Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Vier Entwickelungsgebiete der Palmen. Palmen des afrikanischen Kontinentes und denen derSeychellen und Mascarenen, weniger schon denen Mada- gaskars herrscht, so dass man folgende vier hauptsäch- liche und übergangslose Entwickelungscentren der ganzen Ordnung in gegenwärtiger Erdperiode annehmen kann: 1. Amerika innerhalb der Wendekreise; 2. Afrika im Gebiet des unteren Niger, oberen Nils, des Congo und unteren Zambezi; 3. Madagaskar, die Mascarenen und Seychellen; 4. Hinterindien, Sunda-Inseln, dann mit eigener Entwickelung Neu-Guinea und die grösseren Inselgruppen südostwärts bis zu den Lord Howe-Inseln, dazu auch Australiens Nordostküste. Um dieses pflanzengeographisch bedeutungsvolle Ver- 1. Coryphinae, mit einsamigen Beeren und Fächerblättern (nur Phönix besitzt gefiederte Blätter mit nach oben rinnenartigen Fiedern); Stacheln höchstens an den beiden Seitenkanten der Blattstiele oder an den Blattscheiden. Phönix. Sabaleen. 2. Borassinae, mit grossen glatten 1--3samigen Steinkern- früchten und Fächerblättern. 3. Lepidocaryinae, ausgezeichnet durch den Schuppenpanzer der beerenartigen, mit einem dicken Samen versehenen Früchte; Fieder- oder Fächerblätter (Mauritia) mit vielen zerstreuten Stacheln. 4. Ceroxylinae, mit einsamigen Beeren oder 1--3samigen Steinkernfrüchten; Fiederblätter in allen Formen, bei einem Teile der Gattungen häufig starke Stacheln. Arecineen. Cocoineen. Von diesen Unterordnungen zeigt eine, nämlich die Vier Entwickelungsgebiete der Palmen. Palmen des afrikanischen Kontinentes und denen derSeychellen und Mascarenen, weniger schon denen Mada- gaskars herrscht, so dass man folgende vier hauptsäch- liche und übergangslose Entwickelungscentren der ganzen Ordnung in gegenwärtiger Erdperiode annehmen kann: 1. Amerika innerhalb der Wendekreise; 2. Afrika im Gebiet des unteren Niger, oberen Nils, des Congo und unteren Zambezi; 3. Madagaskar, die Mascarenen und Seychellen; 4. Hinterindien, Sunda-Inseln, dann mit eigener Entwickelung Neu-Guinea und die grösseren Inselgruppen südostwärts bis zu den Lord Howe-Inseln, dazu auch Australiens Nordostküste. Um dieses pflanzengeographisch bedeutungsvolle Ver- 1. Coryphinae, mit einsamigen Beeren und Fächerblättern (nur Phönix besitzt gefiederte Blätter mit nach oben rinnenartigen Fiedern); Stacheln höchstens an den beiden Seitenkanten der Blattstiele oder an den Blattscheiden. Phönix. Sabaleen. 2. Borassinae, mit grossen glatten 1—3samigen Steinkern- früchten und Fächerblättern. 3. Lepidocaryinae, ausgezeichnet durch den Schuppenpanzer der beerenartigen, mit einem dicken Samen versehenen Früchte; Fieder- oder Fächerblätter (Mauritia) mit vielen zerstreuten Stacheln. 4. Ceroxylinae, mit einsamigen Beeren oder 1—3samigen Steinkernfrüchten; Fiederblätter in allen Formen, bei einem Teile der Gattungen häufig starke Stacheln. Arecineen. Cocoineen. Von diesen Unterordnungen zeigt eine, nämlich die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0201" n="175"/><fw place="top" type="header">Vier Entwickelungsgebiete der Palmen.</fw><lb/> Palmen des afrikanischen Kontinentes und denen der<lb/> Seychellen und Mascarenen, weniger schon denen Mada-<lb/> gaskars herrscht, so dass man folgende vier hauptsäch-<lb/> liche und übergangslose Entwickelungscentren der ganzen<lb/> Ordnung in gegenwärtiger Erdperiode annehmen kann:<lb/> 1. Amerika innerhalb der Wendekreise; 2. Afrika im<lb/> Gebiet des unteren Niger, oberen Nils, des Congo und<lb/> unteren Zambezi; 3. Madagaskar, die Mascarenen und<lb/> Seychellen; 4. Hinterindien, Sunda-Inseln, dann mit<lb/> eigener Entwickelung Neu-Guinea und die grösseren<lb/> Inselgruppen südostwärts bis zu den Lord Howe-Inseln,<lb/> dazu auch Australiens Nordostküste.</p><lb/> <p>Um dieses pflanzengeographisch bedeutungsvolle Ver-<lb/> hältnis noch etwas eingehender erörtern zu können, be-<lb/> darf es einer kurzen Auseinandersetzung über die syste-<lb/> matischen Hauptgruppen der Palmen; dieselben zerfallen<lb/> zunächst in 4 Unterordnungen:</p><lb/> <list> <item>1. Coryphinae, mit einsamigen Beeren und Fächerblättern (nur<lb/> Phönix besitzt gefiederte Blätter mit nach oben rinnenartigen<lb/> Fiedern); Stacheln höchstens an den beiden Seitenkanten der<lb/> Blattstiele oder an den Blattscheiden. Phönix. Sabaleen.</item><lb/> <item>2. Borassinae, mit grossen glatten 1—3samigen Steinkern-<lb/> früchten und Fächerblättern.</item><lb/> <item>3. Lepidocaryinae, ausgezeichnet durch den Schuppenpanzer<lb/> der beerenartigen, mit einem dicken Samen versehenen Früchte;<lb/> Fieder- oder Fächerblätter (Mauritia) mit vielen zerstreuten Stacheln.</item><lb/> <item>4. Ceroxylinae, mit einsamigen Beeren oder 1—3samigen<lb/> Steinkernfrüchten; Fiederblätter in allen Formen, bei einem Teile<lb/> der Gattungen häufig starke Stacheln. Arecineen. Cocoineen.</item> </list><lb/> <p>Von diesen Unterordnungen zeigt eine, nämlich die<lb/> Borassinen, nur beschränkte Verbreitung in der Alten<lb/> Welt, hauptsächlich in Afrika: der ganze Sudan, Ober-<lb/> ägypten und das glückliche Arabien, das Congo- und<lb/> Zambezi-Gebiet bis gegen die Kalahari hin, ferner Mada-<lb/> gaskar, die Maskarenen, Seychellen, Vorder- und Hinter-<lb/> indien bis zu den Sunda-Inseln (wo noch die zweifelhafte<lb/> Gattung <hi rendition="#i">Pholidocarpus</hi> vorkommt) bilden ihr alleiniges<lb/> Vaterland; <hi rendition="#i">Borassus</hi> und <hi rendition="#i">Hyphaene</hi> sind innerhalb dieses<lb/> Areals die weitverbreiteten Gattungen, <hi rendition="#i">Latania</hi> auf den<lb/> Maskarenen, <hi rendition="#i">Lodoicea</hi> auf den Seychellen. — Sind nun<lb/> zwar die anderen drei Unterordnungen sowohl altweltlich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0201]
Vier Entwickelungsgebiete der Palmen.
Palmen des afrikanischen Kontinentes und denen der
Seychellen und Mascarenen, weniger schon denen Mada-
gaskars herrscht, so dass man folgende vier hauptsäch-
liche und übergangslose Entwickelungscentren der ganzen
Ordnung in gegenwärtiger Erdperiode annehmen kann:
1. Amerika innerhalb der Wendekreise; 2. Afrika im
Gebiet des unteren Niger, oberen Nils, des Congo und
unteren Zambezi; 3. Madagaskar, die Mascarenen und
Seychellen; 4. Hinterindien, Sunda-Inseln, dann mit
eigener Entwickelung Neu-Guinea und die grösseren
Inselgruppen südostwärts bis zu den Lord Howe-Inseln,
dazu auch Australiens Nordostküste.
Um dieses pflanzengeographisch bedeutungsvolle Ver-
hältnis noch etwas eingehender erörtern zu können, be-
darf es einer kurzen Auseinandersetzung über die syste-
matischen Hauptgruppen der Palmen; dieselben zerfallen
zunächst in 4 Unterordnungen:
1. Coryphinae, mit einsamigen Beeren und Fächerblättern (nur
Phönix besitzt gefiederte Blätter mit nach oben rinnenartigen
Fiedern); Stacheln höchstens an den beiden Seitenkanten der
Blattstiele oder an den Blattscheiden. Phönix. Sabaleen.
2. Borassinae, mit grossen glatten 1—3samigen Steinkern-
früchten und Fächerblättern.
3. Lepidocaryinae, ausgezeichnet durch den Schuppenpanzer
der beerenartigen, mit einem dicken Samen versehenen Früchte;
Fieder- oder Fächerblätter (Mauritia) mit vielen zerstreuten Stacheln.
4. Ceroxylinae, mit einsamigen Beeren oder 1—3samigen
Steinkernfrüchten; Fiederblätter in allen Formen, bei einem Teile
der Gattungen häufig starke Stacheln. Arecineen. Cocoineen.
Von diesen Unterordnungen zeigt eine, nämlich die
Borassinen, nur beschränkte Verbreitung in der Alten
Welt, hauptsächlich in Afrika: der ganze Sudan, Ober-
ägypten und das glückliche Arabien, das Congo- und
Zambezi-Gebiet bis gegen die Kalahari hin, ferner Mada-
gaskar, die Maskarenen, Seychellen, Vorder- und Hinter-
indien bis zu den Sunda-Inseln (wo noch die zweifelhafte
Gattung Pholidocarpus vorkommt) bilden ihr alleiniges
Vaterland; Borassus und Hyphaene sind innerhalb dieses
Areals die weitverbreiteten Gattungen, Latania auf den
Maskarenen, Lodoicea auf den Seychellen. — Sind nun
zwar die anderen drei Unterordnungen sowohl altweltlich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |