Kiefer steigt von der Ostflanke des Felsengebirges zwischen Athabaska-River und kleinem Sklavensee herab, herrscht aber viel unumschränkter im inneren Plateau von Britisch-Columbien, wo sie grosse Flächen gesellig dicht bedeckt; ihre Nordgrenze soll erst am Yukon bei Fort Selkirk unter 62° N. liegen. -- Undurch- dringliche Dickichte werden von Rosa blanda und Viburnum Len- tago gebildet, Hopfen und Ampelopsis quinquefolia mit Vitis riparia bilden lianenartige Festons.
7. Die Missouriprairienregion bringt das unter 6. schwächer angedeutete Bild zur vollen Entwickelung; es ist eine Grassteppenlandschaft mit excessivem Klima, nach Mayr hat jeder Winter Temperaturen von -- 25°C., solche mit -- 40°C. sind nicht selten. Die Nieder- schläge sind nicht hoch, wie schon erwähnt, reichen aber zur Getreidekultur in weiten Flächen aus, ebenso wie die Fruchtbarkeit des Bodens. Erst westlich der Rocky Mts. wird die Trockenheit grösser, die Steppe trauriger, das Gras durch Salsolaceen und Artemisien ersetzt. Daher ist die letztere Region von dieser auch floristisch gut ge- schieden; nach Osten gehen die Prairien allmählich unter Zunahme der Waldbedeckung in die Mississippi- oder südlichen Seenbezirkswälder über, nach Süden in die texanischen, mit subtropischen Elementen reich versehenen Chaparal-Landschaften; die Südgrenze scheint etwa unter 35° N. zu liegen, also das Ufer des Arkansas nicht mehr wesentlich zu überschreiten. Das Ansteigen der Prairien- flächen von Osten nach Westen, von rund 400 m bis zu rund 1000 m am Gehänge der Felsengebirge, ist gleich- falls von grosser floristischer Bedeutung: am Bergrande trifft man dann sofort wieder auf Baumwuchs, verkrüp- pelte Kiefern, montane Sträucher und Stauden vom Cha- rakter der fünften Region, in den breiten Thälern aber wiederum Prairie oder Steppe.
Die gewöhnlichsten Prairiengräser sind Bouteloua oligostachya und Buchloe dactyloides, welche an den guten Weidestellen 75 bis 90 % der Grasnarbe ausmachen sollen. Beide sind durchaus nicht immer vereint. Nach einem Berichte von Prof. Scriber über die Gräser in Montana ist die Bouteloua, welche dort Büffelgras ge- nannt wird, gesellig auf Abhängen zwischen 900 und 1400 m und als eines der wertvollsten Weidegräser zu betrachten, während Buchloe dort fehlt. Der Hauptbezirk der ersteren Art (richtig Mesquite- Gras zu nennen) geht von Montana und Dakota nach Texas; die
Prairien von Saskatchawan bis Missouri.
Kiefer steigt von der Ostflanke des Felsengebirges zwischen Athabaska-River und kleinem Sklavensee herab, herrscht aber viel unumschränkter im inneren Plateau von Britisch-Columbien, wo sie grosse Flächen gesellig dicht bedeckt; ihre Nordgrenze soll erst am Yukon bei Fort Selkirk unter 62° N. liegen. — Undurch- dringliche Dickichte werden von Rosa blanda und Viburnum Len- tago gebildet, Hopfen und Ampelopsis quinquefolia mit Vitis riparia bilden lianenartige Festons.
