Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Benennung der Regionen oder Zonen. dem geographischen Länderteil verknüpft, aber es istnicht immer leicht, gut zu machen. "Südrussische Wiesen- steppe" z. B. ist ein kurzer und deutlicher Ausdruck; "mitteleuropäische Waldregion" ist viel weniger gut ge- wählt, weil der Begriff "Mitteleuropa" schwankt, noch mehr aber, weil der betreffende Länderteil ausser den Waldformationen auch noch zahlreiche andere, welche ihn scharf von dem nördlich und südlich angrenzenden Nachbar unterscheiden, in seinen Hügeltriften, Thal- und Bergwiesen, Felspflanzenbeständen etc. besitzt, deren der Hauptname keine Erwähnung thut. Noch bedenklicher, weil die Möglichkeit falscher Auffassung freigebend, ist das in der summarischen Floreneinteilung der ganzen Festlands- und Inselgebiete von mir in Berghaus' Atlas Bl. 48--50 angewendete Verfahren, die einzelnen Re- gionen nach einzelnen hervorragenden Vertretern in den Hauptformationen zu benennen; denn weder sind diese hervorragenden Vertreter überall innerhalb der nach ihnen bezeichneten Region verbreitet, noch sind sie in deren Grenzen eingeschlossen. Wenn z. B. der grösste Teil von Skandinavien mit Finnland in diesem Verfahren als "Re- gion von Betula glutinosa und Pinus silvestris" bezeichnet ist, so kann man dagegen bemerken, dass beide Bäume ein ungemein viel grösseres Areal haben, als diese Region anzeigt, und dass z. B. die Fichte auch ein Anrecht auf Anführung im Titel Skandinaviens hätte, wie sie auch thatsächlich nur der Kürzung zuliebe fortgelassen ist. Diese Namen sind also nur bestimmt, auf den in den Arten liegenden Florengebietscharakter überhaupt hin- zuweisen, den unbestimmten Begriff des Waldes sogleich in der kürzesten Weise ungemein zu verschärfen, und gewissermaßen den Anfang einer Formationsliste mit Angabe der vorherrschenden Arten darzustellen. Diesen Anfang so zu vervollständigen, wie es sich für ein ausreichendes Verständnis gehört, ist eine in diesem Abschnitt unter den einzelnen Vegetationsregionen zu lösende Aufgabe! Es sollen daher die im Sinne des fünften Abschnittes allgemein abgegrenzten Vegetationsformationen durch Hinzufügung der thatsächlich an Ort und Stelle Benennung der Regionen oder Zonen. dem geographischen Länderteil verknüpft, aber es istnicht immer leicht, gut zu machen. „Südrussische Wiesen- steppe“ z. B. ist ein kurzer und deutlicher Ausdruck; „mitteleuropäische Waldregion“ ist viel weniger gut ge- wählt, weil der Begriff „Mitteleuropa“ schwankt, noch mehr aber, weil der betreffende Länderteil ausser den Waldformationen auch noch zahlreiche andere, welche ihn scharf von dem nördlich und südlich angrenzenden Nachbar unterscheiden, in seinen Hügeltriften, Thal- und Bergwiesen, Felspflanzenbeständen etc. besitzt, deren der Hauptname keine Erwähnung thut. Noch bedenklicher, weil die Möglichkeit falscher Auffassung freigebend, ist das in der summarischen Floreneinteilung der ganzen Festlands- und Inselgebiete von mir in Berghaus’ Atlas Bl. 48—50 angewendete Verfahren, die einzelnen Re- gionen nach einzelnen hervorragenden Vertretern in den Hauptformationen zu benennen; denn weder sind diese hervorragenden Vertreter überall innerhalb der nach ihnen bezeichneten Region verbreitet, noch sind sie in deren Grenzen eingeschlossen. Wenn z. B. der grösste Teil von Skandinavien mit Finnland in diesem Verfahren als „Re- gion von Betula glutinosa und Pinus silvestris“ bezeichnet ist, so kann man dagegen bemerken, dass beide Bäume ein ungemein viel grösseres Areal haben, als diese Region anzeigt, und dass z. B. die Fichte auch ein Anrecht auf Anführung im Titel Skandinaviens hätte, wie sie auch thatsächlich nur der Kürzung zuliebe fortgelassen ist. Diese Namen sind also nur bestimmt, auf den in den Arten liegenden Florengebietscharakter überhaupt hin- zuweisen, den unbestimmten Begriff des Waldes sogleich in der kürzesten Weise ungemein zu verschärfen, und gewissermaßen den Anfang einer Formationsliste mit Angabe der vorherrschenden Arten darzustellen. Diesen Anfang so zu vervollständigen, wie es sich für ein ausreichendes Verständnis gehört, ist eine in diesem Abschnitt unter den einzelnen Vegetationsregionen zu lösende Aufgabe! Es sollen daher die im Sinne des fünften Abschnittes allgemein abgegrenzten Vegetationsformationen durch Hinzufügung der thatsächlich an Ort und Stelle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0362" n="332"/><fw place="top" type="header">Benennung der Regionen oder Zonen.