integrifolia (anscheinend von geringerer Bedeutung als Nutzpflanze) in der indischen Ländergruppe zu Hause ist ("am Fusse der westlichen Gebirge der indischen Halb- insel", A. de Candolle). Für Nahrung und Handel ist die Cocos nucifera von hervorragender Bedeutung; sie mag es gewesen sein, solange der Mensch auf den kleinen Archipelen sein Wesen trieb, aber nach allen pflanzengeographischen Regeln ist dennoch das tropische Amerika als ihre ursprüngliche erste Heimat anzusehen, was man auch dagegen einwenden mag.
Die Zweckmässigkeit, auf Neuguinea ein eigenes Floren- reich vom indischen Reiche getrennt zu begründen, scheint zuerst von Dyer bei einer monographischen Studie der Dipterocarpaceen hervorgehoben zu sein i. J. 1878 (G. J., VIII, 210), nachdem Wal- laces hervorragende Arbeiten den Grund dazu gelegt. Bei dem in jüngster Zeit bedeutend geförderten Wissen über diese Flora haben sich allerdings immer neben den eigenartigen, nicht indischen Elementen auch neue Verknüpfungen mit dem Westen gezeigt, wie besonders durch Müllers Bearbeitung der von Mac Gregor ge- sammelten Owen-Stanley-Gebirgspflanzen: hier sind indische, ma- layische Rhododendren, überhaupt unter den endemischen Arten 17 vom Typus des Himalaya, aber daneben auch antarktische Arten und australische Familien (Astelia alpina, Styphelia montana, Uncinia 2 sp., Epilobium pedunculare und Galium australe etc.) in grossem Prozentsatz; auch hier also trifft sich unter dem Aequator auf Hochgebirgen das boreale mit dem australen Ele- ment. Diese Wanderungen haben die alte Getrenntheit, welche sich geologisch nach Wallace, Geograph. Distribution of Animals I, 464--466 herleiten lässt, teilweise durchbrochen und unter Mit- wirkung der malayischen Inseln beschränkt, wofür vom geologischen Standpunkte auch Studer (Deutsche Geogr., Bl. V., 163) Belege für Timor bringt.
Von Charaktersippen lassen sich wenige nennen, welche die ganzen pacifischen Inseln auszeichneten; ihre Vegetations- linien zerteilen sie im Gegenteil in die Neuguinea-, Neukaledonien- und Viti-, polynesische, hawaische und nördlich-neuseeländische Gruppe, die teilweise in mehrere nach orographischer Gliederung wohlgeordnete Vegetationsregionen zerfallen. Die trockenfrüch- tigen Myrtaceen, vornehmlich Melaleuca Leucadendron u. a., zeichnen die mit Australien benachbarte nördliche Hauptgruppe aus, wo auch Casuarinen mit Proteaceen wachsen; die Epacridee Draco- phyllum ist zwischen Australien und Neukaledonien gemeinsam. Wichtig sind die Coniferen: Araucaria geht vom nordwestlichen Neuguinea bis zur Norfolkinsel und schliesst Nordostaustralien ein, die Neuen Hebriden und alles östlich Gelegene aus. Agathis (= Dammara) tritt aus dem malayischen Archipel bis zu den Viti-
Kulturpflanzen. Florenreichscharakter.
integrifolia (anscheinend von geringerer Bedeutung als Nutzpflanze) in der indischen Ländergruppe zu Hause ist („am Fusse der westlichen Gebirge der indischen Halb- insel“, A. de Candolle). Für Nahrung und Handel ist die Cocos nucifera von hervorragender Bedeutung; sie mag es gewesen sein, solange der Mensch auf den kleinen Archipelen sein Wesen trieb, aber nach allen pflanzengeographischen Regeln ist dennoch das tropische Amerika als ihre ursprüngliche erste Heimat anzusehen, was man auch dagegen einwenden mag.
Die Zweckmässigkeit, auf Neuguinea ein eigenes Floren- reich vom indischen Reiche getrennt zu begründen, scheint zuerst von Dyer bei einer monographischen Studie der Dipterocarpaceen hervorgehoben zu sein i. J. 1878 (G. J., VIII, 210), nachdem Wal- laces hervorragende Arbeiten den Grund dazu gelegt. Bei dem in jüngster Zeit bedeutend geförderten Wissen über diese Flora haben sich allerdings immer neben den eigenartigen, nicht indischen Elementen auch neue Verknüpfungen mit dem Westen gezeigt, wie besonders durch Müllers Bearbeitung der von Mac Gregor ge- sammelten Owen-Stanley-Gebirgspflanzen: hier sind indische, ma- layische Rhododendren, überhaupt unter den endemischen Arten 17 vom Typus des Himalaya, aber daneben auch antarktische Arten und australische Familien (Astelia alpina, Styphelia montana, Uncinia 2 sp., Epilobium pedunculare und Galium australe etc.) in grossem Prozentsatz; auch hier also trifft sich unter dem Aequator auf Hochgebirgen das boreale mit dem australen Ele- ment. Diese Wanderungen haben die alte Getrenntheit, welche sich geologisch nach Wallace, Geograph. Distribution of Animals I, 464—466 herleiten lässt, teilweise durchbrochen und unter Mit- wirkung der malayischen Inseln beschränkt, wofür vom geologischen Standpunkte auch Studer (Deutsche Geogr., Bl. V., 163) Belege für Timor bringt.
