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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Insulare Endemismen.

2. Abhängig von der Zeit ihrer Entstehung und
den für die Anfangsflora maßgebenden Ursachen ist der
jetzt sich zeigende und im Prozentsatz der Gesamtflora
sich ausdrückende endemische Charakter der Insel-
flora, welcher durch die später erfolgenden Besiedelungen
eine jüngere, häufig fremdartige Verstärkung erfährt,
sofern die äusseren Umstände der Insel zu einem Trans-
formismus der neuen Ansiedler drängen. Das letztere
wird besonders durch die biologischen Eigentümlichkeiten
der schon vorhandenen Organisation unter Mitwirkung
des insularen Klimas erzielt; Zeit im geologischen Sinne
ist dazu um so mehr erforderlich gewesen, je grösser die
morphologische Differenz zwischen den verwandten Insel-
und Festlandssippen ist. Daher ist der Besitz eigener
endemischer Gattungen von viel höherer Bedeutung als
der von eigenen Arten; am niedersten stehen Inseln mit
wenig von Festlandsarten abweichenden Formen (Unter-
arten und Varietäten) in der Entwickelung ihrer ende-
mischen Charaktere.

3. Es lassen sich daher die ozeanischen Inseln nach
dem Werte ihres endemischen Charakters in absteigende
Reihen zusammenstellen, deren Beurteilung nur dadurch
einer erheblichen Schwankung unterworfen ist, dass dem
Werte von Gattungsendemismen häufig eine grössere Zahl
von Artendemismen gegenübersteht. Es folgt hier eine
Tabelle der wichtigeren Inseln, in welcher die Mehrzahl
der angegebenen Gattungs- und Artenzahlen Hemsleys
schöner Arbeit entlehnt ist; einige Zahlen sind nach
neueren Floren verbessert, bei einigen ist eine erklärende
Bemerkung hinzugefügt. Die Tabelle schliesst alle jene
Inselgruppen aus, welche sich ihrem ganzen floristischen
Verhalten nach wie eigene Festlandsflorenreiche oder wie
dicht nebeneinander liegende Teile eines solchen Fest-
landsflorenreichs verhalten, also Madagaskar, die Philip-
pinen, Sundainseln und die einzelnen polynesischen Insel-
gruppen (in welchen letzteren ein einheitlicher Floren-
reichscharakter mit verschiedener Ausprägung und starker
endemischer Isolierung der einzelnen Teile enthalten ist),
die Antillen, die Küsteninseln Kaliforniens, die mediter-

Insulare Endemismen.

2. Abhängig von der Zeit ihrer Entstehung und
den für die Anfangsflora maßgebenden Ursachen ist der
jetzt sich zeigende und im Prozentsatz der Gesamtflora
sich ausdrückende endemische Charakter der Insel-
flora, welcher durch die später erfolgenden Besiedelungen
eine jüngere, häufig fremdartige Verstärkung erfährt,
sofern die äusseren Umstände der Insel zu einem Trans-
formismus der neuen Ansiedler drängen. Das letztere
wird besonders durch die biologischen Eigentümlichkeiten
der schon vorhandenen Organisation unter Mitwirkung
des insularen Klimas erzielt; Zeit im geologischen Sinne
ist dazu um so mehr erforderlich gewesen, je grösser die
morphologische Differenz zwischen den verwandten Insel-
und Festlandssippen ist. Daher ist der Besitz eigener
endemischer Gattungen von viel höherer Bedeutung als
der von eigenen Arten; am niedersten stehen Inseln mit
wenig von Festlandsarten abweichenden Formen (Unter-
arten und Varietäten) in der Entwickelung ihrer ende-
mischen Charaktere.

3. Es lassen sich daher die ozeanischen Inseln nach
dem Werte ihres endemischen Charakters in absteigende
Reihen zusammenstellen, deren Beurteilung nur dadurch
einer erheblichen Schwankung unterworfen ist, dass dem
Werte von Gattungsendemismen häufig eine grössere Zahl
von Artendemismen gegenübersteht. Es folgt hier eine
Tabelle der wichtigeren Inseln, in welcher die Mehrzahl
der angegebenen Gattungs- und Artenzahlen Hemsleys
schöner Arbeit entlehnt ist; einige Zahlen sind nach
neueren Floren verbessert, bei einigen ist eine erklärende
Bemerkung hinzugefügt. Die Tabelle schliesst alle jene
Inselgruppen aus, welche sich ihrem ganzen floristischen
Verhalten nach wie eigene Festlandsflorenreiche oder wie
dicht nebeneinander liegende Teile eines solchen Fest-
landsflorenreichs verhalten, also Madagaskar, die Philip-
pinen, Sundainseln und die einzelnen polynesischen Insel-
gruppen (in welchen letzteren ein einheitlicher Floren-
reichscharakter mit verschiedener Ausprägung und starker
endemischer Isolierung der einzelnen Teile enthalten ist),
die Antillen, die Küsteninseln Kaliforniens, die mediter-

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[131/0153] Insulare Endemismen. 2. Abhängig von der Zeit ihrer Entstehung und den für die Anfangsflora maßgebenden Ursachen ist der jetzt sich zeigende und im Prozentsatz der Gesamtflora sich ausdrückende endemische Charakter der Insel- flora, welcher durch die später erfolgenden Besiedelungen eine jüngere, häufig fremdartige Verstärkung erfährt, sofern die äusseren Umstände der Insel zu einem Trans- formismus der neuen Ansiedler drängen. Das letztere wird besonders durch die biologischen Eigentümlichkeiten der schon vorhandenen Organisation unter Mitwirkung des insularen Klimas erzielt; Zeit im geologischen Sinne ist dazu um so mehr erforderlich gewesen, je grösser die morphologische Differenz zwischen den verwandten Insel- und Festlandssippen ist. Daher ist der Besitz eigener endemischer Gattungen von viel höherer Bedeutung als der von eigenen Arten; am niedersten stehen Inseln mit wenig von Festlandsarten abweichenden Formen (Unter- arten und Varietäten) in der Entwickelung ihrer ende- mischen Charaktere. 3. Es lassen sich daher die ozeanischen Inseln nach dem Werte ihres endemischen Charakters in absteigende Reihen zusammenstellen, deren Beurteilung nur dadurch einer erheblichen Schwankung unterworfen ist, dass dem Werte von Gattungsendemismen häufig eine grössere Zahl von Artendemismen gegenübersteht. Es folgt hier eine Tabelle der wichtigeren Inseln, in welcher die Mehrzahl der angegebenen Gattungs- und Artenzahlen Hemsleys schöner Arbeit entlehnt ist; einige Zahlen sind nach neueren Floren verbessert, bei einigen ist eine erklärende Bemerkung hinzugefügt. Die Tabelle schliesst alle jene Inselgruppen aus, welche sich ihrem ganzen floristischen Verhalten nach wie eigene Festlandsflorenreiche oder wie dicht nebeneinander liegende Teile eines solchen Fest- landsflorenreichs verhalten, also Madagaskar, die Philip- pinen, Sundainseln und die einzelnen polynesischen Insel- gruppen (in welchen letzteren ein einheitlicher Floren- reichscharakter mit verschiedener Ausprägung und starker endemischer Isolierung der einzelnen Teile enthalten ist), die Antillen, die Küsteninseln Kaliforniens, die mediter-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/153>, abgerufen am 24.11.2024.