Kunstgriffe in Hinsicht der Wasserversorgung und Wasser- ersparnis gegenüber den Gewächsen, welche wie die Sumpf- und Schwimmpflanzen in ihrem regulären Lebens- verlauf keine besonderen Anstrengungen in dieser Be- ziehung zu machen brauchen.
Die Pflanzen verbrauchen das Wasser beim Wachs- tum zum Aufbau neuer Organe und eine gewöhnlich noch viel grössere Menge als "Transspirationswasser" infolge der Verdunstung ihrer oberirdischen Organe und zumal der flachen grünen Blätter. In trockenen Klimaten lassen die Gewächse zumeist schon durch Verlangsamung des Wachstums eine Wasserersparnis eintreten, in noch viel höherem Maße durch alle Möglichkeiten von Verdun- stungsschutz. Dieser besteht in erster Linie in Ein- ziehung der grossen saftig ausgebreiteten Blätter, welche entweder auf kleine (glänzend-grüne) harte, mit stark cuticularisierter Oberhaut versehene Organe beschränkt werden, oder welche Ersatz durch Dornen und Stacheln finden (Cactaceae, Euphorbia, Stapelia), wobei dann freilich die Kohlensäureernährung in die Oberfläche der Stengel- oder Stammorgane gelegt werden muss; oder welche sich (wie bei Agave, Aloe etc.) in dickfleischige Körper mit Ver- dunstungsschutz ringsum in der wachsdurchzogenen Ober- haut verwandeln. Ein anderer Verdunstungsschutz be- steht in der Ausbildung von verhältnismässig viel hartem Holz, dessen jugendlich-saftige Zellen die oft sehr kurze Jahreszeit zur Entwickelung wählen, in der das Wasser einigermaßen reichlich vorhanden ist, und in der dürren Jahreszeit mit dem geringeren Wassergehalt fertigen Holzes dastehen. Ein wiederum anderer vermeidet das Ueberdauern der trockenen Perioden im safterfüllten Zu- stande und reift rasch vor Schluss der feuchteren Pe- riode seine Samen, welche selbst gegen Trocknis durch ihre eigene Gewebsbildung geschützt sind, und lässt die Mutterpflanzen absterben (einjährige Gewächse von kurzer Vegetationsdauer). Im Bau der Oberhäute an Stengeln und Blättern sind in neuerer Zeit die wundervollsten Unterschiede, auf klimatologischer Unterlage sogleich zu verstehen, beobachtet worden.
Wasserversorgung und Verdunstungsschutz.
Kunstgriffe in Hinsicht der Wasserversorgung und Wasser- ersparnis gegenüber den Gewächsen, welche wie die Sumpf- und Schwimmpflanzen in ihrem regulären Lebens- verlauf keine besonderen Anstrengungen in dieser Be- ziehung zu machen brauchen.
Die Pflanzen verbrauchen das Wasser beim Wachs- tum zum Aufbau neuer Organe und eine gewöhnlich noch viel grössere Menge als „Transspirationswasser“ infolge der Verdunstung ihrer oberirdischen Organe und zumal der flachen grünen Blätter. In trockenen Klimaten lassen die Gewächse zumeist schon durch Verlangsamung des Wachstums eine Wasserersparnis eintreten, in noch viel höherem Maße durch alle Möglichkeiten von Verdun- stungsschutz. Dieser besteht in erster Linie in Ein- ziehung der grossen saftig ausgebreiteten Blätter, welche entweder auf kleine (glänzend-grüne) harte, mit stark cuticularisierter Oberhaut versehene Organe beschränkt werden, oder welche Ersatz durch Dornen und Stacheln finden (Cactaceae, Euphorbia, Stapelia), wobei dann freilich die Kohlensäureernährung in die Oberfläche der Stengel- oder Stammorgane gelegt werden muss; oder welche sich (wie bei Agave, Aloë etc.) in dickfleischige Körper mit Ver- dunstungsschutz ringsum in der wachsdurchzogenen Ober- haut verwandeln. Ein anderer Verdunstungsschutz be- steht in der Ausbildung von verhältnismässig viel hartem Holz, dessen jugendlich-saftige Zellen die oft sehr kurze Jahreszeit zur Entwickelung wählen, in der das Wasser einigermaßen reichlich vorhanden ist, und in der dürren Jahreszeit mit dem geringeren Wassergehalt fertigen Holzes dastehen. Ein wiederum anderer vermeidet das Ueberdauern der trockenen Perioden im safterfüllten Zu- stande und reift rasch vor Schluss der feuchteren Pe- riode seine Samen, welche selbst gegen Trocknis durch ihre eigene Gewebsbildung geschützt sind, und lässt die Mutterpflanzen absterben (einjährige Gewächse von kurzer Vegetationsdauer). Im Bau der Oberhäute an Stengeln und Blättern sind in neuerer Zeit die wundervollsten Unterschiede, auf klimatologischer Unterlage sogleich zu verstehen, beobachtet worden.
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Wasserversorgung und Verdunstungsschutz.
Kunstgriffe in Hinsicht der Wasserversorgung und Wasser-
ersparnis gegenüber den Gewächsen, welche wie die
Sumpf- und Schwimmpflanzen in ihrem regulären Lebens-
verlauf keine besonderen Anstrengungen in dieser Be-
ziehung zu machen brauchen.
Die Pflanzen verbrauchen das Wasser beim Wachs-
tum zum Aufbau neuer Organe und eine gewöhnlich noch
viel grössere Menge als „Transspirationswasser“ infolge
der Verdunstung ihrer oberirdischen Organe und zumal
der flachen grünen Blätter. In trockenen Klimaten lassen
die Gewächse zumeist schon durch Verlangsamung des
Wachstums eine Wasserersparnis eintreten, in noch viel
höherem Maße durch alle Möglichkeiten von Verdun-
stungsschutz. Dieser besteht in erster Linie in Ein-
ziehung der grossen saftig ausgebreiteten Blätter, welche
entweder auf kleine (glänzend-grüne) harte, mit stark
cuticularisierter Oberhaut versehene Organe beschränkt
werden, oder welche Ersatz durch Dornen und Stacheln
finden (Cactaceae, Euphorbia, Stapelia), wobei dann freilich
die Kohlensäureernährung in die Oberfläche der Stengel-
oder Stammorgane gelegt werden muss; oder welche sich
(wie bei Agave, Aloë etc.) in dickfleischige Körper mit Ver-
dunstungsschutz ringsum in der wachsdurchzogenen Ober-
haut verwandeln. Ein anderer Verdunstungsschutz be-
steht in der Ausbildung von verhältnismässig viel hartem
Holz, dessen jugendlich-saftige Zellen die oft sehr kurze
Jahreszeit zur Entwickelung wählen, in der das Wasser
einigermaßen reichlich vorhanden ist, und in der dürren
Jahreszeit mit dem geringeren Wassergehalt fertigen
Holzes dastehen. Ein wiederum anderer vermeidet das
Ueberdauern der trockenen Perioden im safterfüllten Zu-
stande und reift rasch vor Schluss der feuchteren Pe-
riode seine Samen, welche selbst gegen Trocknis durch
ihre eigene Gewebsbildung geschützt sind, und lässt die
Mutterpflanzen absterben (einjährige Gewächse von kurzer
Vegetationsdauer). Im Bau der Oberhäute an Stengeln
und Blättern sind in neuerer Zeit die wundervollsten
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/49>, abgerufen am 21.11.2024.
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