Eiche bestimmen, welche aber nicht genau zusammen- fallen. Der Ural bildet die Ostgrenze und zeigt unten dieselben Waldbestände, in grösserer Höhe aber eine Skandinavien vergleichbare Fjeldregion mit arktischen Bürgern. Die Westgrenze zwischen Region 2 und 3 ist durch zahlreiche, ebenfalls nicht genau zusammen- fallende sibirische und mitteleuropäische Vegetationslinien bestimmt, welche etwa vom Südrand des Weissen Meeres am Ostufer des Onegasees auf Wologda hinziehen.
Die Ostküste des Onegasees ist von einer anderen Flora im Artgemisch besiedelt, als sie an der zerrissenen, felsigen Westküste herrscht; östliche Pflanzen dringen bis zum Swirflusse vor und setzen als weitere Grenzen den Ladogasee, als weiteste endlich die Newa fest. Als solche Arten haben Betula fruticosa, Atragene alpina, Polemonium pulchellum, Rubus humulifolius zu gelten. Von Bäumen wie Stauden kehren einige hier ansässige nach Unter- brechung im oberen Dnjeprgebiet und weiterhin erst in den Alpen wieder, manche in anderen Unterarten oder Varietäten: so die Lärche, Zirbelkiefer, Atragene. -- In Wologda nehmen die Wälder 3/4 des ganzen Gebietes ein; mit den Nadelwäldern wechseln solche der nordischen Laubbäume: Birke, Espe (Populus tremula), Eber- esche (Sorbus auc.) ab. Die Tanne geht ununterbrochen über die Suchona und Dwina bis in das Petschoragebiet hinauf und macht stellenweise die Hälfte der Waldungen aus (G. J., X, 161).
Der Ural wird von drei in sich verschiedenen Vegetations- regionen eingenommen; die obere (alpine) ist arktischen Charakters und hat die grösste Aehnlichkeit mit den norwegischen Fjelden; 3 endemische Arten, Saussurea, Gypsophila und Sedum angehörig, leben hier unter alpinen weiter verbreiteten Arten wie Anemone narcissiflora. Folgendes ist die Flora auf dem Deneshkin-Kamen 601/2° N.: Thalictrum alpinum, Ranunculus nivalis, Matthiola nudicaulis, Oxyria reniformis, Alsine stricta; Cassiope hypnoides, Armeria arctica, Valeriana capitata, Senecio resedaefolius; Carex ustulata, frigida, saxatilis, Scirpus caespitosus, Eriophorum alpinum, Poa alpina, Avena subspicata, Juncus castaneus und triglumis. Der eigentümliche Charakter des Ural-Alpengebietes liegt, abge- sehen von der geringen Höhe der Berge selbst, unter denen kein einziger die Grenze des ewigen Schnees erreicht, in dem Mangel an Alpenweiden und darin, dass diese grossen Strecken über der Waldgrenze mit Steingeröll schwer verwitterbarer Art über- säet sind; dieser "Goldsand" bietet nur den Flechten Raum, nach welchen dann hie und da zwischen Felsen und aus Löchern und Ritzen andere, phanerogame Pflanzen hervorkommen. Daher auch die geringe Anzahl von Arten, welche hier nur kleine Rasenflecken bilden (nach Herders Bericht, Bot. Jahrb.).
Die zweite Uralregion, welche den Hauptcharakter dieses
2. Nord- und Mitteleuropa.
Eiche bestimmen, welche aber nicht genau zusammen- fallen. Der Ural bildet die Ostgrenze und zeigt unten dieselben Waldbestände, in grösserer Höhe aber eine Skandinavien vergleichbare Fjeldregion mit arktischen Bürgern. Die Westgrenze zwischen Region 2 und 3 ist durch zahlreiche, ebenfalls nicht genau zusammen- fallende sibirische und mitteleuropäische Vegetationslinien bestimmt, welche etwa vom Südrand des Weissen Meeres am Ostufer des Onegasees auf Wologda hinziehen.
Die Ostküste des Onegasees ist von einer anderen Flora im Artgemisch besiedelt, als sie an der zerrissenen, felsigen Westküste herrscht; östliche Pflanzen dringen bis zum Swirflusse vor und setzen als weitere Grenzen den Ladogasee, als weiteste endlich die Newa fest. Als solche Arten haben Betula fruticosa, Atragene alpina, Polemonium pulchellum, Rubus humulifolius zu gelten. Von Bäumen wie Stauden kehren einige hier ansässige nach Unter- brechung im oberen Dnjeprgebiet und weiterhin erst in den Alpen wieder, manche in anderen Unterarten oder Varietäten: so die Lärche, Zirbelkiefer, Atragene. — In Wologda nehmen die Wälder ¾ des ganzen Gebietes ein; mit den Nadelwäldern wechseln solche der nordischen Laubbäume: Birke, Espe (Populus tremula), Eber- esche (Sorbus auc.) ab. Die Tanne geht ununterbrochen über die Suchona und Dwina bis in das Petschoragebiet hinauf und macht stellenweise die Hälfte der Waldungen aus (G. J., X, 161).
