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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Algen, Pilze und Flechten.
Zahlen verhältnisse dafür anzugeben; sehr hoch werden
dieselben aber bei nicht zu enger Abgrenzung der Sippen
nicht liegen, vielleicht 150 Gattungen und zwischen 2000
bis 3000 Arten.

Die Süsswasseralgen sind bei hohen Artenzahlen
dennoch bislang nicht zu pflanzengeographischen Cha-
rakterisierungen verwendet; in den bestbekannten euro-
päischen Floren hat man begonnen, ihre Sonderung nach
Höhenzonen und nach dem Substrat ausführlich zu be-
obachten. Bei der mikroskopischen Kleinheit ihrer Or-
ganisation bedürfen sie auch am ehesten eines besonderen
Studiums und fallen trotz ihrer Mannigfaltigkeit gegen
die begleitenden phanerogamen schwimmenden Bewohner
der Teiche und Bäche fort. Sie bilden aber gelegentlich
kleine Formationen für sich von bedeutenderer Wichtig-
keit, und wie alsdann faserige Torfmassen aus ihnen sich
bilden können, so setzen die Bacillariaceen (minder richtig
Diatomeen genannt) ihre, den zehnten bis hundertsten
Teil eines Millimeters messenden Kieselpanzer oft in so
bedeutenden Massen auf dem Grunde ab, dass sie eigene
Schlammbänke bilden und als recent-fossile Reste unter
dem Namen "Kieselguhr" an manchen Orten, z. B. bei
Oberohe in der Lüneburger Heide, mächtige Lager haben
entstehen lassen.

Von allen Sporenpflanzen zählt das grosse Reich der
Pilze die mannigfaltigsten Ordnungen, Gattungen und
Arten. Aber als Parasiten auf andere Organismen, oder
als Saprophyten (Humusbewohner) auf die faulenden
Reste der Bäume und Rasendecke angewiesen, ist die
Rolle ihrer geographischen Verbreitung auch nur eine
sekundäre, liegt ihre Bedeutung auf einem anderen Ge-
biete. Nur eine grosse, selbständige und ganz verschieden-
artig biologisch ausgerüstete Abteilung von ihnen, die
Lichenen oder Flechten, welche im gesamten Aufbau
zum Entwickelungsreich der Pilze gehören, sonst aber
durch eine selbständige Ernährung mit Algenzellen weit
geschieden sind, sind durch letztere befähigt, gesellig mit
trockeneren Laubmoosen torfig-sandigen Boden oder gar
für sich allein hartes Felsgestein zu überziehen, und

Algen, Pilze und Flechten.
Zahlen verhältnisse dafür anzugeben; sehr hoch werden
dieselben aber bei nicht zu enger Abgrenzung der Sippen
nicht liegen, vielleicht 150 Gattungen und zwischen 2000
bis 3000 Arten.

Die Süsswasseralgen sind bei hohen Artenzahlen
dennoch bislang nicht zu pflanzengeographischen Cha-
rakterisierungen verwendet; in den bestbekannten euro-
päischen Floren hat man begonnen, ihre Sonderung nach
Höhenzonen und nach dem Substrat ausführlich zu be-
obachten. Bei der mikroskopischen Kleinheit ihrer Or-
ganisation bedürfen sie auch am ehesten eines besonderen
Studiums und fallen trotz ihrer Mannigfaltigkeit gegen
die begleitenden phanerogamen schwimmenden Bewohner
der Teiche und Bäche fort. Sie bilden aber gelegentlich
kleine Formationen für sich von bedeutenderer Wichtig-
keit, und wie alsdann faserige Torfmassen aus ihnen sich
bilden können, so setzen die Bacillariaceen (minder richtig
Diatomeen genannt) ihre, den zehnten bis hundertsten
Teil eines Millimeters messenden Kieselpanzer oft in so
bedeutenden Massen auf dem Grunde ab, dass sie eigene
Schlammbänke bilden und als recent-fossile Reste unter
dem Namen „Kieselguhr“ an manchen Orten, z. B. bei
Oberohe in der Lüneburger Heide, mächtige Lager haben
entstehen lassen.

Von allen Sporenpflanzen zählt das grosse Reich der
Pilze die mannigfaltigsten Ordnungen, Gattungen und
Arten. Aber als Parasiten auf andere Organismen, oder
als Saprophyten (Humusbewohner) auf die faulenden
Reste der Bäume und Rasendecke angewiesen, ist die
Rolle ihrer geographischen Verbreitung auch nur eine
sekundäre, liegt ihre Bedeutung auf einem anderen Ge-
biete. Nur eine grosse, selbständige und ganz verschieden-
artig biologisch ausgerüstete Abteilung von ihnen, die
Lichenen oder Flechten, welche im gesamten Aufbau
zum Entwickelungsreich der Pilze gehören, sonst aber
durch eine selbständige Ernährung mit Algenzellen weit
geschieden sind, sind durch letztere befähigt, gesellig mit
trockeneren Laubmoosen torfig-sandigen Boden oder gar
für sich allein hartes Felsgestein zu überziehen, und

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[166/0192] Algen, Pilze und Flechten. Zahlen verhältnisse dafür anzugeben; sehr hoch werden dieselben aber bei nicht zu enger Abgrenzung der Sippen nicht liegen, vielleicht 150 Gattungen und zwischen 2000 bis 3000 Arten. Die Süsswasseralgen sind bei hohen Artenzahlen dennoch bislang nicht zu pflanzengeographischen Cha- rakterisierungen verwendet; in den bestbekannten euro- päischen Floren hat man begonnen, ihre Sonderung nach Höhenzonen und nach dem Substrat ausführlich zu be- obachten. Bei der mikroskopischen Kleinheit ihrer Or- ganisation bedürfen sie auch am ehesten eines besonderen Studiums und fallen trotz ihrer Mannigfaltigkeit gegen die begleitenden phanerogamen schwimmenden Bewohner der Teiche und Bäche fort. Sie bilden aber gelegentlich kleine Formationen für sich von bedeutenderer Wichtig- keit, und wie alsdann faserige Torfmassen aus ihnen sich bilden können, so setzen die Bacillariaceen (minder richtig Diatomeen genannt) ihre, den zehnten bis hundertsten Teil eines Millimeters messenden Kieselpanzer oft in so bedeutenden Massen auf dem Grunde ab, dass sie eigene Schlammbänke bilden und als recent-fossile Reste unter dem Namen „Kieselguhr“ an manchen Orten, z. B. bei Oberohe in der Lüneburger Heide, mächtige Lager haben entstehen lassen. Von allen Sporenpflanzen zählt das grosse Reich der Pilze die mannigfaltigsten Ordnungen, Gattungen und Arten. Aber als Parasiten auf andere Organismen, oder als Saprophyten (Humusbewohner) auf die faulenden Reste der Bäume und Rasendecke angewiesen, ist die Rolle ihrer geographischen Verbreitung auch nur eine sekundäre, liegt ihre Bedeutung auf einem anderen Ge- biete. Nur eine grosse, selbständige und ganz verschieden- artig biologisch ausgerüstete Abteilung von ihnen, die Lichenen oder Flechten, welche im gesamten Aufbau zum Entwickelungsreich der Pilze gehören, sonst aber durch eine selbständige Ernährung mit Algenzellen weit geschieden sind, sind durch letztere befähigt, gesellig mit trockeneren Laubmoosen torfig-sandigen Boden oder gar für sich allein hartes Felsgestein zu überziehen, und

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/192>, abgerufen am 21.11.2024.