Formationen, Charakterarten, Vegetations- linien. Die Vegetationsformationen sind dem Vorher- gehenden zufolge nach den beiden Hauptteilen zu betrachten, welche einerseits die amerikanischen Gebiete des nordi- schen Florenreichs (A), andererseits die des eigenen Florenreichs vom mittleren Nordamerika (B) umfassen; er- steres zerfällt nur in das pacifische und in das um die Hudsonsbai gelagerte kanadische Gebiet, letzteres bildet ausser dem kalifornischen Gebiet und ausser dem von Virginien bis Florida reichenden noch die zwei centralen Gebiete mit Xerophyten aus, von denen das reichste (süd- liche) Nordmexiko und Texas, das weniger reiche (nörd- liche) die Missouri- und Felsengebirgs-Steppen umfasst; das letztgenannte strahlt weit nördlich bis Kanada aus.
A) Im Anschluss an die arktischen Tundren, welche in Labradors arktischer Fjordformation die südlichste Verlängerung haben, ist ein breiter Waldgürtel, aus dem sich schneebedeckte Hochgebirge erheben, nordischen Cha- rakters vom Yukon und Columbia bis über die grossen Seen hinaus entwickelt. Die Weissfichte Picea alba, nicht die etwas südlicher beginnende Larix americana, bildet die äusserste Nordgrenze des Nadelwaldes, eine Birke (Betula papyracea) die der nordischen Laubbäume. Dicht gedrängt treffen wir von den zahlreichen kanadischen Bäumen weitere nördliche Vegetationslinien gen Süden zu; auch eine Tanne: die Kanadabalsam liefernde Abies balsamea, folgt alsbald und entspricht in ihrer Frosthärte der sibirischen Edeltanne. Mit Thuja occidentalis und den Eichen (vergl. oben, S. 191) ist der südlichere Forma- tionsgürtel erreicht, in welchem Laubhölzer buntester Zu- sammensetzung überwiegen oder aber mit anderen Coni- feren, zumal der atlantischen Pinus Strobus, abwechseln. Sehr beachtenswerte Vegetationslinien sind hier die der Fagus ferruginea (Neuschottland -- Neubraunschweig, Que- bec und Ontario), und die ähnliche von Juglans cinerea.
In der nordpacifischen Waldregion ist die wichtigste Vegetationslinie die der Pseudotsuga Douglasi (s. Floren- karte VII im physikalischen Atlas), ausserdem Thuja gigantea und die der deutschen Eiche ähnliche Quercus
8. Britisch-Nordamerika.
Formationen, Charakterarten, Vegetations- linien. Die Vegetationsformationen sind dem Vorher- gehenden zufolge nach den beiden Hauptteilen zu betrachten, welche einerseits die amerikanischen Gebiete des nordi- schen Florenreichs (A), andererseits die des eigenen Florenreichs vom mittleren Nordamerika (B) umfassen; er- steres zerfällt nur in das pacifische und in das um die Hudsonsbai gelagerte kanadische Gebiet, letzteres bildet ausser dem kalifornischen Gebiet und ausser dem von Virginien bis Florida reichenden noch die zwei centralen Gebiete mit Xerophyten aus, von denen das reichste (süd- liche) Nordmexiko und Texas, das weniger reiche (nörd- liche) die Missouri- und Felsengebirgs-Steppen umfasst; das letztgenannte strahlt weit nördlich bis Kanada aus.
A) Im Anschluss an die arktischen Tundren, welche in Labradors arktischer Fjordformation die südlichste Verlängerung haben, ist ein breiter Waldgürtel, aus dem sich schneebedeckte Hochgebirge erheben, nordischen Cha- rakters vom Yukon und Columbia bis über die grossen Seen hinaus entwickelt. Die Weissfichte Picea alba, nicht die etwas südlicher beginnende Larix americana, bildet die äusserste Nordgrenze des Nadelwaldes, eine Birke (Betula papyracea) die der nordischen Laubbäume. Dicht gedrängt treffen wir von den zahlreichen kanadischen Bäumen weitere nördliche Vegetationslinien gen Süden zu; auch eine Tanne: die Kanadabalsam liefernde Abies balsamea, folgt alsbald und entspricht in ihrer Frosthärte der sibirischen Edeltanne. Mit Thuja occidentalis und den Eichen (vergl. oben, S. 191) ist der südlichere Forma- tionsgürtel erreicht, in welchem Laubhölzer buntester Zu- sammensetzung überwiegen oder aber mit anderen Coni- feren, zumal der atlantischen Pinus Strobus, abwechseln. Sehr beachtenswerte Vegetationslinien sind hier die der Fagus ferruginea (Neuschottland — Neubraunschweig, Que- bec und Ontario), und die ähnliche von Juglans cinerea.
In der nordpacifischen Waldregion ist die wichtigste Vegetationslinie die der Pseudotsuga Douglasi (s. Floren- karte VII im physikalischen Atlas), ausserdem Thuja gigantea und die der deutschen Eiche ähnliche Quercus
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8. Britisch-Nordamerika.
Formationen, Charakterarten, Vegetations-
linien. Die Vegetationsformationen sind dem Vorher-
gehenden zufolge nach den beiden Hauptteilen zu betrachten,
welche einerseits die amerikanischen Gebiete des nordi-
schen Florenreichs (A), andererseits die des eigenen
Florenreichs vom mittleren Nordamerika (B) umfassen; er-
steres zerfällt nur in das pacifische und in das um die
Hudsonsbai gelagerte kanadische Gebiet, letzteres bildet
ausser dem kalifornischen Gebiet und ausser dem von
Virginien bis Florida reichenden noch die zwei centralen
Gebiete mit Xerophyten aus, von denen das reichste (süd-
liche) Nordmexiko und Texas, das weniger reiche (nörd-
liche) die Missouri- und Felsengebirgs-Steppen umfasst;
das letztgenannte strahlt weit nördlich bis Kanada aus.
A) Im Anschluss an die arktischen Tundren, welche
in Labradors arktischer Fjordformation die südlichste
Verlängerung haben, ist ein breiter Waldgürtel, aus dem
sich schneebedeckte Hochgebirge erheben, nordischen Cha-
rakters vom Yukon und Columbia bis über die grossen
Seen hinaus entwickelt. Die Weissfichte Picea alba, nicht
die etwas südlicher beginnende Larix americana, bildet
die äusserste Nordgrenze des Nadelwaldes, eine Birke
(Betula papyracea) die der nordischen Laubbäume. Dicht
gedrängt treffen wir von den zahlreichen kanadischen
Bäumen weitere nördliche Vegetationslinien gen Süden
zu; auch eine Tanne: die Kanadabalsam liefernde Abies
balsamea, folgt alsbald und entspricht in ihrer Frosthärte
der sibirischen Edeltanne. Mit Thuja occidentalis und den
Eichen (vergl. oben, S. 191) ist der südlichere Forma-
tionsgürtel erreicht, in welchem Laubhölzer buntester Zu-
sammensetzung überwiegen oder aber mit anderen Coni-
feren, zumal der atlantischen Pinus Strobus, abwechseln.
Sehr beachtenswerte Vegetationslinien sind hier die der
Fagus ferruginea (Neuschottland — Neubraunschweig, Que-
bec und Ontario), und die ähnliche von Juglans cinerea.
In der nordpacifischen Waldregion ist die wichtigste
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/462>, abgerufen am 22.11.2024.
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