während also die tropischen Abhänge zur indischen Flora gehören, schalten sich in die oberen gemäßigten Lagen des Westens mediterran-orientale Sippen ein, z. B. die Deodara-Ceder, in die des Ostens dagegen chinesisch- japanische der Ternströmiaceen, Magnoliaceen, Laura- ceen; die alpinen Formationen sind noch mit arktischen Verwandtschaften, also mit rein boreal-alpinen Elementen besetzt, und am inneren Hange zeigt sich nunmehr die als "innerasiatisch" bezeichnete neue Form dieses arkto- tertiären Grundtypus der nördlichen Alten Welt. Dies letztere Element wird in diesem Kapitel vom Himalaya allein besprochen, der südliche Abhang dagegen unter Indien mit aufgeführt.
Die Vegetationsformationen in diesem weiten Länderkomplex sind sehr einförmig, nur in Wüsten und Steppen mannigfaltige Formen vereinigend (hauptsächlich einjährige Kräuter, dickwurzelige Stauden, dornige Halb- sträucher, dazu Zwiebelgewächse), sonst in Wäldern von rein borealem Typus dürftig entwickelt und auf den Hochgebirgen in den alpinen Formationen mehr die glacialen Anpassungen der Steppenflora als die arktisch- borealen Formen zeigend.
Während gewisse Charaktergattungen der iranischen Steppen, z. B. Acantholimon, kaum noch dem Gebiete angehören, sind andere in repräsentativen Arten ent- wickelt. Unter den Ordnungen ragt die der Salsolaceen besonders hervor (vergl. oben S. 145).
Einer ihrer vornehmsten Vertreter ist der Saxaul, Haloxylon Ammodendron, ein merkwürdiger niederer Baum (!) unter sonst krautartigen oder halbstrauchigen Ordnungsgenossen, vom Ansehen der Kopfweide. Sorokin hat ihn ausführlich geschildert und ab- gebildet (siehe G. J., XI, 125), aus seinen Gehölzen in der Kizil- Kumi-Wüste, wo dieselben nicht an die Gegenwart von Wasser ge- bunden sind; sie sind schattenlos, da die Zweige nur Blattschuppen tragen; rosa gefärbte Früchte sitzen an deren Grunde. -- Agrio- phyllum gobicum, der Sulkhir, ist eine andere stachelige, 2--3 Fuss hohe Salsolacee, deren feine Samen essbar sind; diese bewohnt den östlichen Teil Innerasiens. Der Saxaul dagegen geht vom kaspi- schen Gebiet und sogar aus dem persischen Nachbargebiete heraus bis Tibet 4000 m hoch und durch die ganze Gobi, ist häufig in der dschungarischen Wüste, sehr üppig an den Nordabhängen des
5. Inner-Asien.
während also die tropischen Abhänge zur indischen Flora gehören, schalten sich in die oberen gemäßigten Lagen des Westens mediterran-orientale Sippen ein, z. B. die Deodara-Ceder, in die des Ostens dagegen chinesisch- japanische der Ternströmiaceen, Magnoliaceen, Laura- ceen; die alpinen Formationen sind noch mit arktischen Verwandtschaften, also mit rein boreal-alpinen Elementen besetzt, und am inneren Hange zeigt sich nunmehr die als „innerasiatisch“ bezeichnete neue Form dieses arkto- tertiären Grundtypus der nördlichen Alten Welt. Dies letztere Element wird in diesem Kapitel vom Himalaya allein besprochen, der südliche Abhang dagegen unter Indien mit aufgeführt.
Die Vegetationsformationen in diesem weiten Länderkomplex sind sehr einförmig, nur in Wüsten und Steppen mannigfaltige Formen vereinigend (hauptsächlich einjährige Kräuter, dickwurzelige Stauden, dornige Halb- sträucher, dazu Zwiebelgewächse), sonst in Wäldern von rein borealem Typus dürftig entwickelt und auf den Hochgebirgen in den alpinen Formationen mehr die glacialen Anpassungen der Steppenflora als die arktisch- borealen Formen zeigend.
Während gewisse Charaktergattungen der iranischen Steppen, z. B. Acantholimon, kaum noch dem Gebiete angehören, sind andere in repräsentativen Arten ent- wickelt. Unter den Ordnungen ragt die der Salsolaceen besonders hervor (vergl. oben S. 145).
Einer ihrer vornehmsten Vertreter ist der Saxaul, Haloxylon Ammodendron, ein merkwürdiger niederer Baum (!) unter sonst krautartigen oder halbstrauchigen Ordnungsgenossen, vom Ansehen der Kopfweide. Sorokin hat ihn ausführlich geschildert und ab- gebildet (siehe G. J., XI, 125), aus seinen Gehölzen in der Kizil- Kumi-Wüste, wo dieselben nicht an die Gegenwart von Wasser ge- bunden sind; sie sind schattenlos, da die Zweige nur Blattschuppen tragen; rosa gefärbte Früchte sitzen an deren Grunde. — Agrio- phyllum gobicum, der Sulkhir, ist eine andere stachelige, 2—3 Fuss hohe Salsolacee, deren feine Samen essbar sind; diese bewohnt den östlichen Teil Innerasiens. Der Saxaul dagegen geht vom kaspi- schen Gebiet und sogar aus dem persischen Nachbargebiete heraus bis Tibet 4000 m hoch und durch die ganze Gobi, ist häufig in der dschungarischen Wüste, sehr üppig an den Nordabhängen des
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5. Inner-Asien.
während also die tropischen Abhänge zur indischen Flora
gehören, schalten sich in die oberen gemäßigten Lagen
des Westens mediterran-orientale Sippen ein, z. B. die
Deodara-Ceder, in die des Ostens dagegen chinesisch-
japanische der Ternströmiaceen, Magnoliaceen, Laura-
ceen; die alpinen Formationen sind noch mit arktischen
Verwandtschaften, also mit rein boreal-alpinen Elementen
besetzt, und am inneren Hange zeigt sich nunmehr die
als „innerasiatisch“ bezeichnete neue Form dieses arkto-
tertiären Grundtypus der nördlichen Alten Welt. Dies
letztere Element wird in diesem Kapitel vom Himalaya
allein besprochen, der südliche Abhang dagegen unter
Indien mit aufgeführt.
Die Vegetationsformationen in diesem weiten
Länderkomplex sind sehr einförmig, nur in Wüsten und
Steppen mannigfaltige Formen vereinigend (hauptsächlich
einjährige Kräuter, dickwurzelige Stauden, dornige Halb-
sträucher, dazu Zwiebelgewächse), sonst in Wäldern von
rein borealem Typus dürftig entwickelt und auf den
Hochgebirgen in den alpinen Formationen mehr die
glacialen Anpassungen der Steppenflora als die arktisch-
borealen Formen zeigend.
Während gewisse Charaktergattungen der iranischen
Steppen, z. B. Acantholimon, kaum noch dem Gebiete
angehören, sind andere in repräsentativen Arten ent-
wickelt. Unter den Ordnungen ragt die der Salsolaceen
besonders hervor (vergl. oben S. 145).
Einer ihrer vornehmsten Vertreter ist der Saxaul, Haloxylon
Ammodendron, ein merkwürdiger niederer Baum (!) unter sonst
krautartigen oder halbstrauchigen Ordnungsgenossen, vom Ansehen
der Kopfweide. Sorokin hat ihn ausführlich geschildert und ab-
gebildet (siehe G. J., XI, 125), aus seinen Gehölzen in der Kizil-
Kumi-Wüste, wo dieselben nicht an die Gegenwart von Wasser ge-
bunden sind; sie sind schattenlos, da die Zweige nur Blattschuppen
tragen; rosa gefärbte Früchte sitzen an deren Grunde. — Agrio-
phyllum gobicum, der Sulkhir, ist eine andere stachelige, 2—3 Fuss
hohe Salsolacee, deren feine Samen essbar sind; diese bewohnt den
östlichen Teil Innerasiens. Der Saxaul dagegen geht vom kaspi-
schen Gebiet und sogar aus dem persischen Nachbargebiete heraus
bis Tibet 4000 m hoch und durch die ganze Gobi, ist häufig in
der dschungarischen Wüste, sehr üppig an den Nordabhängen des
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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