Sehr auffällig ist der Unterschied in der Frostwirkung, je nachdem dieselbe die ruhenden oder die vegetierenden Organe trifft. Unsere Bäume ertragen ohne Beschwerde starke Fröste im eigentlichen Winter, ein leichter Maifrost vernichtet ihr Laub. So kann es kommen, dass Alpenpflanzen, in der viel wärmeren Ebene kultiviert, häufig erfrieren müssen, da das wechselnde Klima der Ebene ungleich ungünstiger für sie ist, als die lange Winterruhe alpiner Höhen mit regelrecht eintretendem Frühling.
Auf solche Pflanzen übt die Schneedecke einen vorteilhaften Schutz, indem sie dieselben vor zu raschem Austreiben bewahrt. Dass sie den arktischen Pflanzen einen besonderen Schutz als Wärmemittel liefere, bestreitet Kjellman (G. J., Bd. XI. S. 115). Denn grosse Flächen der Polargegenden zeigen sich im Winter schneefrei, wo trotzdem im Sommer eine arktische Flora reichlich vertreten ist, und überhaupt haben die arktischen Pflanzen die überwinternden Teile keineswegs vollständig in den Boden einge- bettet, sondern vieles von den zarteren Stamm- und Blattteilen befindet sich oberhalb der Erde und ist ohne Schneebedeckung dem Froste völlig frei ausgesetzt.
Niederschläge und Luftfeuchtigkeit. Der dritte und letzte grosse geographische Faktor von den meteoro- logischen Einflüssen auf das Pflanzenleben ist die Ver- teilung des aus der Atmosphäre zugeführten Wassers, sei es, dass dasselbe in tropfbarer Form die Pflanze be- netzt, das Erdreich durchfeuchtet und den Wurzeln auf diese normale Art zu Gebote gestellt wird, sei es, dass dasselbe im dampfförmigen Zustande die Atmosphäre er- füllt, die Verdunstungsthätigkeit der saftigen Organe ein- schränkt, sich bei Temperaturerniedrigungen an den kühlen Organen der Pflanze selbst und ebenso in der Bodenoberfläche niederschlägt und auf diesem Umwege den Wurzeln selbst ebenfalls in kleinem Maßstabe zu gute kommt.
Wasser verbrauchen alle Pflanzen, die einen viel, die anderen wenig, und alle haben sich mit den durchschnitt- lichen Niederschlagsmengen ihrer Heimat so in Ausgleich gesetzt, dass sie ihre Ausgaben im Wasserkapital mit den zu ihrer Vegetationszeit vorhandenen Einnahme-Möglichkeiten decken; und wie ein dürftiger Mann oft merkwürdige Kunstgriffe erlernen muss, um seine Ausgaben mit An- stand zu bestreiten, die sein reicher Nachbar ohne Mühe macht, so finden wir auch in der Vegetation ähnliche
Schutzmittel gegen Frost.
Sehr auffällig ist der Unterschied in der Frostwirkung, je nachdem dieselbe die ruhenden oder die vegetierenden Organe trifft. Unsere Bäume ertragen ohne Beschwerde starke Fröste im eigentlichen Winter, ein leichter Maifrost vernichtet ihr Laub. So kann es kommen, dass Alpenpflanzen, in der viel wärmeren Ebene kultiviert, häufig erfrieren müssen, da das wechselnde Klima der Ebene ungleich ungünstiger für sie ist, als die lange Winterruhe alpiner Höhen mit regelrecht eintretendem Frühling.
Auf solche Pflanzen übt die Schneedecke einen vorteilhaften Schutz, indem sie dieselben vor zu raschem Austreiben bewahrt. Dass sie den arktischen Pflanzen einen besonderen Schutz als Wärmemittel liefere, bestreitet Kjellman (G. J., Bd. XI. S. 115). Denn grosse Flächen der Polargegenden zeigen sich im Winter schneefrei, wo trotzdem im Sommer eine arktische Flora reichlich vertreten ist, und überhaupt haben die arktischen Pflanzen die überwinternden Teile keineswegs vollständig in den Boden einge- bettet, sondern vieles von den zarteren Stamm- und Blattteilen befindet sich oberhalb der Erde und ist ohne Schneebedeckung dem Froste völlig frei ausgesetzt.
