schlossenen Formenkreise im gegenseitigen Nützlichkeits- verhältnis steht. Am weitesten ausgedehnt ist dieses zu beobachten zwischen Blumen mit klebrigem Pollen und den von diesem oder von Zuckersäften der Blumen lebenden Insekten, welche zugleich durch Wechselbefruchtung eine samentüchtige Nachkommenschaft erzielen.
Dies umfangreiche biologische Kapitel kann hier nur in seiner geographischen Wirkung angedeutet werden. Eine ausgedehnte Litteratur ist darüber vorhanden, aus welcher hier nur einige all- gemein zusammenfassende Schriften genannt werden mögen: Hildebrand, Die Geschlechterverteilung bei den Pflanzen und das Gesetz der vermiedenen und unvorteilhaften stetigen Selbstbefruch- tung; Leipzig 1867. -- Darwin, The Effects of Cross- and Self- Fertilisation, London 1876 (übersetzt 1877). -- Kerner, Schutz- mittel der Blüten gegen unberufene Gäste, Wien 1876. -- Dr. H. Müller, Die Befruchtung der Blumen durch Insekten und die gegenseitigen Anpassungen beider, Leipzig 1873; ergänzt durch desselben Verf.: Alpenblumen, ihre Befruchtung durch Insekten, Leipzig 1881. -- Errera, Sur la structure et les modes de fecon- dation des fleurs, Gand 1878 (Bull. Soc. roy. de botan. de Belgi- que XVII). -- Schenks Handbuch d. Botan. Bd. 1. S. 1--112. -- In Verbindung mit anderen Abhängigkeitsverhältnissen der Fort- pflanzung und Verbreitung bespricht Wiesner den Gegenstand in klarer Zusammenfassung in "Elemente d. wiss. Botanik", Bd. III (Pflanzenbiologie) unter den biologischen Verhältnissen der Fort- pflanzung; mit Recht ist in diesem einzigen Lehrbuch der Biologie die Wechselwirkung der Organisation in Anschluss an geographi- sche Verbreitung gebracht.
Die Wirkung dieses Gegenseitigkeitsverhältnisses ist in der grossen Natur eine zwiefache: erstens die Wirkung auf die Ausbreitung, die Areale, mithin auf den Charakter der Florengebiete, und zweitens die Wirkung auf die Physiognomie der Vegetation, insofern als in der Schau- stellung der Honig darbietenden und auf Kreuzbefruch- tung wartenden Blumen neben den unscheinbareren sich selbst mit Hilfe der Luftströmungen befruchtenden "Wind- blütlern" und in der Bevorzugung der einen vor den anderen ein bestimmter landschaftlicher Eindruck hervor- gerufen werden kann.
Die Wirkung auf das Areal ist natürlich nur dann eine zwingende, wenn bestimmte Insekten auf bestimmte Blumen oder umgekehrt angewiesen sind. So ist es neuerdings für die Aconitum- und Bombus-Arten von Kronfeld dargelegt.
Wirkung der Insekten-Befruchtung.
schlossenen Formenkreise im gegenseitigen Nützlichkeits- verhältnis steht. Am weitesten ausgedehnt ist dieses zu beobachten zwischen Blumen mit klebrigem Pollen und den von diesem oder von Zuckersäften der Blumen lebenden Insekten, welche zugleich durch Wechselbefruchtung eine samentüchtige Nachkommenschaft erzielen.
Dies umfangreiche biologische Kapitel kann hier nur in seiner geographischen Wirkung angedeutet werden. Eine ausgedehnte Litteratur ist darüber vorhanden, aus welcher hier nur einige all- gemein zusammenfassende Schriften genannt werden mögen: Hildebrand, Die Geschlechterverteilung bei den Pflanzen und das Gesetz der vermiedenen und unvorteilhaften stetigen Selbstbefruch- tung; Leipzig 1867. — Darwin, The Effects of Cross- and Self- Fertilisation, London 1876 (übersetzt 1877). — Kerner, Schutz- mittel der Blüten gegen unberufene Gäste, Wien 1876. — Dr. H. Müller, Die Befruchtung der Blumen durch Insekten und die gegenseitigen Anpassungen beider, Leipzig 1873; ergänzt durch desselben Verf.: Alpenblumen, ihre Befruchtung durch Insekten, Leipzig 1881. — Erréra, Sur la structure et les modes de fécon- dation des fleurs, Gand 1878 (Bull. Soc. roy. de botan. de Belgi- que XVII). — Schenks Handbuch d. Botan. Bd. 1. S. 1—112. — In Verbindung mit anderen Abhängigkeitsverhältnissen der Fort- pflanzung und Verbreitung bespricht Wiesner den Gegenstand in klarer Zusammenfassung in „Elemente d. wiss. Botanik“, Bd. III (Pflanzenbiologie) unter den biologischen Verhältnissen der Fort- pflanzung; mit Recht ist in diesem einzigen Lehrbuch der Biologie die Wechselwirkung der Organisation in Anschluss an geographi- sche Verbreitung gebracht.