</fw><lb/> dem geographischen Länderteil verknüpft, aber es ist<lb/> nicht immer leicht, gut zu machen. „Südrussische Wiesen-<lb/> steppe“ z. B. ist ein kurzer und deutlicher Ausdruck;<lb/> „mitteleuropäische Waldregion“ ist viel weniger gut ge-<lb/> wählt, weil der Begriff „Mitteleuropa“ schwankt, noch<lb/> mehr aber, weil der betreffende Länderteil ausser den<lb/> Waldformationen auch noch zahlreiche andere, welche<lb/> ihn scharf von dem nördlich und südlich angrenzenden<lb/> Nachbar unterscheiden, in seinen Hügeltriften, Thal- und<lb/> Bergwiesen, Felspflanzenbeständen etc. besitzt, deren der<lb/> Hauptname keine Erwähnung thut. Noch bedenklicher,<lb/> weil die Möglichkeit falscher Auffassung freigebend, ist<lb/> das in der summarischen Floreneinteilung der ganzen<lb/> Festlands- und Inselgebiete von mir in Berghaus’ Atlas<lb/> Bl. 48—50 angewendete Verfahren, die einzelnen Re-<lb/> gionen nach einzelnen hervorragenden Vertretern in den<lb/> Hauptformationen zu benennen; denn weder sind diese<lb/> hervorragenden Vertreter überall innerhalb der nach ihnen<lb/> bezeichneten Region verbreitet, noch sind sie in deren<lb/> Grenzen eingeschlossen. Wenn z. B. der grösste Teil von<lb/> Skandinavien mit Finnland in diesem Verfahren als „Re-<lb/> gion von <hi rendition="#i">Betula glutinosa</hi> und <hi rendition="#i">Pinus silvestris</hi>“ bezeichnet<lb/> ist, so kann man dagegen bemerken, dass beide Bäume<lb/> ein ungemein viel grösseres Areal haben, als diese Region<lb/> anzeigt, und dass z. B. die Fichte auch ein Anrecht auf<lb/> Anführung im Titel Skandinaviens hätte, wie sie auch<lb/> thatsächlich nur der Kürzung zuliebe fortgelassen ist.<lb/> Diese Namen sind also nur bestimmt, auf den in den<lb/><hi rendition="#g">Arten</hi> liegenden Florengebietscharakter überhaupt hin-<lb/> zuweisen, den unbestimmten Begriff des Waldes sogleich<lb/> in der kürzesten Weise ungemein zu verschärfen, und<lb/> gewissermaßen den <hi rendition="#g">Anfang</hi> einer <hi rendition="#g">Formationsliste mit<lb/> Angabe der vorherrschenden Arten</hi> darzustellen.<lb/> Diesen Anfang so zu vervollständigen, wie es sich für<lb/> ein ausreichendes Verständnis gehört, ist eine in diesem<lb/> Abschnitt unter den einzelnen Vegetationsregionen zu<lb/> lösende Aufgabe! Es sollen daher die im Sinne des fünften<lb/> Abschnittes allgemein abgegrenzten Vegetationsformationen<lb/> durch Hinzufügung der thatsächlich an Ort und Stelle<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [332/0362]
Benennung der Regionen oder Zonen.
dem geographischen Länderteil verknüpft, aber es ist
nicht immer leicht, gut zu machen. „Südrussische Wiesen-
steppe“ z. B. ist ein kurzer und deutlicher Ausdruck;
„mitteleuropäische Waldregion“ ist viel weniger gut ge-
wählt, weil der Begriff „Mitteleuropa“ schwankt, noch
mehr aber, weil der betreffende Länderteil ausser den
Waldformationen auch noch zahlreiche andere, welche
ihn scharf von dem nördlich und südlich angrenzenden
Nachbar unterscheiden, in seinen Hügeltriften, Thal- und
Bergwiesen, Felspflanzenbeständen etc. besitzt, deren der
Hauptname keine Erwähnung thut. Noch bedenklicher,
weil die Möglichkeit falscher Auffassung freigebend, ist
das in der summarischen Floreneinteilung der ganzen
Festlands- und Inselgebiete von mir in Berghaus’ Atlas
Bl. 48—50 angewendete Verfahren, die einzelnen Re-
gionen nach einzelnen hervorragenden Vertretern in den
Hauptformationen zu benennen; denn weder sind diese
hervorragenden Vertreter überall innerhalb der nach ihnen
bezeichneten Region verbreitet, noch sind sie in deren
Grenzen eingeschlossen. Wenn z. B. der grösste Teil von
Skandinavien mit Finnland in diesem Verfahren als „Re-
gion von Betula glutinosa und Pinus silvestris“ bezeichnet
ist, so kann man dagegen bemerken, dass beide Bäume
ein ungemein viel grösseres Areal haben, als diese Region
anzeigt, und dass z. B. die Fichte auch ein Anrecht auf
Anführung im Titel Skandinaviens hätte, wie sie auch
thatsächlich nur der Kürzung zuliebe fortgelassen ist.
Diese Namen sind also nur bestimmt, auf den in den
Arten liegenden Florengebietscharakter überhaupt hin-
zuweisen, den unbestimmten Begriff des Waldes sogleich
in der kürzesten Weise ungemein zu verschärfen, und
gewissermaßen den Anfang einer Formationsliste mit
Angabe der vorherrschenden Arten darzustellen.
Diesen Anfang so zu vervollständigen, wie es sich für
ein ausreichendes Verständnis gehört, ist eine in diesem
Abschnitt unter den einzelnen Vegetationsregionen zu
lösende Aufgabe! Es sollen daher die im Sinne des fünften
Abschnittes allgemein abgegrenzten Vegetationsformationen
durch Hinzufügung der thatsächlich an Ort und Stelle
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |