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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Trennung der alt- und neuweltlichen Palmen.
nung in ihrer allgemeinen Verbreitung die Rede, um
dadurch den tropischen, gegen Weltmeere geöffneten Ge-
bieten einen besonderen Charakter vor den extratropi-
schen Gebieten und tropischen Binnengebieten zu geben;
über diesen allgemeinen Verbreitungsregeln sind aber
nicht die besonderen der Palmentribus und ihrer Gattungen
zu vernachlässigen, durch welche die einzelnen Kontinente
innerhalb der Wendekreise scharfe Charaktere erhalten.
Es ist überhaupt Grundsatz für die Verbreitung der
Palmen, dass die einzelnen Arten zumeist ziemlich enge
Bezirke bewohnen und nur wenige Arten (wie Cocos nu-
cifera, Elaeis guineensis, Phoenix dactylifera, Borassus
flabelliformis
) über grosse Strecken mehrerer oder auch
nur eines Kontinents sich zu verbreiten vermocht haben.
Dies hat schon Schouw richtig erkannt und erläutert;
nur konnte er wegen der damals geringeren Kenntnis des
Palmensystems nicht schon die Beschränkung fast aller
Gattungen auf bestimmte Kontinente in der gegenwärtigen
Schärfe betonen. Es ist nämlich in den geographisch
weit getrennten Gebieten auch eine fast ausnahmslos weit
verschiedene Palmenvegetation zu finden, derart, dass
die schärfste Trennung zwischen der westlichen und der
gesamten östlichen Hemisphäre besteht, deren jede ihre
eigenen Palmengattungen besitzt, und ausserdem auch je
einige Unterabteilungen der ganzen Ordnung auf sich be-
schränkt hält. Nur zwischen der Westküste des äqua-
torialen Afrikas und der Ostküste des äquatorialen Amerikas
hat ein Austausch von zwei Arten stattgefunden, und
ausserdem hat die Cocosnusspalme die Heimat ihrer Tri-
busgenossen, Amerika, verlassen, so dass der von etwa
1000 Arten befolgten Grundregel nur drei erhebliche
Ausnahmefälle gegenüberstehen. Geht man in dieser
Untersuchung weiter, so findet man, dass Amerika zwar
in Bezug auf seine Palmen eine Einheit darstellt, dass
aber in der östlichen Hemisphäre zunächst wiederum ein
greller Unterschied zwischen den Palmengattungen Hinter-
indiens (mit Malesien-Ostaustralien) und Afrikas besteht,
und dass endlich auch ein nicht ganz so grosser, aber
doch noch sehr erheblicher Unterschied zwischen den

Trennung der alt- und neuweltlichen Palmen.
nung in ihrer allgemeinen Verbreitung die Rede, um
dadurch den tropischen, gegen Weltmeere geöffneten Ge-
bieten einen besonderen Charakter vor den extratropi-
schen Gebieten und tropischen Binnengebieten zu geben;
über diesen allgemeinen Verbreitungsregeln sind aber
nicht die besonderen der Palmentribus und ihrer Gattungen
zu vernachlässigen, durch welche die einzelnen Kontinente
innerhalb der Wendekreise scharfe Charaktere erhalten.
Es ist überhaupt Grundsatz für die Verbreitung der
Palmen, dass die einzelnen Arten zumeist ziemlich enge
Bezirke bewohnen und nur wenige Arten (wie Cocos nu-
cifera, Elaeis guineensis, Phoenix dactylifera, Borassus
flabelliformis
) über grosse Strecken mehrerer oder auch
nur eines Kontinents sich zu verbreiten vermocht haben.
Dies hat schon Schouw richtig erkannt und erläutert;
nur konnte er wegen der damals geringeren Kenntnis des
Palmensystems nicht schon die Beschränkung fast aller
Gattungen auf bestimmte Kontinente in der gegenwärtigen
Schärfe betonen. Es ist nämlich in den geographisch
weit getrennten Gebieten auch eine fast ausnahmslos weit
verschiedene Palmenvegetation zu finden, derart, dass
die schärfste Trennung zwischen der westlichen und der
gesamten östlichen Hemisphäre besteht, deren jede ihre
eigenen Palmengattungen besitzt, und ausserdem auch je
einige Unterabteilungen der ganzen Ordnung auf sich be-
schränkt hält. Nur zwischen der Westküste des äqua-
torialen Afrikas und der Ostküste des äquatorialen Amerikas
hat ein Austausch von zwei Arten stattgefunden, und
ausserdem hat die Cocosnusspalme die Heimat ihrer Tri-
busgenossen, Amerika, verlassen, so dass der von etwa
1000 Arten befolgten Grundregel nur drei erhebliche
Ausnahmefälle gegenüberstehen. Geht man in dieser
Untersuchung weiter, so findet man, dass Amerika zwar
in Bezug auf seine Palmen eine Einheit darstellt, dass
aber in der östlichen Hemisphäre zunächst wiederum ein
greller Unterschied zwischen den Palmengattungen Hinter-
indiens (mit Malesien-Ostaustralien) und Afrikas besteht,
und dass endlich auch ein nicht ganz so grosser, aber
doch noch sehr erheblicher Unterschied zwischen den

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[174/0200] Trennung der alt- und neuweltlichen Palmen. nung in ihrer allgemeinen Verbreitung die Rede, um dadurch den tropischen, gegen Weltmeere geöffneten Ge- bieten einen besonderen Charakter vor den extratropi- schen Gebieten und tropischen Binnengebieten zu geben; über diesen allgemeinen Verbreitungsregeln sind aber nicht die besonderen der Palmentribus und ihrer Gattungen zu vernachlässigen, durch welche die einzelnen Kontinente innerhalb der Wendekreise scharfe Charaktere erhalten. Es ist überhaupt Grundsatz für die Verbreitung der Palmen, dass die einzelnen Arten zumeist ziemlich enge Bezirke bewohnen und nur wenige Arten (wie Cocos nu- cifera, Elaeis guineensis, Phoenix dactylifera, Borassus flabelliformis) über grosse Strecken mehrerer oder auch nur eines Kontinents sich zu verbreiten vermocht haben. Dies hat schon Schouw richtig erkannt und erläutert; nur konnte er wegen der damals geringeren Kenntnis des Palmensystems nicht schon die Beschränkung fast aller Gattungen auf bestimmte Kontinente in der gegenwärtigen Schärfe betonen. Es ist nämlich in den geographisch weit getrennten Gebieten auch eine fast ausnahmslos weit verschiedene Palmenvegetation zu finden, derart, dass die schärfste Trennung zwischen der westlichen und der gesamten östlichen Hemisphäre besteht, deren jede ihre eigenen Palmengattungen besitzt, und ausserdem auch je einige Unterabteilungen der ganzen Ordnung auf sich be- schränkt hält. Nur zwischen der Westküste des äqua- torialen Afrikas und der Ostküste des äquatorialen Amerikas hat ein Austausch von zwei Arten stattgefunden, und ausserdem hat die Cocosnusspalme die Heimat ihrer Tri- busgenossen, Amerika, verlassen, so dass der von etwa 1000 Arten befolgten Grundregel nur drei erhebliche Ausnahmefälle gegenüberstehen. Geht man in dieser Untersuchung weiter, so findet man, dass Amerika zwar in Bezug auf seine Palmen eine Einheit darstellt, dass aber in der östlichen Hemisphäre zunächst wiederum ein greller Unterschied zwischen den Palmengattungen Hinter- indiens (mit Malesien-Ostaustralien) und Afrikas besteht, und dass endlich auch ein nicht ganz so grosser, aber doch noch sehr erheblicher Unterschied zwischen den

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/200>, abgerufen am 21.11.2024.