehnt ganz allein abhängt, ohne dass die Trocken- periode zu biologischen Verhältnissen führte, wie sie die subtropischen Wüsten auszeichnen.
Eine Fülle besonderer Vegetationsformen, einige cha- rakteristische und dieser Vegetationszone fast ausschliesslich angehörige Vegetationsklassen zeichnen sie vor den übrigen aus. Dahin gehören besonders die allein oder beigemischt Wälder bildenden immergrünen grossbeblätterten Schopf- bäume, deren Vegetation von keinem anderen Klima er- halten werden kann (Palmen, Pandaneen etc.), und neben diesen die Entwickelung vieljähriger Stauden, deren Blatt- rosette auf einem scheidenumhüllten Stamm frei in die Luft ragt (Musa). Die Vegetationsklasse der immergrünen Wipfel- bäume ist neben jener der periodisch-regengrünen die Hauptmasse des Waldes bildend; letztere (die regen- grünen Bäume) sind für diese Zone eigentümlich. An den Meeresküsten finden sich die Mangroven ein; die Binnen- wälder erhalten durch die beigemischten Lianen und Epi- phyten ein verändertes Gepräge, und beide Vegetations- klassen umfassen in dieser Zone allein einen grossen Formenreichtum. Selbst Holzparasiten und Saprophyten finden hier die reichste Entwickelung, dazu fehlen auch Stamm- und Blatt-Succulenten nicht, während die unter der polaren Glacial- und Tundrazone genannten Vegeta-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><list><item><pbfacs="#f0110"n="88"/><fwplace="top"type="header">Zone IV.</fw><lb/>
letzte Abteilung gehört trotz der herrschenden Hitze<lb/>
wegen der fehlenden Charakter-Vegetationsformen<lb/>
der Tropen in diese Zone, und umfasst besonders<lb/>
die Sahara, Arabien, Indische Wüste, Mohave-<lb/>
Wüste.</item></list><lb/><p><hirendition="#i">IV. Zone der tropischen immergrünen, oder je nach<lb/>
den Regenzeiten periodisch belaubten Vegetiationsformen</hi>.<lb/>
Dieselbe umfasst alle Länder, in welchen eine durch<lb/>
Kälte bedingte Winterruhe gar nicht existiert, in welcher<lb/>
bei gleichförmig hohen Temperaturen eine der Vegetation<lb/>
durchaus feindliche und zur Wüstenbildung führende Hitze<lb/>
durch tropische Sommerregen verhindert wird, und in<lb/>
denen die Entwickelung der Vegetationsformationen von<lb/>
der Verteilung der Niederschläge über das ganze Jahr<lb/>
zerstreut oder über bestimmte Abschnitte desselben aus-<lb/>
gedehnt ganz allein abhängt, ohne dass die Trocken-<lb/>
periode zu biologischen Verhältnissen führte, wie sie die<lb/>
subtropischen Wüsten auszeichnen.</p><lb/><p>Eine Fülle besonderer Vegetationsformen, einige cha-<lb/>
rakteristische und dieser Vegetationszone fast ausschliesslich<lb/>
angehörige Vegetationsklassen zeichnen sie vor den übrigen<lb/>
aus. Dahin gehören besonders die allein oder beigemischt<lb/>
Wälder bildenden immergrünen grossbeblätterten Schopf-<lb/>
bäume, deren Vegetation von keinem anderen Klima er-<lb/>
halten werden kann (<hirendition="#i">Palmen, Pandaneen etc.</hi>), und neben<lb/>
diesen die Entwickelung vieljähriger Stauden, deren Blatt-<lb/>
rosette auf einem scheidenumhüllten Stamm frei in die Luft<lb/>
ragt (<hirendition="#i">Musa</hi>). Die Vegetationsklasse der immergrünen Wipfel-<lb/>
bäume ist neben jener der periodisch-regengrünen die<lb/>
Hauptmasse des Waldes bildend; letztere (die regen-<lb/>
grünen Bäume) sind für diese Zone eigentümlich. An den<lb/>
Meeresküsten finden sich die Mangroven ein; die Binnen-<lb/>
wälder erhalten durch die beigemischten Lianen und Epi-<lb/>
phyten ein verändertes Gepräge, und beide Vegetations-<lb/>
klassen umfassen in dieser Zone allein einen grossen<lb/>
Formenreichtum. Selbst Holzparasiten und Saprophyten<lb/>
finden hier die reichste Entwickelung, dazu fehlen auch<lb/>
Stamm- und Blatt-Succulenten nicht, während die unter<lb/>
der polaren Glacial- und Tundrazone genannten Vegeta-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[88/0110]
Zone IV.
letzte Abteilung gehört trotz der herrschenden Hitze
wegen der fehlenden Charakter-Vegetationsformen
der Tropen in diese Zone, und umfasst besonders
die Sahara, Arabien, Indische Wüste, Mohave-
Wüste.
IV. Zone der tropischen immergrünen, oder je nach
den Regenzeiten periodisch belaubten Vegetiationsformen.
Dieselbe umfasst alle Länder, in welchen eine durch
Kälte bedingte Winterruhe gar nicht existiert, in welcher
bei gleichförmig hohen Temperaturen eine der Vegetation
durchaus feindliche und zur Wüstenbildung führende Hitze
durch tropische Sommerregen verhindert wird, und in
denen die Entwickelung der Vegetationsformationen von
der Verteilung der Niederschläge über das ganze Jahr
zerstreut oder über bestimmte Abschnitte desselben aus-
gedehnt ganz allein abhängt, ohne dass die Trocken-
periode zu biologischen Verhältnissen führte, wie sie die
subtropischen Wüsten auszeichnen.
Eine Fülle besonderer Vegetationsformen, einige cha-
rakteristische und dieser Vegetationszone fast ausschliesslich
angehörige Vegetationsklassen zeichnen sie vor den übrigen
aus. Dahin gehören besonders die allein oder beigemischt
Wälder bildenden immergrünen grossbeblätterten Schopf-
bäume, deren Vegetation von keinem anderen Klima er-
halten werden kann (Palmen, Pandaneen etc.), und neben
diesen die Entwickelung vieljähriger Stauden, deren Blatt-
rosette auf einem scheidenumhüllten Stamm frei in die Luft
ragt (Musa). Die Vegetationsklasse der immergrünen Wipfel-
bäume ist neben jener der periodisch-regengrünen die
Hauptmasse des Waldes bildend; letztere (die regen-
grünen Bäume) sind für diese Zone eigentümlich. An den
Meeresküsten finden sich die Mangroven ein; die Binnen-
wälder erhalten durch die beigemischten Lianen und Epi-
phyten ein verändertes Gepräge, und beide Vegetations-
klassen umfassen in dieser Zone allein einen grossen
Formenreichtum. Selbst Holzparasiten und Saprophyten
finden hier die reichste Entwickelung, dazu fehlen auch
Stamm- und Blatt-Succulenten nicht, während die unter
der polaren Glacial- und Tundrazone genannten Vegeta-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/110>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.