Australien, woselbst eben diese Myrtaceengattungen und die betreffende Section der Gattung Acacia so ungemein vielgestaltig entwickelt ist, die Aloe in Südafrika, die Retemsträucher in der Sahara, die Traganthsträucher in Turkestan, Persien, Armenien, die Wermutstauden in Südosteuropa, dem Orient und in Montana, wo Astragalus und Artemisia ihr Verbreitungscentrum haben. Hier ge- winnt man durchaus den Eindruck, dass aus dem schon sonst vorhandenen Formenreichtum dieser Gattungen ge- wisse xerophile Arten in einseitiger Anpassung an das Wüstenklima sich herausentwickelt und die Wüstensteppen bevölkert haben. Schwieriger ist zu entscheiden, wie und wo die artenarmen Wüstengattungen (solche wie Wel- witschia, Acanthosicyos, Pugionium, Fouquieria, Agrio- phyllum) ihren Ursprung genommen haben; ihre Ver- breitung kann ebensowohl in das Innere der Wüstensteppe hinein- als aus ihr herausgegangen sein.
Abgesonderte und gemeinsame Entwickelung. Ueberblicken wir nun alles bisher Gesagte zur Zusammen- fassung in wenige Sätze, so finden wir die Floren der Erde sich bevölkern und in Mischung sich zusammen- setzen aus einem Widerstreit des Ausbreitungs- und Wanderungsvermögens der Pflanzenarten gegeneinander, abgestuft nach sehr verschiedenen Graden, gegenüber den Schranken, welche geographische, orographische und kli- matologische Grenzbildungen diesem Ausbreitungsvermögen entgegenstellen. Dazu kommt der überall erkennbare, aber nach Periode und Ort sehr verschieden abgestufte Transformismus, welcher die ursprünglich gleichartigen Sippen in repräsentative umwandelt und Endemismen auf kleinem Areal neu erzeugt. Wo die Wanderungswege geebnet sind und der Ausbreitung geringere klimatische Differenzen gegenüberstehen, überwiegt die gemeinsame Florenentwickelung in weiten Ländergebieten, und so zeigt es sich am deutlichsten im Bereich der arktischen Flora und in den sich südlich daran anschliessenden, grösstenteils nadelholz-bewachsenen Strecken von Nord- europa, Sibirien, Kanada. Ueberall sonst hat seit dem
Zusammenfassung.
Australien, woselbst eben diese Myrtaceengattungen und die betreffende Section der Gattung Acacia so ungemein vielgestaltig entwickelt ist, die Aloë in Südafrika, die Retemsträucher in der Sahara, die Traganthsträucher in Turkestan, Persien, Armenien, die Wermutstauden in Südosteuropa, dem Orient und in Montana, wo Astragalus und Artemisia ihr Verbreitungscentrum haben. Hier ge- winnt man durchaus den Eindruck, dass aus dem schon sonst vorhandenen Formenreichtum dieser Gattungen ge- wisse xerophile Arten in einseitiger Anpassung an das Wüstenklima sich herausentwickelt und die Wüstensteppen bevölkert haben. Schwieriger ist zu entscheiden, wie und wo die artenarmen Wüstengattungen (solche wie Wel- witschia, Acanthosicyos, Pugionium, Fouquieria, Agrio- phyllum) ihren Ursprung genommen haben; ihre Ver- breitung kann ebensowohl in das Innere der Wüstensteppe hinein- als aus ihr herausgegangen sein.
Abgesonderte und gemeinsame Entwickelung. Ueberblicken wir nun alles bisher Gesagte zur Zusammen- fassung in wenige Sätze, so finden wir die Floren der Erde sich bevölkern und in Mischung sich zusammen- setzen aus einem Widerstreit des Ausbreitungs- und Wanderungsvermögens der Pflanzenarten gegeneinander, abgestuft nach sehr verschiedenen Graden, gegenüber den Schranken, welche geographische, orographische und kli- matologische Grenzbildungen diesem Ausbreitungsvermögen entgegenstellen. Dazu kommt der überall erkennbare, aber nach Periode und Ort sehr verschieden abgestufte Transformismus, welcher die ursprünglich gleichartigen Sippen in repräsentative umwandelt und Endemismen auf kleinem Areal neu erzeugt. Wo die Wanderungswege geebnet sind und der Ausbreitung geringere klimatische Differenzen gegenüberstehen, überwiegt die gemeinsame Florenentwickelung in weiten Ländergebieten, und so zeigt es sich am deutlichsten im Bereich der arktischen Flora und in den sich südlich daran anschliessenden, grösstenteils nadelholz-bewachsenen Strecken von Nord- europa, Sibirien, Kanada. Ueberall sonst hat seit dem
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Zusammenfassung.
Australien, woselbst eben diese Myrtaceengattungen und
die betreffende Section der Gattung Acacia so ungemein
vielgestaltig entwickelt ist, die Aloë in Südafrika, die
Retemsträucher in der Sahara, die Traganthsträucher in
Turkestan, Persien, Armenien, die Wermutstauden in
Südosteuropa, dem Orient und in Montana, wo Astragalus
und Artemisia ihr Verbreitungscentrum haben. Hier ge-
winnt man durchaus den Eindruck, dass aus dem schon
sonst vorhandenen Formenreichtum dieser Gattungen ge-
wisse xerophile Arten in einseitiger Anpassung an das
Wüstenklima sich herausentwickelt und die Wüstensteppen
bevölkert haben. Schwieriger ist zu entscheiden, wie und
wo die artenarmen Wüstengattungen (solche wie Wel-
witschia, Acanthosicyos, Pugionium, Fouquieria, Agrio-
phyllum) ihren Ursprung genommen haben; ihre Ver-
breitung kann ebensowohl in das Innere der Wüstensteppe
hinein- als aus ihr herausgegangen sein.
Abgesonderte und gemeinsame Entwickelung.
Ueberblicken wir nun alles bisher Gesagte zur Zusammen-
fassung in wenige Sätze, so finden wir die Floren der
Erde sich bevölkern und in Mischung sich zusammen-
setzen aus einem Widerstreit des Ausbreitungs- und
Wanderungsvermögens der Pflanzenarten gegeneinander,
abgestuft nach sehr verschiedenen Graden, gegenüber den
Schranken, welche geographische, orographische und kli-
matologische Grenzbildungen diesem Ausbreitungsvermögen
entgegenstellen. Dazu kommt der überall erkennbare,
aber nach Periode und Ort sehr verschieden abgestufte
Transformismus, welcher die ursprünglich gleichartigen
Sippen in repräsentative umwandelt und Endemismen auf
kleinem Areal neu erzeugt. Wo die Wanderungswege
geebnet sind und der Ausbreitung geringere klimatische
Differenzen gegenüberstehen, überwiegt die gemeinsame
Florenentwickelung in weiten Ländergebieten, und so
zeigt es sich am deutlichsten im Bereich der arktischen
Flora und in den sich südlich daran anschliessenden,
grösstenteils nadelholz-bewachsenen Strecken von Nord-
europa, Sibirien, Kanada. Ueberall sonst hat seit dem
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/169>, abgerufen am 21.11.2024.
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