Sinne ist auch der Florencharakter des makaronesischen Inselge- bietes zu erklären: es ist schon zur Tertiärzeit auf Wegen, deren Wirkung wir noch heute sehen, von Elementen besiedelt, welche seit jener Zeit in Europa geschwunden, zerstreut oder transformiert sind; die Inseln boten für diese ein günstiges Erhaltungs- und Weiterentwickelungsgebiet, von "ursprünglichem Schöpfungsgebiet" kann dabei keine Rede sein, wenigstens in keinem höheren Grade als von jeder Stelle, wo Transformismus einer älteren Stammform einen eigenen Endemismus hervorrief.
Fassen wir nach diesem, die verschiedenen Probleme und Hypothesen erläuternden Beispiel die Charaktere der Inselfloren nach einzelnen zur Beurteilung dienenden Hauptpunkten zusammen.
1. Die Flora jeder Insel ist abhängig von der Zeit, seit welcher sie entweder durch Auftauchen aus dem Meere, oder durch Untersinken der sie mit dem Festlande in Verbindung haltenden Landstriche, entstand. Diese Art des Entstehens ist schon von Grund aus bedeutungs- voll, da im ersteren Fall eine jeder Besiedelung offene Vegetationsöde geschaffen ist, im letzteren Fall dagegen ein der selbständigeren Weiterentwickelung überlassenes und vegetationsbedecktes Festlandsstück von anfänglich bestimmtem Florencharakter. Die Flora ist ferner ab- hängig von den auch im Inselcharakter in bestimmte Bahnen gelenkten Besiedelungen, denen sie durch Nähe einer Kontinentalflora und durch von dort kommende oder dieser Richtung entgegenwirkende Verbreitungswege aus- gesetzt ist. Sie ist endlich abhängig von den bleibenden oder periodisch veränderlichen Existenzbedingungen, welche aus der ursprünglich schon vorhandenen oder durch Be- siedelung dort ansässig gewordenen Vegetation eine be- günstigte Auswahl treffen, dieselbe zu stärkerer Ent- wickelung gegenüber anderen unterdrückten Formen bringen, alte Repräsentanten deswegen leichter erhalten, weil durch die geographische Isolierung die Gefahren rasch wechselnder kontinentaler Invasionen bedeutend herabgesetzt sind, und weil in der Regel das insulare Klima zu grösserer Gleichmässigkeit hinneigt als das der Festländer. Dadurch wird der Einfluss klimatisch wech- selnder Perioden auch für aussertropische Inselgebiete bedeutend herabgesetzt.
Bedingungen der Inselfloren.
Sinne ist auch der Florencharakter des makaronesischen Inselge- bietes zu erklären: es ist schon zur Tertiärzeit auf Wegen, deren Wirkung wir noch heute sehen, von Elementen besiedelt, welche seit jener Zeit in Europa geschwunden, zerstreut oder transformiert sind; die Inseln boten für diese ein günstiges Erhaltungs- und Weiterentwickelungsgebiet, von „ursprünglichem Schöpfungsgebiet“ kann dabei keine Rede sein, wenigstens in keinem höheren Grade als von jeder Stelle, wo Transformismus einer älteren Stammform einen eigenen Endemismus hervorrief.
Fassen wir nach diesem, die verschiedenen Probleme und Hypothesen erläuternden Beispiel die Charaktere der Inselfloren nach einzelnen zur Beurteilung dienenden Hauptpunkten zusammen.
1. Die Flora jeder Insel ist abhängig von der Zeit, seit welcher sie entweder durch Auftauchen aus dem Meere, oder durch Untersinken der sie mit dem Festlande in Verbindung haltenden Landstriche, entstand. Diese Art des Entstehens ist schon von Grund aus bedeutungs- voll, da im ersteren Fall eine jeder Besiedelung offene Vegetationsöde geschaffen ist, im letzteren Fall dagegen ein der selbständigeren Weiterentwickelung überlassenes und vegetationsbedecktes Festlandsstück von anfänglich bestimmtem Florencharakter. Die Flora ist ferner ab- hängig von den auch im Inselcharakter in bestimmte Bahnen gelenkten Besiedelungen, denen sie durch Nähe einer Kontinentalflora und durch von dort kommende oder dieser Richtung entgegenwirkende Verbreitungswege aus- gesetzt ist. Sie ist endlich abhängig von den bleibenden oder periodisch veränderlichen Existenzbedingungen, welche aus der ursprünglich schon vorhandenen oder durch Be- siedelung dort ansässig gewordenen Vegetation eine be- günstigte Auswahl treffen, dieselbe zu stärkerer Ent- wickelung gegenüber anderen unterdrückten Formen bringen, alte Repräsentanten deswegen leichter erhalten, weil durch die geographische Isolierung die Gefahren rasch wechselnder kontinentaler Invasionen bedeutend herabgesetzt sind, und weil in der Regel das insulare Klima zu grösserer Gleichmässigkeit hinneigt als das der Festländer. Dadurch wird der Einfluss klimatisch wech- selnder Perioden auch für aussertropische Inselgebiete bedeutend herabgesetzt.
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[130/0152]
Bedingungen der Inselfloren.
Sinne ist auch der Florencharakter des makaronesischen Inselge-
bietes zu erklären: es ist schon zur Tertiärzeit auf Wegen, deren
Wirkung wir noch heute sehen, von Elementen besiedelt, welche
seit jener Zeit in Europa geschwunden, zerstreut oder transformiert
sind; die Inseln boten für diese ein günstiges Erhaltungs- und
Weiterentwickelungsgebiet, von „ursprünglichem Schöpfungsgebiet“
kann dabei keine Rede sein, wenigstens in keinem höheren Grade
als von jeder Stelle, wo Transformismus einer älteren Stammform
einen eigenen Endemismus hervorrief.
Fassen wir nach diesem, die verschiedenen Probleme
und Hypothesen erläuternden Beispiel die Charaktere der
Inselfloren nach einzelnen zur Beurteilung dienenden
Hauptpunkten zusammen.
1. Die Flora jeder Insel ist abhängig von der
Zeit, seit welcher sie entweder durch Auftauchen aus dem
Meere, oder durch Untersinken der sie mit dem Festlande
in Verbindung haltenden Landstriche, entstand. Diese
Art des Entstehens ist schon von Grund aus bedeutungs-
voll, da im ersteren Fall eine jeder Besiedelung offene
Vegetationsöde geschaffen ist, im letzteren Fall dagegen
ein der selbständigeren Weiterentwickelung überlassenes
und vegetationsbedecktes Festlandsstück von anfänglich
bestimmtem Florencharakter. Die Flora ist ferner ab-
hängig von den auch im Inselcharakter in bestimmte
Bahnen gelenkten Besiedelungen, denen sie durch Nähe
einer Kontinentalflora und durch von dort kommende oder
dieser Richtung entgegenwirkende Verbreitungswege aus-
gesetzt ist. Sie ist endlich abhängig von den bleibenden
oder periodisch veränderlichen Existenzbedingungen, welche
aus der ursprünglich schon vorhandenen oder durch Be-
siedelung dort ansässig gewordenen Vegetation eine be-
günstigte Auswahl treffen, dieselbe zu stärkerer Ent-
wickelung gegenüber anderen unterdrückten Formen
bringen, alte Repräsentanten deswegen leichter erhalten,
weil durch die geographische Isolierung die Gefahren
rasch wechselnder kontinentaler Invasionen bedeutend
herabgesetzt sind, und weil in der Regel das insulare
Klima zu grösserer Gleichmässigkeit hinneigt als das der
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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