Von Charaktersippen lassen sich wenige nennen, welche die ganzen pacifischen Inseln auszeichneten; ihre Vegetations- linien zerteilen sie im Gegenteil in die Neuguinea-, Neukaledonien- und Viti-, polynesische, hawaische und nördlich-neuseeländische Gruppe, die teilweise in mehrere nach orographischer Gliederung wohlgeordnete Vegetationsregionen zerfallen. Die trockenfrüch- tigen Myrtaceen, vornehmlich Melaleuca Leucadendron u. a., zeichnen die mit Australien benachbarte nördliche Hauptgruppe aus, wo auch Casuarinen mit Proteaceen wachsen; die Epacridee Draco- phyllum ist zwischen Australien und Neukaledonien gemeinsam. Wichtig sind die Coniferen: Araucaria geht vom nordwestlichen Neuguinea bis zur Norfolkinsel und schliesst Nordostaustralien ein, die Neuen Hebriden und alles östlich Gelegene aus. Agathis (= Dammara) tritt aus dem malayischen Archipel bis zu den Viti-
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Kulturpflanzen. Florenreichscharakter.
integrifolia (anscheinend von geringerer Bedeutung als
Nutzpflanze) in der indischen Ländergruppe zu Hause ist
(„am Fusse der westlichen Gebirge der indischen Halb-
insel“, A. de Candolle). Für Nahrung und Handel ist
die Cocos nucifera von hervorragender Bedeutung; sie
mag es gewesen sein, solange der Mensch auf den
kleinen Archipelen sein Wesen trieb, aber nach allen
pflanzengeographischen Regeln ist dennoch das tropische
Amerika als ihre ursprüngliche erste Heimat anzusehen,
was man auch dagegen einwenden mag.
Die Zweckmässigkeit, auf Neuguinea ein eigenes Floren-
reich vom indischen Reiche getrennt zu begründen, scheint zuerst
von Dyer bei einer monographischen Studie der Dipterocarpaceen
hervorgehoben zu sein i. J. 1878 (G. J., VIII, 210), nachdem Wal-
laces hervorragende Arbeiten den Grund dazu gelegt. Bei dem in
jüngster Zeit bedeutend geförderten Wissen über diese Flora haben
sich allerdings immer neben den eigenartigen, nicht indischen
Elementen auch neue Verknüpfungen mit dem Westen gezeigt,
wie besonders durch Müllers Bearbeitung der von Mac Gregor ge-
sammelten Owen-Stanley-Gebirgspflanzen: hier sind indische, ma-
layische Rhododendren, überhaupt unter den endemischen Arten 17
vom Typus des Himalaya, aber daneben auch antarktische Arten
und australische Familien (Astelia alpina, Styphelia montana,
Uncinia 2 sp., Epilobium pedunculare und Galium australe etc.)
in grossem Prozentsatz; auch hier also trifft sich unter dem
Aequator auf Hochgebirgen das boreale mit dem australen Ele-
ment. Diese Wanderungen haben die alte Getrenntheit, welche
sich geologisch nach Wallace, Geograph. Distribution of Animals I,
464—466 herleiten lässt, teilweise durchbrochen und unter Mit-
wirkung der malayischen Inseln beschränkt, wofür vom geologischen
Standpunkte auch Studer (Deutsche Geogr., Bl. V., 163) Belege für
Timor bringt.
Von Charaktersippen lassen sich wenige nennen, welche
die ganzen pacifischen Inseln auszeichneten; ihre Vegetations-
linien zerteilen sie im Gegenteil in die Neuguinea-, Neukaledonien-
und Viti-, polynesische, hawaische und nördlich-neuseeländische
Gruppe, die teilweise in mehrere nach orographischer Gliederung
wohlgeordnete Vegetationsregionen zerfallen. Die trockenfrüch-
tigen Myrtaceen, vornehmlich Melaleuca Leucadendron u. a., zeichnen
die mit Australien benachbarte nördliche Hauptgruppe aus, wo
auch Casuarinen mit Proteaceen wachsen; die Epacridee Draco-
phyllum ist zwischen Australien und Neukaledonien gemeinsam.
Wichtig sind die Coniferen: Araucaria geht vom nordwestlichen
Neuguinea bis zur Norfolkinsel und schliesst Nordostaustralien
ein, die Neuen Hebriden und alles östlich Gelegene aus. Agathis
(= Dammara) tritt aus dem malayischen Archipel bis zu den Viti-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/521>, abgerufen am 22.11.2024.
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