Die Wirkung dieses Gegenseitigkeitsverhältnisses ist in der grossen Natur eine zwiefache: erstens die Wirkung auf die Ausbreitung, die Areale, mithin auf den Charakter der Florengebiete, und zweitens die Wirkung auf die Physiognomie der Vegetation, insofern als in der Schau- stellung der Honig darbietenden und auf Kreuzbefruch- tung wartenden Blumen neben den unscheinbareren sich selbst mit Hilfe der Luftströmungen befruchtenden „Wind- blütlern“ und in der Bevorzugung der einen vor den anderen ein bestimmter landschaftlicher Eindruck hervor- gerufen werden kann.
Die Wirkung auf das Areal ist natürlich nur dann eine zwingende, wenn bestimmte Insekten auf bestimmte Blumen oder umgekehrt angewiesen sind. So ist es neuerdings für die Aconitum- und Bombus-Arten von Kronfeld dargelegt.
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Wirkung der Insekten-Befruchtung.
schlossenen Formenkreise im gegenseitigen Nützlichkeits-
verhältnis steht. Am weitesten ausgedehnt ist dieses zu
beobachten zwischen Blumen mit klebrigem Pollen und
den von diesem oder von Zuckersäften der Blumen lebenden
Insekten, welche zugleich durch Wechselbefruchtung eine
samentüchtige Nachkommenschaft erzielen.
Dies umfangreiche biologische Kapitel kann hier nur in seiner
geographischen Wirkung angedeutet werden. Eine ausgedehnte
Litteratur ist darüber vorhanden, aus welcher hier nur einige all-
gemein zusammenfassende Schriften genannt werden mögen:
Hildebrand, Die Geschlechterverteilung bei den Pflanzen und das
Gesetz der vermiedenen und unvorteilhaften stetigen Selbstbefruch-
tung; Leipzig 1867. — Darwin, The Effects of Cross- and Self-
Fertilisation, London 1876 (übersetzt 1877). — Kerner, Schutz-
mittel der Blüten gegen unberufene Gäste, Wien 1876. — Dr. H.
Müller, Die Befruchtung der Blumen durch Insekten und die
gegenseitigen Anpassungen beider, Leipzig 1873; ergänzt durch
desselben Verf.: Alpenblumen, ihre Befruchtung durch Insekten,
Leipzig 1881. — Erréra, Sur la structure et les modes de fécon-
dation des fleurs, Gand 1878 (Bull. Soc. roy. de botan. de Belgi-
que XVII). — Schenks Handbuch d. Botan. Bd. 1. S. 1—112. —
In Verbindung mit anderen Abhängigkeitsverhältnissen der Fort-
pflanzung und Verbreitung bespricht Wiesner den Gegenstand in
klarer Zusammenfassung in „Elemente d. wiss. Botanik“, Bd. III
(Pflanzenbiologie) unter den biologischen Verhältnissen der Fort-
pflanzung; mit Recht ist in diesem einzigen Lehrbuch der Biologie
die Wechselwirkung der Organisation in Anschluss an geographi-
sche Verbreitung gebracht.
Die Wirkung dieses Gegenseitigkeitsverhältnisses ist
in der grossen Natur eine zwiefache: erstens die Wirkung
auf die Ausbreitung, die Areale, mithin auf den Charakter
der Florengebiete, und zweitens die Wirkung auf die
Physiognomie der Vegetation, insofern als in der Schau-
stellung der Honig darbietenden und auf Kreuzbefruch-
tung wartenden Blumen neben den unscheinbareren sich
selbst mit Hilfe der Luftströmungen befruchtenden „Wind-
blütlern“ und in der Bevorzugung der einen vor den
anderen ein bestimmter landschaftlicher Eindruck hervor-
gerufen werden kann.
Die Wirkung auf das Areal ist natürlich nur dann eine
zwingende, wenn bestimmte Insekten auf bestimmte Blumen
oder umgekehrt angewiesen sind. So ist es neuerdings für
die Aconitum- und Bombus-Arten von Kronfeld dargelegt.
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/144>, abgerufen am 23.11.2024.
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