7. Die Missouriprairienregion bringt das unter 6. schwächer angedeutete Bild zur vollen Entwickelung; es ist eine Grassteppenlandschaft mit excessivem Klima, nach Mayr hat jeder Winter Temperaturen von — 25°C., solche mit — 40°C. sind nicht selten. Die Nieder- schläge sind nicht hoch, wie schon erwähnt, reichen aber zur Getreidekultur in weiten Flächen aus, ebenso wie die Fruchtbarkeit des Bodens. Erst westlich der Rocky Mts. wird die Trockenheit grösser, die Steppe trauriger, das Gras durch Salsolaceen und Artemisien ersetzt. Daher ist die letztere Region von dieser auch floristisch gut ge- schieden; nach Osten gehen die Prairien allmählich unter Zunahme der Waldbedeckung in die Mississippi- oder südlichen Seenbezirkswälder über, nach Süden in die texanischen, mit subtropischen Elementen reich versehenen Chaparal-Landschaften; die Südgrenze scheint etwa unter 35° N. zu liegen, also das Ufer des Arkansas nicht mehr wesentlich zu überschreiten. Das Ansteigen der Prairien- flächen von Osten nach Westen, von rund 400 m bis zu rund 1000 m am Gehänge der Felsengebirge, ist gleich- falls von grosser floristischer Bedeutung: am Bergrande trifft man dann sofort wieder auf Baumwuchs, verkrüp- pelte Kiefern, montane Sträucher und Stauden vom Cha- rakter der fünften Region, in den breiten Thälern aber wiederum Prairie oder Steppe.
Die gewöhnlichsten Prairiengräser sind Bouteloua oligostachya und Buchloë dactyloides, welche an den guten Weidestellen 75 bis 90 % der Grasnarbe ausmachen sollen. Beide sind durchaus nicht immer vereint. Nach einem Berichte von Prof. Scriber über die Gräser in Montana ist die Bouteloua, welche dort Büffelgras ge- nannt wird, gesellig auf Abhängen zwischen 900 und 1400 m und als eines der wertvollsten Weidegräser zu betrachten, während Buchloë dort fehlt. Der Hauptbezirk der ersteren Art (richtig Mesquite- Gras zu nennen) geht von Montana und Dakota nach Texas; die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0473"n="441"/><fwplace="top"type="header">Prairien von Saskatchawan bis Missouri.</fw><lb/>
Kiefer steigt von der Ostflanke des Felsengebirges zwischen<lb/>
Athabaska-River und kleinem Sklavensee herab, herrscht aber viel<lb/>
unumschränkter im inneren Plateau von Britisch-Columbien, wo<lb/>
sie grosse Flächen gesellig dicht bedeckt; ihre Nordgrenze soll<lb/>
erst am Yukon bei Fort Selkirk unter 62° N. liegen. — Undurch-<lb/>
dringliche Dickichte werden von Rosa blanda und Viburnum Len-<lb/>
tago gebildet, Hopfen und Ampelopsis quinquefolia mit Vitis<lb/>
riparia bilden lianenartige Festons.</p><lb/><p>7. <hirendition="#g">Die Missouriprairienregion</hi> bringt das unter<lb/>
6. schwächer angedeutete Bild zur vollen Entwickelung;<lb/>
es ist eine Grassteppenlandschaft mit excessivem Klima,<lb/>
nach Mayr hat jeder Winter Temperaturen von — 25°C.,<lb/>
solche mit — 40°C. sind nicht selten. Die Nieder-<lb/>
schläge sind nicht hoch, wie schon erwähnt, reichen aber<lb/>
zur Getreidekultur in weiten Flächen aus, ebenso wie die<lb/>
Fruchtbarkeit des Bodens. Erst westlich der Rocky Mts.<lb/>
wird die Trockenheit grösser, die Steppe trauriger, das<lb/>
Gras durch Salsolaceen und Artemisien ersetzt. Daher<lb/>
ist die letztere Region von dieser auch floristisch gut ge-<lb/>
schieden; nach Osten gehen die Prairien allmählich unter<lb/>
Zunahme der Waldbedeckung in die Mississippi- oder<lb/>
südlichen Seenbezirkswälder über, nach Süden in die<lb/>
texanischen, mit subtropischen Elementen reich versehenen<lb/>
Chaparal-Landschaften; die Südgrenze scheint etwa unter<lb/>
35° N. zu liegen, also das Ufer des Arkansas nicht mehr<lb/>
wesentlich zu überschreiten. Das Ansteigen der Prairien-<lb/>
flächen von Osten nach Westen, von rund 400 m bis zu<lb/>
rund 1000 m am Gehänge der Felsengebirge, ist gleich-<lb/>
falls von grosser floristischer Bedeutung: am Bergrande<lb/>
trifft man dann sofort wieder auf Baumwuchs, verkrüp-<lb/>
pelte Kiefern, montane Sträucher und Stauden vom Cha-<lb/>
rakter der fünften Region, in den breiten Thälern aber<lb/>
wiederum Prairie oder Steppe.</p><lb/><p>Die gewöhnlichsten Prairiengräser sind <hirendition="#i">Bouteloua oligostachya</hi><lb/>
und <hirendition="#i">Buchloë dactyloides</hi>, welche an den guten Weidestellen 75 bis<lb/>
90 % der Grasnarbe ausmachen sollen. Beide sind durchaus nicht<lb/>
immer vereint. Nach einem Berichte von Prof. Scriber über die<lb/>
Gräser in Montana ist die Bouteloua, welche dort Büffelgras ge-<lb/>
nannt wird, gesellig auf Abhängen zwischen 900 und 1400 m und als<lb/>
eines der wertvollsten Weidegräser zu betrachten, während Buchloë<lb/>
dort fehlt. Der Hauptbezirk der ersteren Art (richtig Mesquite-<lb/>
Gras zu nennen) geht von Montana und Dakota nach Texas; die<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[441/0473]
Prairien von Saskatchawan bis Missouri.
Kiefer steigt von der Ostflanke des Felsengebirges zwischen
Athabaska-River und kleinem Sklavensee herab, herrscht aber viel
unumschränkter im inneren Plateau von Britisch-Columbien, wo
sie grosse Flächen gesellig dicht bedeckt; ihre Nordgrenze soll
erst am Yukon bei Fort Selkirk unter 62° N. liegen. — Undurch-
dringliche Dickichte werden von Rosa blanda und Viburnum Len-
tago gebildet, Hopfen und Ampelopsis quinquefolia mit Vitis
riparia bilden lianenartige Festons.
7. Die Missouriprairienregion bringt das unter
6. schwächer angedeutete Bild zur vollen Entwickelung;
es ist eine Grassteppenlandschaft mit excessivem Klima,
nach Mayr hat jeder Winter Temperaturen von — 25°C.,
solche mit — 40°C. sind nicht selten. Die Nieder-
schläge sind nicht hoch, wie schon erwähnt, reichen aber
zur Getreidekultur in weiten Flächen aus, ebenso wie die
Fruchtbarkeit des Bodens. Erst westlich der Rocky Mts.
wird die Trockenheit grösser, die Steppe trauriger, das
Gras durch Salsolaceen und Artemisien ersetzt. Daher
ist die letztere Region von dieser auch floristisch gut ge-
schieden; nach Osten gehen die Prairien allmählich unter
Zunahme der Waldbedeckung in die Mississippi- oder
südlichen Seenbezirkswälder über, nach Süden in die
texanischen, mit subtropischen Elementen reich versehenen
Chaparal-Landschaften; die Südgrenze scheint etwa unter
35° N. zu liegen, also das Ufer des Arkansas nicht mehr
wesentlich zu überschreiten. Das Ansteigen der Prairien-
flächen von Osten nach Westen, von rund 400 m bis zu
rund 1000 m am Gehänge der Felsengebirge, ist gleich-
falls von grosser floristischer Bedeutung: am Bergrande
trifft man dann sofort wieder auf Baumwuchs, verkrüp-
pelte Kiefern, montane Sträucher und Stauden vom Cha-
rakter der fünften Region, in den breiten Thälern aber
wiederum Prairie oder Steppe.
Die gewöhnlichsten Prairiengräser sind Bouteloua oligostachya
und Buchloë dactyloides, welche an den guten Weidestellen 75 bis
90 % der Grasnarbe ausmachen sollen. Beide sind durchaus nicht
immer vereint. Nach einem Berichte von Prof. Scriber über die
Gräser in Montana ist die Bouteloua, welche dort Büffelgras ge-
nannt wird, gesellig auf Abhängen zwischen 900 und 1400 m und als
eines der wertvollsten Weidegräser zu betrachten, während Buchloë
dort fehlt. Der Hauptbezirk der ersteren Art (richtig Mesquite-
Gras zu nennen) geht von Montana und Dakota nach Texas; die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/473>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.