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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Artgemisch. Nebenbestandteile.
die monotonen Tannen- und Fichtenwälder mit Birken
und Espen im nördlichen Kanada im Artgemisch, in
ihren Nebenbeständen und folglich in ihrer Physiogno-
mie höchst wechselvoll sich verhalten.

Hoch in die Wipfel hineinrankende Lianen gehören
nicht mehr zu den Nebenformen der winterkalten Wald-
formationen; Epiphyten sind neben wenigen Baumpara-
siten (Viscum) wohl zahlreich vorhanden, aber sie gehö-
ren, ausser an der Stammborke reichlich sich einfindenden
Moosen, alle zu der Klasse der Flechten (Lichenen) und
nie zu den bewurzelten Blütenpflanzen.

Hinsichtlich der Lichenen tritt wiederum die der tropischen
Epiphytenvegetation analoge Erscheinung ein, dass dieselbe
Pflanzenklasse, welche die an der Stamm- und Zweigrinde haftende,
besonders auf die feuchteren kühleren Klimate angewiesenen Epi-
phyten liefert, zugleich in anderen Repräsentanten den trockenen
Fels-, Sand- oder Heideboden allein oder mit anderen Pflanzen
gemischt deckt.

Drei Schichten verschiedener biologischer Vegetations-
formen sind auch in den winterkalten Wäldern noch
häufig: ausser dem grünen Laubdach noch eine Schicht
von lockerem Unterholz aus hohen Sträuchern gemischt
mit heranwachsenden Bäumen, und dann die Bodenschicht
gemischter Stauden, Gräser, Farne. Oder aber an Stelle
der beiden Unterschichten findet sich eine fest zusammen-
hängende Gesträuchdecke (wie z. B. von der Heidelbeere),
oder zumal im geschlossenen Nadelwalde nur eine Moos-
decke mit wenigen eingestreuten Stauden. Pilze fehlen
niemals, bilden aber nur vereinzelte Gruppen oder Einzel-
stücke. Der Reichtum an Stauden (d. h. also an aus-
dauernden, meistens mit unterirdischem Wurzelstock über-
winternden Kräutern) ist im gemischten Bergwalde oft
ein grosser, und hier zeigt sich dann auch wohl fast
allgemein die mit dem Lichtwechsel im unbelaubten und
belaubten Walde zusammenhängende Erscheinung, dass
im Vorfrühling der Waldboden vielfältig eine zusammen-
hängende Decke schön blühender Stauden zeigt, welche
rasch ihre Blätter entwickeln und die für sie lichtreiche,
mäßig warme Jahreszeit zur Vollendung der eigenen
Periode ausnutzen, während derselbe Waldboden vom

Artgemisch. Nebenbestandteile.
die monotonen Tannen- und Fichtenwälder mit Birken
und Espen im nördlichen Kanada im Artgemisch, in
ihren Nebenbeständen und folglich in ihrer Physiogno-
mie höchst wechselvoll sich verhalten.

Hoch in die Wipfel hineinrankende Lianen gehören
nicht mehr zu den Nebenformen der winterkalten Wald-
formationen; Epiphyten sind neben wenigen Baumpara-
siten (Viscum) wohl zahlreich vorhanden, aber sie gehö-
ren, ausser an der Stammborke reichlich sich einfindenden
Moosen, alle zu der Klasse der Flechten (Lichenen) und
nie zu den bewurzelten Blütenpflanzen.

Hinsichtlich der Lichenen tritt wiederum die der tropischen
Epiphytenvegetation analoge Erscheinung ein, dass dieselbe
Pflanzenklasse, welche die an der Stamm- und Zweigrinde haftende,
besonders auf die feuchteren kühleren Klimate angewiesenen Epi-
phyten liefert, zugleich in anderen Repräsentanten den trockenen
Fels-, Sand- oder Heideboden allein oder mit anderen Pflanzen
gemischt deckt.