Der Ural wird von drei in sich verschiedenen Vegetations- regionen eingenommen; die obere (alpine) ist arktischen Charakters und hat die grösste Aehnlichkeit mit den norwegischen Fjelden; 3 endemische Arten, Saussurea, Gypsophila und Sedum angehörig, leben hier unter alpinen weiter verbreiteten Arten wie Anemone narcissiflora. Folgendes ist die Flora auf dem Deneshkin-Kamen 60½° N.: Thalictrum alpinum, Ranunculus nivalis, Matthiola nudicaulis, Oxyria reniformis, Alsine stricta; Cassiope hypnoides, Armeria arctica, Valeriana capitata, Senecio resedaefolius; Carex ustulata, frigida, saxatilis, Scirpus caespitosus, Eriophorum alpinum, Poa alpina, Avena subspicata, Juncus castaneus und triglumis. Der eigentümliche Charakter des Ural-Alpengebietes liegt, abge- sehen von der geringen Höhe der Berge selbst, unter denen kein einziger die Grenze des ewigen Schnees erreicht, in dem Mangel an Alpenweiden und darin, dass diese grossen Strecken über der Waldgrenze mit Steingeröll schwer verwitterbarer Art über- säet sind; dieser „Goldsand“ bietet nur den Flechten Raum, nach welchen dann hie und da zwischen Felsen und aus Löchern und Ritzen andere, phanerogame Pflanzen hervorkommen. Daher auch die geringe Anzahl von Arten, welche hier nur kleine Rasenflecken bilden (nach Herders Bericht, Bot. Jahrb.).
Die zweite Uralregion, welche den Hauptcharakter dieses
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2. Nord- und Mitteleuropa.
Eiche bestimmen, welche aber nicht genau zusammen-
fallen. Der Ural bildet die Ostgrenze und zeigt unten
dieselben Waldbestände, in grösserer Höhe aber eine
Skandinavien vergleichbare Fjeldregion mit arktischen
Bürgern. Die Westgrenze zwischen Region 2 und 3
ist durch zahlreiche, ebenfalls nicht genau zusammen-
fallende sibirische und mitteleuropäische Vegetationslinien
bestimmt, welche etwa vom Südrand des Weissen Meeres
am Ostufer des Onegasees auf Wologda hinziehen.
Die Ostküste des Onegasees ist von einer anderen Flora im
Artgemisch besiedelt, als sie an der zerrissenen, felsigen Westküste
herrscht; östliche Pflanzen dringen bis zum Swirflusse vor und
setzen als weitere Grenzen den Ladogasee, als weiteste endlich
die Newa fest. Als solche Arten haben Betula fruticosa, Atragene
alpina, Polemonium pulchellum, Rubus humulifolius zu gelten.
Von Bäumen wie Stauden kehren einige hier ansässige nach Unter-
brechung im oberen Dnjeprgebiet und weiterhin erst in den Alpen
wieder, manche in anderen Unterarten oder Varietäten: so die
Lärche, Zirbelkiefer, Atragene. — In Wologda nehmen die Wälder
¾ des ganzen Gebietes ein; mit den Nadelwäldern wechseln solche
der nordischen Laubbäume: Birke, Espe (Populus tremula), Eber-
esche (Sorbus auc.) ab. Die Tanne geht ununterbrochen über die
Suchona und Dwina bis in das Petschoragebiet hinauf und macht
stellenweise die Hälfte der Waldungen aus (G. J., X, 161).
Der Ural wird von drei in sich verschiedenen Vegetations-
regionen eingenommen; die obere (alpine) ist arktischen Charakters
und hat die grösste Aehnlichkeit mit den norwegischen Fjelden;
3 endemische Arten, Saussurea, Gypsophila und Sedum angehörig,
leben hier unter alpinen weiter verbreiteten Arten wie Anemone
narcissiflora. Folgendes ist die Flora auf dem Deneshkin-Kamen
60½° N.: Thalictrum alpinum, Ranunculus nivalis, Matthiola
nudicaulis, Oxyria reniformis, Alsine stricta; Cassiope hypnoides,
Armeria arctica, Valeriana capitata, Senecio resedaefolius; Carex
ustulata, frigida, saxatilis, Scirpus caespitosus, Eriophorum alpinum,
Poa alpina, Avena subspicata, Juncus castaneus und triglumis.
Der eigentümliche Charakter des Ural-Alpengebietes liegt, abge-
sehen von der geringen Höhe der Berge selbst, unter denen kein
einziger die Grenze des ewigen Schnees erreicht, in dem Mangel
an Alpenweiden und darin, dass diese grossen Strecken über
der Waldgrenze mit Steingeröll schwer verwitterbarer Art über-
säet sind; dieser „Goldsand“ bietet nur den Flechten Raum, nach
welchen dann hie und da zwischen Felsen und aus Löchern und
Ritzen andere, phanerogame Pflanzen hervorkommen. Daher auch
die geringe Anzahl von Arten, welche hier nur kleine Rasenflecken
bilden (nach Herders Bericht, Bot. Jahrb.).
Die zweite Uralregion, welche den Hauptcharakter dieses
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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