einzeln stehenden "Halmen", und nach Brandis (in Eng- ler-Prantls Natürlichen Pflanzenfamilien, wo eine wert- volle Abhandlung enthalten ist) bedeckt auch diese seltenere Wachstumsform oft ausgedehnte Landstriche mit dichtem Walde. Sehr interessante Verhältnisse bietet auch die Blüte: viele Arten blühen jährlich; "bei anderen Arten bedecken sich nicht nur alle Halme eines Busches mit Blüten, nachdem sie ihre Blätter abgeworfen haben, son- dern es blühen auch alle Büsche derselben Art, die in derselben Gegend wachsen, zu gleicher Zeit. Ueber grosse Landstriche sieht man dann den ganzen Bambuswald, soweit er aus einer Art besteht, in Blüte."
23 Gattungen setzen die Gräser-Tribus Bambuseae zusammen: 150 Arten wachsen im indischen Monsungebiete, nur 5 (auf 4 Gat- tungen verteilte) Arten sind bis jetzt aus dem tropischen Afrika bekannt geworden, darunter Oxytenanthera abyssinica dort überall verbreitet. Die Untergattung Eu-Bambusa ist mit circa 30 Arten altweltlich; zu ihr gehört die sehr bekannte B. arundinacea, von welcher das gleichzeitige Blühen in Zwischenräumen von 32 Jahren, nämlich 1804, 1836, 1868 bekannt geworden ist; die zweite Unter- gattung Guadua ist mit 15 Arten amerikanisch, in Brasilien als Taguara bekannt; die dritte Untergattung Guaduella ist mit 1 Art am Gabun westafrikanisch. Die andere hauptsächliche amerikanische Gattung ist Chusquea mit 35 Arten der hohen Anden und des brasilianischen Hochlandes, eine andere bekannte asiatische Dendrocalamus, darunter D. strictus = Male Bamboo in Indien.
Die Farne spielen auch im Tropenwalde eine mäch- tige Rolle, wenn auch niemals in primären Stellen. Denn obgleich der Besitz der übrigens ziemlich weit gen Süden (Viktoria etc.) herabreichenden Baumfarne einen starken Unterschied gegenüber den extratropischen Wäldern aus- macht, so sind doch auch die Baumfarne von mäßiger Höhe und die höheren überhaupt (den Gattungen Cyathea, Alsophila und Dicksonia angehörig) nicht allzu häufig. In der Masse kleiner, unseren vertrauten Formen ähn- licher Farne liegt eine dem sammelnden Floristen be- kannte Eigentümlichkeit tropischer Bergwälder, wo sie an den Stämmen kriechen, in der Rinde wurzeln, von den Aesten wie Epheu herabhängen, und dann wieder den Grund bedecken oder Felsen überkleiden. Am Pom- gerango auf Java sollen allein 300 verschiedene Farn- arten vorkommen.
Blüte der Bambusen. Farne.
einzeln stehenden „Halmen“, und nach Brandis (in Eng- ler-Prantls Natürlichen Pflanzenfamilien, wo eine wert- volle Abhandlung enthalten ist) bedeckt auch diese seltenere Wachstumsform oft ausgedehnte Landstriche mit dichtem Walde. Sehr interessante Verhältnisse bietet auch die Blüte: viele Arten blühen jährlich; „bei anderen Arten bedecken sich nicht nur alle Halme eines Busches mit Blüten, nachdem sie ihre Blätter abgeworfen haben, son- dern es blühen auch alle Büsche derselben Art, die in derselben Gegend wachsen, zu gleicher Zeit. Ueber grosse Landstriche sieht man dann den ganzen Bambuswald, soweit er aus einer Art besteht, in Blüte.“
23 Gattungen setzen die Gräser-Tribus Bambuseae zusammen: 150 Arten wachsen im indischen Monsungebiete, nur 5 (auf 4 Gat- tungen verteilte) Arten sind bis jetzt aus dem tropischen Afrika bekannt geworden, darunter Oxytenanthera abyssinica dort überall verbreitet. Die Untergattung Eu-Bambusa ist mit circa 30 Arten altweltlich; zu ihr gehört die sehr bekannte B. arundinacea, von welcher das gleichzeitige Blühen in Zwischenräumen von 32 Jahren, nämlich 1804, 1836, 1868 bekannt geworden ist; die zweite Unter- gattung Guadua ist mit 15 Arten amerikanisch, in Brasilien als Taguara bekannt; die dritte Untergattung Guaduella ist mit 1 Art am Gabun westafrikanisch. Die andere hauptsächliche amerikanische Gattung ist Chusquea mit 35 Arten der hohen Anden und des brasilianischen Hochlandes, eine andere bekannte asiatische Dendrocalamus, darunter D. strictus = Male Bamboo in Indien.
Die Farne spielen auch im Tropenwalde eine mäch- tige Rolle, wenn auch niemals in primären Stellen. Denn obgleich der Besitz der übrigens ziemlich weit gen Süden (Viktoria etc.) herabreichenden Baumfarne einen starken Unterschied gegenüber den extratropischen Wäldern aus- macht, so sind doch auch die Baumfarne von mäßiger Höhe und die höheren überhaupt (den Gattungen Cyathea, Alsophila und Dicksonia angehörig) nicht allzu häufig. In der Masse kleiner, unseren vertrauten Formen ähn- licher Farne liegt eine dem sammelnden Floristen be- kannte Eigentümlichkeit tropischer Bergwälder, wo sie an den Stämmen kriechen, in der Rinde wurzeln, von den Aesten wie Epheu herabhängen, und dann wieder den Grund bedecken oder Felsen überkleiden. Am Pom- gerango auf Java sollen allein 300 verschiedene Farn- arten vorkommen.
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Blüte der Bambusen. Farne.
einzeln stehenden „Halmen“, und nach Brandis (in Eng-
ler-Prantls Natürlichen Pflanzenfamilien, wo eine wert-
volle Abhandlung enthalten ist) bedeckt auch diese seltenere
Wachstumsform oft ausgedehnte Landstriche mit dichtem
Walde. Sehr interessante Verhältnisse bietet auch die
Blüte: viele Arten blühen jährlich; „bei anderen Arten
bedecken sich nicht nur alle Halme eines Busches mit
Blüten, nachdem sie ihre Blätter abgeworfen haben, son-
dern es blühen auch alle Büsche derselben Art, die in
derselben Gegend wachsen, zu gleicher Zeit. Ueber grosse
Landstriche sieht man dann den ganzen Bambuswald,
soweit er aus einer Art besteht, in Blüte.“
23 Gattungen setzen die Gräser-Tribus Bambuseae zusammen:
150 Arten wachsen im indischen Monsungebiete, nur 5 (auf 4 Gat-
tungen verteilte) Arten sind bis jetzt aus dem tropischen Afrika
bekannt geworden, darunter Oxytenanthera abyssinica dort überall
verbreitet. Die Untergattung Eu-Bambusa ist mit circa 30 Arten
altweltlich; zu ihr gehört die sehr bekannte B. arundinacea, von
welcher das gleichzeitige Blühen in Zwischenräumen von 32 Jahren,
nämlich 1804, 1836, 1868 bekannt geworden ist; die zweite Unter-
gattung Guadua ist mit 15 Arten amerikanisch, in Brasilien als
Taguara bekannt; die dritte Untergattung Guaduella ist mit
1 Art am Gabun westafrikanisch. Die andere hauptsächliche
amerikanische Gattung ist Chusquea mit 35 Arten der hohen Anden
und des brasilianischen Hochlandes, eine andere bekannte asiatische
Dendrocalamus, darunter D. strictus = Male Bamboo in Indien.
Die Farne spielen auch im Tropenwalde eine mäch-
tige Rolle, wenn auch niemals in primären Stellen. Denn
obgleich der Besitz der übrigens ziemlich weit gen Süden
(Viktoria etc.) herabreichenden Baumfarne einen starken
Unterschied gegenüber den extratropischen Wäldern aus-
macht, so sind doch auch die Baumfarne von mäßiger
Höhe und die höheren überhaupt (den Gattungen Cyathea,
Alsophila und Dicksonia angehörig) nicht allzu häufig.
In der Masse kleiner, unseren vertrauten Formen ähn-
licher Farne liegt eine dem sammelnden Floristen be-
kannte Eigentümlichkeit tropischer Bergwälder, wo sie
an den Stämmen kriechen, in der Rinde wurzeln, von
den Aesten wie Epheu herabhängen, und dann wieder
den Grund bedecken oder Felsen überkleiden. Am Pom-
gerango auf Java sollen allein 300 verschiedene Farn-
arten vorkommen.
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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