Drei Schichten verschiedener biologischer Vegetations-
formen sind auch in den winterkalten Wäldern noch
häufig: ausser dem grünen Laubdach noch eine Schicht
von lockerem Unterholz aus hohen Sträuchern gemischt
mit heranwachsenden Bäumen, und dann die Bodenschicht
gemischter Stauden, Gräser, Farne. Oder aber an Stelle
der beiden Unterschichten findet sich eine fest zusammen-
hängende Gesträuchdecke (wie z. B. von der Heidelbeere),
oder zumal im geschlossenen Nadelwalde nur eine Moos-
decke mit wenigen eingestreuten Stauden. Pilze fehlen
niemals, bilden aber nur vereinzelte Gruppen oder Einzel-
stücke. Der Reichtum an Stauden (d. h. also an aus-
dauernden, meistens mit unterirdischem Wurzelstock über-
winternden Kräutern) ist im gemischten Bergwalde oft
ein grosser, und hier zeigt sich dann auch wohl fast
allgemein die mit dem Lichtwechsel im unbelaubten und
belaubten Walde zusammenhängende Erscheinung, dass
im Vorfrühling der Waldboden vielfältig eine zusammen-
hängende Decke schön blühender Stauden zeigt, welche
rasch ihre Blätter entwickeln und die für sie lichtreiche,
mäßig warme Jahreszeit zur Vollendung der eigenen
Periode ausnutzen, während derselbe Waldboden vom

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[271/0301] Artgemisch. Nebenbestandteile. die monotonen Tannen- und Fichtenwälder mit Birken und Espen im nördlichen Kanada im Artgemisch, in ihren Nebenbeständen und folglich in ihrer Physiogno- mie höchst wechselvoll sich verhalten. Hoch in die Wipfel hineinrankende Lianen gehören nicht mehr zu den Nebenformen der winterkalten Wald- formationen; Epiphyten sind neben wenigen Baumpara- siten (Viscum) wohl zahlreich vorhanden, aber sie gehö- ren, ausser an der Stammborke reichlich sich einfindenden Moosen, alle zu der Klasse der Flechten (Lichenen) und nie zu den bewurzelten Blütenpflanzen. Hinsichtlich der Lichenen tritt wiederum die der tropischen Epiphytenvegetation analoge Erscheinung ein, dass dieselbe Pflanzenklasse, welche die an der Stamm- und Zweigrinde haftende, besonders auf die feuchteren kühleren Klimate angewiesenen Epi- phyten liefert, zugleich in anderen Repräsentanten den trockenen Fels-, Sand- oder Heideboden allein oder mit anderen Pflanzen gemischt deckt. Drei Schichten verschiedener biologischer Vegetations- formen sind auch in den winterkalten Wäldern noch häufig: ausser dem grünen Laubdach noch eine Schicht von lockerem Unterholz aus hohen Sträuchern gemischt mit heranwachsenden Bäumen, und dann die Bodenschicht gemischter Stauden, Gräser, Farne. Oder aber an Stelle der beiden Unterschichten findet sich eine fest zusammen- hängende Gesträuchdecke (wie z. B. von der Heidelbeere), oder zumal im geschlossenen Nadelwalde nur eine Moos- decke mit wenigen eingestreuten Stauden. Pilze fehlen niemals, bilden aber nur vereinzelte Gruppen oder Einzel- stücke. Der Reichtum an Stauden (d. h. also an aus- dauernden, meistens mit unterirdischem Wurzelstock über- winternden Kräutern) ist im gemischten Bergwalde oft ein grosser, und hier zeigt sich dann auch wohl fast allgemein die mit dem Lichtwechsel im unbelaubten und belaubten Walde zusammenhängende Erscheinung, dass im Vorfrühling der Waldboden vielfältig eine zusammen- hängende Decke schön blühender Stauden zeigt, welche rasch ihre Blätter entwickeln und die für sie lichtreiche, mäßig warme Jahreszeit zur Vollendung der eigenen Periode ausnutzen, während derselbe Waldboden vom

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/301>, abgerufen am 22.11.2024.