Niederschläge und Luftfeuchtigkeit. Der dritte und letzte grosse geographische Faktor von den meteoro- logischen Einflüssen auf das Pflanzenleben ist die Ver- teilung des aus der Atmosphäre zugeführten Wassers, sei es, dass dasselbe in tropfbarer Form die Pflanze be- netzt, das Erdreich durchfeuchtet und den Wurzeln auf diese normale Art zu Gebote gestellt wird, sei es, dass dasselbe im dampfförmigen Zustande die Atmosphäre er- füllt, die Verdunstungsthätigkeit der saftigen Organe ein- schränkt, sich bei Temperaturerniedrigungen an den kühlen Organen der Pflanze selbst und ebenso in der Bodenoberfläche niederschlägt und auf diesem Umwege den Wurzeln selbst ebenfalls in kleinem Maßstabe zu gute kommt.
Wasser verbrauchen alle Pflanzen, die einen viel, die anderen wenig, und alle haben sich mit den durchschnitt- lichen Niederschlagsmengen ihrer Heimat so in Ausgleich gesetzt, dass sie ihre Ausgaben im Wasserkapital mit den zu ihrer Vegetationszeit vorhandenen Einnahme-Möglichkeiten decken; und wie ein dürftiger Mann oft merkwürdige Kunstgriffe erlernen muss, um seine Ausgaben mit An- stand zu bestreiten, die sein reicher Nachbar ohne Mühe macht, so finden wir auch in der Vegetation ähnliche
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Schutzmittel gegen Frost.
Sehr auffällig ist der Unterschied in der Frostwirkung, je
nachdem dieselbe die ruhenden oder die vegetierenden Organe
trifft. Unsere Bäume ertragen ohne Beschwerde starke Fröste im
eigentlichen Winter, ein leichter Maifrost vernichtet ihr Laub. So
kann es kommen, dass Alpenpflanzen, in der viel wärmeren Ebene
kultiviert, häufig erfrieren müssen, da das wechselnde Klima der
Ebene ungleich ungünstiger für sie ist, als die lange Winterruhe
alpiner Höhen mit regelrecht eintretendem Frühling.
Auf solche Pflanzen übt die Schneedecke einen vorteilhaften
Schutz, indem sie dieselben vor zu raschem Austreiben bewahrt.
Dass sie den arktischen Pflanzen einen besonderen Schutz als
Wärmemittel liefere, bestreitet Kjellman (G. J., Bd. XI. S. 115).
Denn grosse Flächen der Polargegenden zeigen sich im Winter
schneefrei, wo trotzdem im Sommer eine arktische Flora reichlich
vertreten ist, und überhaupt haben die arktischen Pflanzen die
überwinternden Teile keineswegs vollständig in den Boden einge-
bettet, sondern vieles von den zarteren Stamm- und Blattteilen
befindet sich oberhalb der Erde und ist ohne Schneebedeckung
dem Froste völlig frei ausgesetzt.
Niederschläge und Luftfeuchtigkeit. Der dritte
und letzte grosse geographische Faktor von den meteoro-
logischen Einflüssen auf das Pflanzenleben ist die Ver-
teilung des aus der Atmosphäre zugeführten Wassers,
sei es, dass dasselbe in tropfbarer Form die Pflanze be-
netzt, das Erdreich durchfeuchtet und den Wurzeln auf
diese normale Art zu Gebote gestellt wird, sei es, dass
dasselbe im dampfförmigen Zustande die Atmosphäre er-
füllt, die Verdunstungsthätigkeit der saftigen Organe ein-
schränkt, sich bei Temperaturerniedrigungen an den
kühlen Organen der Pflanze selbst und ebenso in der
Bodenoberfläche niederschlägt und auf diesem Umwege
den Wurzeln selbst ebenfalls in kleinem Maßstabe zu
gute kommt.
Wasser verbrauchen alle Pflanzen, die einen viel, die
anderen wenig, und alle haben sich mit den durchschnitt-
lichen Niederschlagsmengen ihrer Heimat so in Ausgleich
gesetzt, dass sie ihre Ausgaben im Wasserkapital mit den zu
ihrer Vegetationszeit vorhandenen Einnahme-Möglichkeiten
decken; und wie ein dürftiger Mann oft merkwürdige
Kunstgriffe erlernen muss, um seine Ausgaben mit An-
stand zu bestreiten, die sein reicher Nachbar ohne Mühe
macht, so finden wir auch in der Vegetation ähnliche
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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