Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Frostschutz. Vegetationsdauer. Charaktergattungen. regen die Bewunderung hinsichtlich der pflanzlichen Ac-climatisationsfähigkeit. Durch Kjellman ist bekannt geworden (siehe das oben, S. 26, darüber mit Anführung der Litteratur Gesagte), dass der für die Pflanzendecke vermutete Schutz für das unterirdische Ausdauern durch übergehäufte starke Schneedecke mehr auf Meinungen als Gründen beruhe, da grosse pflanzenbewachsene Flächen in den Polargegenden überhaupt keine winterliche Schnee- decke haben; der Schutz liegt also in der inneren Orga- nisation, in der Anpassung. Die sommerlichen Tempe- raturen reichen für das Julimittel von kaum 2°C. (Franz Josephsland) und 4°C. (Spitzbergen, Kap Tscheljuskin, Grönland unter 75° N., Prinz Albertland) bis zu der auf unserer Karte als südlicher Grenzlinie entworfenen Juli- isotherme von 10°C. Daraus ergibt sich, dass fast überall im arktischen Zusammenstellung einiger Datumangaben für den Beginn der Die Flora dieses circumpolaren Gebietes setzt sich Drude, Pflanzengeographie. 23
Frostschutz. Vegetationsdauer. Charaktergattungen. regen die Bewunderung hinsichtlich der pflanzlichen Ac-climatisationsfähigkeit. Durch Kjellman ist bekannt geworden (siehe das oben, S. 26, darüber mit Anführung der Litteratur Gesagte), dass der für die Pflanzendecke vermutete Schutz für das unterirdische Ausdauern durch übergehäufte starke Schneedecke mehr auf Meinungen als Gründen beruhe, da grosse pflanzenbewachsene Flächen in den Polargegenden überhaupt keine winterliche Schnee- decke haben; der Schutz liegt also in der inneren Orga- nisation, in der Anpassung. Die sommerlichen Tempe- raturen reichen für das Julimittel von kaum 2°C. (Franz Josephsland) und 4°C. (Spitzbergen, Kap Tscheljuskin, Grönland unter 75° N., Prinz Albertland) bis zu der auf unserer Karte als südlicher Grenzlinie entworfenen Juli- isotherme von 10°C. Daraus ergibt sich, dass fast überall im arktischen Zusammenstellung einiger Datumangaben für den Beginn der Die Flora dieses circumpolaren Gebietes setzt sich Drude, Pflanzengeographie. 23
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Frostschutz. Vegetationsdauer. Charaktergattungen.
regen die Bewunderung hinsichtlich der pflanzlichen Ac-
climatisationsfähigkeit. Durch Kjellman ist bekannt
geworden (siehe das oben, S. 26, darüber mit Anführung
der Litteratur Gesagte), dass der für die Pflanzendecke
vermutete Schutz für das unterirdische Ausdauern durch
übergehäufte starke Schneedecke mehr auf Meinungen
als Gründen beruhe, da grosse pflanzenbewachsene Flächen
in den Polargegenden überhaupt keine winterliche Schnee-
decke haben; der Schutz liegt also in der inneren Orga-
nisation, in der Anpassung. Die sommerlichen Tempe-
raturen reichen für das Julimittel von kaum 2°C. (Franz
Josephsland) und 4°C. (Spitzbergen, Kap Tscheljuskin,
Grönland unter 75° N., Prinz Albertland) bis zu der auf
unserer Karte als südlicher Grenzlinie entworfenen Juli-
isotherme von 10°C.
Daraus ergibt sich, dass fast überall im arktischen
Florengebiet der Juni als „Frühlingsmonat“ den Beginn
der Vegetation, der Juli ihren Höhepunkt, der August
ihren Abschluss mit der Ausreifung der langsamer trei-
benden Blütenpflanzen und der Anlage der Winterknospen
für das nächste Jahr bezeichnet.
Zusammenstellung einiger Datumangaben für den Beginn der
Vegetation nach dem Oeffnen der ersten Blüte: Taimyrland
73¾° N. 30. Juni, 74¾° N. 5. Juli (Middendorff, spätester bis jetzt
bekannt gewordener Termin für den Frühlingseinzug! Schluss der
Vegetation durch Schnee und Fröste nach 59, bezw. 62 Tagen).
Dudino an der Baumgrenze 28. Juli. Insel Llajow 73½° N. 19. Juni
erste Spuren von Treiben, 24. Juni erste Blüte. Ostgrönland, Sa-
bineinsel 5. Juni. Westgrönland, Polarisbai 7. Juni. Westl. Spitz-
bergen 11. Juni. — Der Frühjahrseinzug hängt durchaus nicht
von der geographischen Breite ab, ja nach Warmings Zusammen-
stellungen hat es den Anschein, als ob in Grönland der Frühling
zwischen 68° und 70° N. am spätesten, dagegen sowohl weiter
südlich als weiter nördlich nicht später, sondern vielleicht etwas
früher einträte (siehe Litteraturber. in Geogr. Mitteilgn. 1888
Nr. 480).
Die Flora dieses circumpolaren Gebietes setzt sich
überall aus gewissen tonangebenden Gattungen von Stau-
den und Gräsern im weitesten Sinne zusammen, zu denen
die Ericaceen und Salicineen kriechende, niederliegende,
immergrüne oder sommergrüne Halbsträucher, die Betula-
Drude, Pflanzengeographie. 23
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