Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Endemische Sippen verschiedenen Ranges. noch erhalten: sie bilden die Relikt-Endemismendieses Areals. Durch frühere Verdrängung hier und Fortwandern dorthin kann dieses Areal in ein Land fallen, in welchem die betreffende Art niemals ihre Entstehung genommen hat; es gibt also Endemismen, welche im Ge- biet entstanden, und solche, welche zugewandert sind. Die letzteren entwickeln sich dann häufig noch durch weitere Transmutation ihrer morphologischen Charaktere zu sekundär an Ort und Stelle entstandenen, besser ge- sagt "umgeformten" Endemismen. Diese werden mit Rücksicht auf ihre jüngeren Merkmale und Eigenschaften richtig im Gebiete endemisch. Mit Bezug auf das oben (S. 99) Gesagte gibt es Endemismen von sehr verschie- denem morphologischen Range, endemische Sippen vom Range blosser Varietäten, Unterarten, Arten, Gattungs- sektionen, Gattungen, Tribus natürlicher Ordnungen, ganzer Ordnungen des natürlichen Systems. Der Wert der endemischen Sippen für die geographische Charakte- risierung steigt mit ihrem morphologischen Range: Ge- biete mit eigenen, auf ein kleines Gebiet beschränkten Tribus und Ordnungen sind durch diese sehr ausgezeichnet und im allgemeinen als von sehr abgeschlossen selbständiger Entwickelung zu betrachten. Die Sippen vom höheren Range gebrauchen zwar Endemische Sippen verschiedenen Ranges. noch erhalten: sie bilden die Relikt-Endemismendieses Areals. Durch frühere Verdrängung hier und Fortwandern dorthin kann dieses Areal in ein Land fallen, in welchem die betreffende Art niemals ihre Entstehung genommen hat; es gibt also Endemismen, welche im Ge- biet entstanden, und solche, welche zugewandert sind. Die letzteren entwickeln sich dann häufig noch durch weitere Transmutation ihrer morphologischen Charaktere zu sekundär an Ort und Stelle entstandenen, besser ge- sagt „umgeformten“ Endemismen. Diese werden mit Rücksicht auf ihre jüngeren Merkmale und Eigenschaften richtig im Gebiete endemisch. Mit Bezug auf das oben (S. 99) Gesagte gibt es Endemismen von sehr verschie- denem morphologischen Range, endemische Sippen vom Range blosser Varietäten, Unterarten, Arten, Gattungs- sektionen, Gattungen, Tribus natürlicher Ordnungen, ganzer Ordnungen des natürlichen Systems. Der Wert der endemischen Sippen für die geographische Charakte- risierung steigt mit ihrem morphologischen Range: Ge- biete mit eigenen, auf ein kleines Gebiet beschränkten Tribus und Ordnungen sind durch diese sehr ausgezeichnet und im allgemeinen als von sehr abgeschlossen selbständiger Entwickelung zu betrachten. Die Sippen vom höheren Range gebrauchen zwar <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="125"/><fw place="top" type="header">Endemische Sippen verschiedenen Ranges.</fw><lb/> noch erhalten: sie bilden die <hi rendition="#g">Relikt-Endemismen</hi><lb/> dieses Areals. Durch frühere Verdrängung hier und<lb/> Fortwandern dorthin kann dieses Areal in ein Land fallen,<lb/> in welchem die betreffende Art niemals ihre Entstehung<lb/> genommen hat; es gibt also Endemismen, welche im Ge-<lb/> biet entstanden, und solche, welche zugewandert sind.<lb/> Die letzteren entwickeln sich dann häufig noch durch<lb/> weitere Transmutation ihrer morphologischen Charaktere<lb/> zu sekundär an Ort und Stelle entstandenen, besser ge-<lb/> sagt „<hi rendition="#g">umgeformten</hi>“ Endemismen. Diese werden mit<lb/> Rücksicht auf ihre jüngeren Merkmale und Eigenschaften<lb/> richtig im Gebiete endemisch. Mit Bezug auf das oben<lb/> (S. 99) Gesagte gibt es Endemismen von sehr verschie-<lb/> denem morphologischen Range, endemische Sippen vom<lb/> Range blosser Varietäten, Unterarten, Arten, Gattungs-<lb/> sektionen, Gattungen, Tribus natürlicher Ordnungen,<lb/> ganzer Ordnungen des natürlichen Systems. Der Wert<lb/> der endemischen Sippen für die geographische Charakte-<lb/> risierung steigt mit ihrem morphologischen Range: Ge-<lb/> biete mit eigenen, auf ein kleines Gebiet beschränkten Tribus<lb/> und Ordnungen sind durch diese sehr ausgezeichnet und<lb/> im allgemeinen als von sehr abgeschlossen selbständiger<lb/> Entwickelung zu betrachten.</p><lb/> <p>Die Sippen vom höheren Range gebrauchen zwar<lb/> im allgemeinen mehr Zeit zu ihrer Herausbildung als<lb/> diejenigen niederen Ranges; doch kann es auch anders<lb/> sein, da wir die endemischen Bildungen lokal entstandener<lb/> und diejenigen durch Aussterben ringsum lokal erhaltener<lb/> Art nur selten unterscheiden können. Aber auch die<lb/> Sippen von einheitlichem Range, z. B. gleichwertige<lb/> Arten, sind sehr ungleich alt, und während es solche<lb/> gibt, welche seit der Pliocenzeit und seit länger sich<lb/> anscheinend nicht verändert haben, wie die Conifere<lb/><hi rendition="#i">Taxodium distichum</hi> im jetzigen nordamerikanischen<lb/> Florenreich mit früher weit-borealer Verbreitung, sind<lb/> viele andere unzweifelhaft jung. Um so mehr wird das<lb/> Alter der endemischen Arten, d. h. die Zeit, während<lb/> welcher eine Art ein bestimmtes Gebiet charakterisierte,<lb/> schwankend sein.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [125/0147]
Endemische Sippen verschiedenen Ranges.
noch erhalten: sie bilden die Relikt-Endemismen
dieses Areals. Durch frühere Verdrängung hier und
Fortwandern dorthin kann dieses Areal in ein Land fallen,
in welchem die betreffende Art niemals ihre Entstehung
genommen hat; es gibt also Endemismen, welche im Ge-
biet entstanden, und solche, welche zugewandert sind.
Die letzteren entwickeln sich dann häufig noch durch
weitere Transmutation ihrer morphologischen Charaktere
zu sekundär an Ort und Stelle entstandenen, besser ge-
sagt „umgeformten“ Endemismen. Diese werden mit
Rücksicht auf ihre jüngeren Merkmale und Eigenschaften
richtig im Gebiete endemisch. Mit Bezug auf das oben
(S. 99) Gesagte gibt es Endemismen von sehr verschie-
denem morphologischen Range, endemische Sippen vom
Range blosser Varietäten, Unterarten, Arten, Gattungs-
sektionen, Gattungen, Tribus natürlicher Ordnungen,
ganzer Ordnungen des natürlichen Systems. Der Wert
der endemischen Sippen für die geographische Charakte-
risierung steigt mit ihrem morphologischen Range: Ge-
biete mit eigenen, auf ein kleines Gebiet beschränkten Tribus
und Ordnungen sind durch diese sehr ausgezeichnet und
im allgemeinen als von sehr abgeschlossen selbständiger
Entwickelung zu betrachten.
Die Sippen vom höheren Range gebrauchen zwar
im allgemeinen mehr Zeit zu ihrer Herausbildung als
diejenigen niederen Ranges; doch kann es auch anders
sein, da wir die endemischen Bildungen lokal entstandener
und diejenigen durch Aussterben ringsum lokal erhaltener
Art nur selten unterscheiden können. Aber auch die
Sippen von einheitlichem Range, z. B. gleichwertige
Arten, sind sehr ungleich alt, und während es solche
gibt, welche seit der Pliocenzeit und seit länger sich
anscheinend nicht verändert haben, wie die Conifere
Taxodium distichum im jetzigen nordamerikanischen
Florenreich mit früher weit-borealer Verbreitung, sind
viele andere unzweifelhaft jung. Um so mehr wird das
Alter der endemischen Arten, d. h. die Zeit, während
welcher eine Art ein bestimmtes Gebiet charakterisierte,
schwankend sein.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |