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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Vegetation der Inseln.
Inselflora zurückweicht und ausstirbt. Dies Schicksal hat
einen grossen Teil von St. Helenas Flora ereilt; wie stark
die Besiedelung in Neuseelands eigener Flora jetzt schon
geworden ist, geht aus den 387 zur Zeit im Auckland-
distrikt beobachteten Fremdlingen hervor.

Ueberall auf den ozeanischen Inseln sind die ein-
jährigen Gewächse selten, und um so leichter wandern die
einjährigen Unkräuter ein. Holzige Gewächse, Gebüsche
und Gesträuche mit einzelnen Baumarten walten auf den
subtropischen und intratropischen Inseln, sogar noch auf
den australen vor, während die arktischen und antarkti-
schen Inseln durch Staudenreichtum glänzen. Diese
letzteren nehmen teil an der wanderungsfähigen Glacial-
flora, welche sich nicht auf kleine Areale zu beschränken
und daher nur in Sippen jüngeren Alters, vom Unterart-
range, einzelne Inseln (Grönland!) auszuzeichnen pflegt.
Die Bergstöcke der wärmer klimatisierten, besonders der
intratropischen Inseln haben keine eigentlich alpine Flora
im Sinne unserer Kontinentalfloren ausgebildet und die
Höhengrenzen einzelner vorherrschender Arten scheinen
weniger eng bestimmt zu sein; meistens gehen besondere
biologische Anpassungsformen aus den niederen Höhen
auf die grösseren hinauf, bilden dort mit sehr ähnlichem
Artbestande Krummholzformen an Stelle von Bäumen etc.
Und überall in grösserer Höhe dieser Inseln ist die Welt
der Farne, deren Gattungsrepräsentanten nicht zu Ende-
mismen neigen, aber als Arten doch zahlreich genug den
einzelnen Inseln eigentümlich sind, prächtig entwickelt
und geradezu charaktergebend.

6. Treub hat an der durch die bekannte Vulkan-
verheerung vegetationslos gewordenen Insel Krakatoa
höchst interessante Beobachtungen über die ersten Be-
siedelungen neuer Flora gemacht und dabei für die mit
Geröll bedeckten, trockenen und im Sonnenbrande glühend
heissen Berggehänge die vorwaltende Farnansiedelung fest-
gestellt. Sie bedürfen eines Vorgängers, damit ihre Sporen
zur Keimung und Festhaftung ohne Humuserde gelangen
können, und dieser Vorgänger stellt sich in zarten, minu-
tiöse Teppichüberzüge auf dem Gestein bildenden grau-

Vegetation der Inseln.
Inselflora zurückweicht und ausstirbt. Dies Schicksal hat
einen grossen Teil von St. Helenas Flora ereilt; wie stark
die Besiedelung in Neuseelands eigener Flora jetzt schon
geworden ist, geht aus den 387 zur Zeit im Auckland-
distrikt beobachteten Fremdlingen hervor.

Ueberall auf den ozeanischen Inseln sind die ein-
jährigen Gewächse selten, und um so leichter wandern die
einjährigen Unkräuter ein. Holzige Gewächse, Gebüsche
und Gesträuche mit einzelnen Baumarten walten auf den
subtropischen und intratropischen Inseln, sogar noch auf
den australen vor, während die arktischen und antarkti-
schen Inseln durch Staudenreichtum glänzen. Diese
letzteren nehmen teil an der wanderungsfähigen Glacial-
flora, welche sich nicht auf kleine Areale zu beschränken
und daher nur in Sippen jüngeren Alters, vom Unterart-
range, einzelne Inseln (Grönland!) auszuzeichnen pflegt.
Die Bergstöcke der wärmer klimatisierten, besonders der
intratropischen Inseln haben keine eigentlich alpine Flora
im Sinne unserer Kontinentalfloren ausgebildet und die
Höhengrenzen einzelner vorherrschender Arten scheinen
weniger eng bestimmt zu sein; meistens gehen besondere
biologische Anpassungsformen aus den niederen Höhen
auf die grösseren hinauf, bilden dort mit sehr ähnlichem
Artbestande Krummholzformen an Stelle von Bäumen etc.
Und überall in grösserer Höhe dieser Inseln ist die Welt
der Farne, deren Gattungsrepräsentanten nicht zu Ende-
mismen neigen, aber als Arten doch zahlreich genug den
einzelnen Inseln eigentümlich sind, prächtig entwickelt
und geradezu charaktergebend.

6. Treub hat an der durch die bekannte Vulkan-
verheerung vegetationslos gewordenen Insel Krakatoa
höchst interessante Beobachtungen über die ersten Be-
siedelungen neuer Flora gemacht und dabei für die mit
Geröll bedeckten, trockenen und im Sonnenbrande glühend
heissen Berggehänge die vorwaltende Farnansiedelung fest-
gestellt. Sie bedürfen eines Vorgängers, damit ihre Sporen
zur Keimung und Festhaftung ohne Humuserde gelangen
können, und dieser Vorgänger stellt sich in zarten, minu-
tiöse Teppichüberzüge auf dem Gestein bildenden grau-

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[137/0159] Vegetation der Inseln. Inselflora zurückweicht und ausstirbt. Dies Schicksal hat einen grossen Teil von St. Helenas Flora ereilt; wie stark die Besiedelung in Neuseelands eigener Flora jetzt schon geworden ist, geht aus den 387 zur Zeit im Auckland- distrikt beobachteten Fremdlingen hervor. Ueberall auf den ozeanischen Inseln sind die ein- jährigen Gewächse selten, und um so leichter wandern die einjährigen Unkräuter ein. Holzige Gewächse, Gebüsche und Gesträuche mit einzelnen Baumarten walten auf den subtropischen und intratropischen Inseln, sogar noch auf den australen vor, während die arktischen und antarkti- schen Inseln durch Staudenreichtum glänzen. Diese letzteren nehmen teil an der wanderungsfähigen Glacial- flora, welche sich nicht auf kleine Areale zu beschränken und daher nur in Sippen jüngeren Alters, vom Unterart- range, einzelne Inseln (Grönland!) auszuzeichnen pflegt. Die Bergstöcke der wärmer klimatisierten, besonders der intratropischen Inseln haben keine eigentlich alpine Flora im Sinne unserer Kontinentalfloren ausgebildet und die Höhengrenzen einzelner vorherrschender Arten scheinen weniger eng bestimmt zu sein; meistens gehen besondere biologische Anpassungsformen aus den niederen Höhen auf die grösseren hinauf, bilden dort mit sehr ähnlichem Artbestande Krummholzformen an Stelle von Bäumen etc. Und überall in grösserer Höhe dieser Inseln ist die Welt der Farne, deren Gattungsrepräsentanten nicht zu Ende- mismen neigen, aber als Arten doch zahlreich genug den einzelnen Inseln eigentümlich sind, prächtig entwickelt und geradezu charaktergebend. 6. Treub hat an der durch die bekannte Vulkan- verheerung vegetationslos gewordenen Insel Krakatoa höchst interessante Beobachtungen über die ersten Be- siedelungen neuer Flora gemacht und dabei für die mit Geröll bedeckten, trockenen und im Sonnenbrande glühend heissen Berggehänge die vorwaltende Farnansiedelung fest- gestellt. Sie bedürfen eines Vorgängers, damit ihre Sporen zur Keimung und Festhaftung ohne Humuserde gelangen können, und dieser Vorgänger stellt sich in zarten, minu- tiöse Teppichüberzüge auf dem Gestein bildenden grau-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/159>, abgerufen am 21.11.2024.