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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Arbeitsmethode der Pflanzengeographie.
ebenso wie durch verständnisreiche Analyse und Schil-
derung der Pflanzendecke im Zusammenhange mit dem
Bodenrelief und Substrat beleben und geographisch ver-
wertbar machen, bearbeitet der zusammenfassende Pflan-
zengeograph in den botanischen Museen das aus allen
Ländern zusammenströmende Material und kann die aus-
führliche Litteratur zahlreicher, speziellen Landeskunden
entsprechender Floren kleinerer Gebiete dabei nicht ent-
behren; er entwirft die Fundamente der Verteilungsweise
für die grösseren und kleineren Sippen des natürlichen
Systems, und ganz von selbst ergeben sich ihm dabei
die Grundlinien einer danach vollzogenen floristischen
Einteilung der Erdoberfläche. Er greift von dem aus
der lebendigen Pflanzenwelt abgeleiteten Florenbilde der
Erde zurück in die vergangenen Erdperioden, um das mit
steigendem Alter undeutlicher erhaltene und unbrauch-
barer werdende fossile Pflanzenmaterial in den erhaltenen
Spuren seiner Verbreitungsweise mit den verwandten
Sippen der Gegenwart zu vergleichen und dadurch ein
Bild von ihrer wechselnden Verteilungsweise, von der
Aufeinanderfolge verschiedener Florenbilder an demselben
Orte, von der ursächlichen Bedingtheit des jetzigen Zu-
standes durch die jüngst oder länger vorausgegangenen
verschiedenartigen Zustände, abzuleiten. So steht er in
inniger Verbindung mit der Paläontologie und mit der
Erdgeschichte überhaupt. Andererseits prüft der Pflanzen-
geograph als Biolog in freier Natur, im physiologischen
Laboratorium und an den lebenden Pflanzen der bota-
nischen Gärten die Beziehungen zwischen deren Lebens-
äusserungen und den verschiedenen Einflüssen klimatischer
Elemente, der täglichen und jährlichen Lichtperiode, der
ernährenden Unterlage, der Abhängigkeit vom Wasser,
um dann ausgerüstet mit den im kleinen gewonnenen Er-
fahrungen in die grosse Natur mit hellem Blicke einzu-
treten und die sich ihm darbietenden wechselvollen Ver-
hältnisse auf ihre nächstwirkenden Umstände zurückzu-
führen, um die Lebensarbeit der Einzelpflanzen an ihrem
Standorte zwischen bestimmten gleichartigen und un-
gleichartigen organischen Mitbewohnern zu würdigen, und

Arbeitsmethode der Pflanzengeographie.
ebenso wie durch verständnisreiche Analyse und Schil-
derung der Pflanzendecke im Zusammenhange mit dem
Bodenrelief und Substrat beleben und geographisch ver-
wertbar machen, bearbeitet der zusammenfassende Pflan-
zengeograph in den botanischen Museen das aus allen
Ländern zusammenströmende Material und kann die aus-
führliche Litteratur zahlreicher, speziellen Landeskunden
entsprechender Floren kleinerer Gebiete dabei nicht ent-
behren; er entwirft die Fundamente der Verteilungsweise
für die grösseren und kleineren Sippen des natürlichen
Systems, und ganz von selbst ergeben sich ihm dabei
die Grundlinien einer danach vollzogenen floristischen
Einteilung der Erdoberfläche. Er greift von dem aus
der lebendigen Pflanzenwelt abgeleiteten Florenbilde der
Erde zurück in die vergangenen Erdperioden, um das mit
steigendem Alter undeutlicher erhaltene und unbrauch-
barer werdende fossile Pflanzenmaterial in den erhaltenen
Spuren seiner Verbreitungsweise mit den verwandten
Sippen der Gegenwart zu vergleichen und dadurch ein
Bild von ihrer wechselnden Verteilungsweise, von der
Aufeinanderfolge verschiedener Florenbilder an demselben
Orte, von der ursächlichen Bedingtheit des jetzigen Zu-
standes durch die jüngst oder länger vorausgegangenen
verschiedenartigen Zustände, abzuleiten. So steht er in
inniger Verbindung mit der Paläontologie und mit der
Erdgeschichte überhaupt. Andererseits prüft der Pflanzen-
geograph als Biolog in freier Natur, im physiologischen
Laboratorium und an den lebenden Pflanzen der bota-
nischen Gärten die Beziehungen zwischen deren Lebens-
äusserungen und den verschiedenen Einflüssen klimatischer
Elemente, der täglichen und jährlichen Lichtperiode, der
ernährenden Unterlage, der Abhängigkeit vom Wasser,
um dann ausgerüstet mit den im kleinen gewonnenen Er-
fahrungen in die grosse Natur mit hellem Blicke einzu-
treten und die sich ihm darbietenden wechselvollen Ver-
hältnisse auf ihre nächstwirkenden Umstände zurückzu-
führen, um die Lebensarbeit der Einzelpflanzen an ihrem
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gleichartigen organischen Mitbewohnern zu würdigen, und

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[4/0026] Arbeitsmethode der Pflanzengeographie. ebenso wie durch verständnisreiche Analyse und Schil- derung der Pflanzendecke im Zusammenhange mit dem Bodenrelief und Substrat beleben und geographisch ver- wertbar machen, bearbeitet der zusammenfassende Pflan- zengeograph in den botanischen Museen das aus allen Ländern zusammenströmende Material und kann die aus- führliche Litteratur zahlreicher, speziellen Landeskunden entsprechender Floren kleinerer Gebiete dabei nicht ent- behren; er entwirft die Fundamente der Verteilungsweise für die grösseren und kleineren Sippen des natürlichen Systems, und ganz von selbst ergeben sich ihm dabei die Grundlinien einer danach vollzogenen floristischen Einteilung der Erdoberfläche. Er greift von dem aus der lebendigen Pflanzenwelt abgeleiteten Florenbilde der Erde zurück in die vergangenen Erdperioden, um das mit steigendem Alter undeutlicher erhaltene und unbrauch- barer werdende fossile Pflanzenmaterial in den erhaltenen Spuren seiner Verbreitungsweise mit den verwandten Sippen der Gegenwart zu vergleichen und dadurch ein Bild von ihrer wechselnden Verteilungsweise, von der Aufeinanderfolge verschiedener Florenbilder an demselben Orte, von der ursächlichen Bedingtheit des jetzigen Zu- standes durch die jüngst oder länger vorausgegangenen verschiedenartigen Zustände, abzuleiten. So steht er in inniger Verbindung mit der Paläontologie und mit der Erdgeschichte überhaupt. Andererseits prüft der Pflanzen- geograph als Biolog in freier Natur, im physiologischen Laboratorium und an den lebenden Pflanzen der bota- nischen Gärten die Beziehungen zwischen deren Lebens- äusserungen und den verschiedenen Einflüssen klimatischer Elemente, der täglichen und jährlichen Lichtperiode, der ernährenden Unterlage, der Abhängigkeit vom Wasser, um dann ausgerüstet mit den im kleinen gewonnenen Er- fahrungen in die grosse Natur mit hellem Blicke einzu- treten und die sich ihm darbietenden wechselvollen Ver- hältnisse auf ihre nächstwirkenden Umstände zurückzu- führen, um die Lebensarbeit der Einzelpflanzen an ihrem Standorte zwischen bestimmten gleichartigen und un- gleichartigen organischen Mitbewohnern zu würdigen, und

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/26>, abgerufen am 21.11.2024.