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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Charakterpflanzen. Bildung der Prairien.
Südlich von 35°--37° N. ist die Ursprünglichkeit der
neu auftretenden Vegetationsformen klar: Cereus gigan-
teus
, von dem das interessante Vegetationsbild in Whee-
lers Arizona-Werk entstammt, ist hier mit mehreren
Yucca-Arten (Griseb., V. d. E., II, 243), dem Kreosot-
strauch Larrea mexicana, und mit den Mezquiten (Prosopis,
s. oben S. 284) vereinigt, alle charakteristisch in Familie
und Typus, die Vegetationslinien dieser Pflanzen in lokaler
Abhängigkeit weiterer Erforschung würdig. Ebenso ver-
steht sich die Ursprünglichkeit der in dem Rocky Mts.-
Bassin eingeschlossenen Wüstensteppenformation, in denen
graue Stauden: der Sage-brush (Artemisia tridentata) und
Salsolaceen, nämlich die weissfilzige White Sage (Eurotia
lanata
) und der Greasewood (Sarcobatus vermiculatus) mit
Atriplex- und Suaeda-Arten eine Hauptrolle spielen, sich
nordwärts teilweise erst am Saskatchawan verlierend.

Von den nordöstlichen Prairien hat man die Ur-
sprünglichkeit leugnen und diese Graslandformationen der
Wirkung von weidenden Büffelherden im Verein mit den
Feuerbränden der Indianer zuschreiben wollen. Meine
Ansicht stimmt mit der von Mayr (a. a. O. S. 223)
überein, welcher "an die Ursprünglichkeit der Prairie auf
einem kleineren Umfange glaubt, aber eine ganz beträcht-
liche Ausdehnung derselben durch Feuer nach Osten hin
annimmt; diese Ausdehnung wird um so wahrscheinlicher,
als gerade zur grössten Trocknis, zur Zeit der grossen
Prairiebrände im September und Oktober, die Westwinde
vorherrschend sind". Die Florenentwickelung aus altem
Seebecken, die Gegenwart der schwarzen, von uralter
Grasvegetation zeugenden Erde, lässt die Ausbildung so
mächtig ausgedehnter Graslandschaften fast notwendig
erscheinen im Sinne des normalen Formationswechsels,
wenn auch die Niederschläge hier nicht unter ein Maß
sinken, welches noch für Baumvegetation hinreicht. Man
muss eben mit der Selbsterhaltungsfähigkeit grosser For-
mationen rechnen, die die Kultur mit plötzlichem Ein-
griff ändern kann.

Diese hat als vorherrschende Kulturpflanzen wesent-
lich die Erzeugnisse der Alten Welt eingeführt; eine ge-

Drude, Pflanzengeographie. 28

Charakterpflanzen. Bildung der Prairien.
Südlich von 35°—37° N. ist die Ursprünglichkeit der
neu auftretenden Vegetationsformen klar: Cereus gigan-
teus
, von dem das interessante Vegetationsbild in Whee-
lers Arizona-Werk entstammt, ist hier mit mehreren
Yucca-Arten (Griseb., V. d. E., II, 243), dem Kreosot-
strauch Larrea mexicana, und mit den Mezquiten (Prosopis,
s. oben S. 284) vereinigt, alle charakteristisch in Familie
und Typus, die Vegetationslinien dieser Pflanzen in lokaler
Abhängigkeit weiterer Erforschung würdig. Ebenso ver-
steht sich die Ursprünglichkeit der in dem Rocky Mts.-
Bassin eingeschlossenen Wüstensteppenformation, in denen
graue Stauden: der Sage-brush (Artemisia tridentata) und
Salsolaceen, nämlich die weissfilzige White Sage (Eurotia
lanata
) und der Greasewood (Sarcobatus vermiculatus) mit
Atriplex- und Suaeda-Arten eine Hauptrolle spielen, sich
nordwärts teilweise erst am Saskatchawan verlierend.

Von den nordöstlichen Prairien hat man die Ur-
sprünglichkeit leugnen und diese Graslandformationen der
Wirkung von weidenden Büffelherden im Verein mit den
Feuerbränden der Indianer zuschreiben wollen. Meine
Ansicht stimmt mit der von Mayr (a. a. O. S. 223)
überein, welcher „an die Ursprünglichkeit der Prairie auf
einem kleineren Umfange glaubt, aber eine ganz beträcht-
liche Ausdehnung derselben durch Feuer nach Osten hin
annimmt; diese Ausdehnung wird um so wahrscheinlicher,
als gerade zur grössten Trocknis, zur Zeit der grossen
Prairiebrände im September und Oktober, die Westwinde
vorherrschend sind“. Die Florenentwickelung aus altem
Seebecken, die Gegenwart der schwarzen, von uralter
Grasvegetation zeugenden Erde, lässt die Ausbildung so
mächtig ausgedehnter Graslandschaften fast notwendig
erscheinen im Sinne des normalen Formationswechsels,
wenn auch die Niederschläge hier nicht unter ein Maß
sinken, welches noch für Baumvegetation hinreicht. Man
muss eben mit der Selbsterhaltungsfähigkeit grosser For-
mationen rechnen, die die Kultur mit plötzlichem Ein-
griff ändern kann.

Diese hat als vorherrschende Kulturpflanzen wesent-
lich die Erzeugnisse der Alten Welt eingeführt; eine ge-

Drude, Pflanzengeographie. 28
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[433/0465] Charakterpflanzen. Bildung der Prairien. Südlich von 35°—37° N. ist die Ursprünglichkeit der neu auftretenden Vegetationsformen klar: Cereus gigan- teus, von dem das interessante Vegetationsbild in Whee- lers Arizona-Werk entstammt, ist hier mit mehreren Yucca-Arten (Griseb., V. d. E., II, 243), dem Kreosot- strauch Larrea mexicana, und mit den Mezquiten (Prosopis, s. oben S. 284) vereinigt, alle charakteristisch in Familie und Typus, die Vegetationslinien dieser Pflanzen in lokaler Abhängigkeit weiterer Erforschung würdig. Ebenso ver- steht sich die Ursprünglichkeit der in dem Rocky Mts.- Bassin eingeschlossenen Wüstensteppenformation, in denen graue Stauden: der Sage-brush (Artemisia tridentata) und Salsolaceen, nämlich die weissfilzige White Sage (Eurotia lanata) und der Greasewood (Sarcobatus vermiculatus) mit Atriplex- und Suaeda-Arten eine Hauptrolle spielen, sich nordwärts teilweise erst am Saskatchawan verlierend. Von den nordöstlichen Prairien hat man die Ur- sprünglichkeit leugnen und diese Graslandformationen der Wirkung von weidenden Büffelherden im Verein mit den Feuerbränden der Indianer zuschreiben wollen. Meine Ansicht stimmt mit der von Mayr (a. a. O. S. 223) überein, welcher „an die Ursprünglichkeit der Prairie auf einem kleineren Umfange glaubt, aber eine ganz beträcht- liche Ausdehnung derselben durch Feuer nach Osten hin annimmt; diese Ausdehnung wird um so wahrscheinlicher, als gerade zur grössten Trocknis, zur Zeit der grossen Prairiebrände im September und Oktober, die Westwinde vorherrschend sind“. Die Florenentwickelung aus altem Seebecken, die Gegenwart der schwarzen, von uralter Grasvegetation zeugenden Erde, lässt die Ausbildung so mächtig ausgedehnter Graslandschaften fast notwendig erscheinen im Sinne des normalen Formationswechsels, wenn auch die Niederschläge hier nicht unter ein Maß sinken, welches noch für Baumvegetation hinreicht. Man muss eben mit der Selbsterhaltungsfähigkeit grosser For- mationen rechnen, die die Kultur mit plötzlichem Ein- griff ändern kann. Diese hat als vorherrschende Kulturpflanzen wesent- lich die Erzeugnisse der Alten Welt eingeführt; eine ge- Drude, Pflanzengeographie. 28

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/465>, abgerufen am 22.11.2024.