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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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17. Tropisches Mexiko und Centralamerika.
rakter zusammen ein Herabreichen des nicht tropischen,
nördlich-sommerheissen Wärmegürtels gemäß Köppens
Entwurf bis etwa 17° N., also weit südwärts über den
Wendekreis hinaus, und ungefähr unter dem Wendekreise
selbst zieht die 10°-Isotherme des kältesten Monats;
demgemäß gehört, abgesehen von dem zur IV. Zone fal-
lenden Küstenstrich, das Binnenland zur III. Vegeta-
tionszone, die hier entsprechend weit (17° N.) nach Süden
vorspringt. In der über 2000 m im Durchschnitt be-
tragenden Erhebung der inneren mexikanischen Hoch-
flächen von Durango über Tlaxcala nach Oajaca erklärt
sich dieses kühle Klima; die Seitengehänge dagegen so-
wohl gegen den Stillen als gegen den Atlantischen Ozean
zeigen Tropenklima und Tropenformationen, welche etwa
zwischen 22° und 26° N. allmählich auslaufen. So ist
in der Halbinsel Californien der 26. Breitegrad die Scheide-
grenze des trockenen subtropischen Gebietes mit regen-
losen Sommern und Winterniederschlägen gegenüber dem
fruchtbareren Süden im Gebiet der Sommerregen (Geogr.
Mittlgn. 1888, Litt. Nr. 57). In der Breite von 26° bis
22° N. verläuft auch die nach Osten gesenkte Januar-
isotherme von 20°C. Mit der Regelmäßigkeit der Nie-
derschläge nimmt die Mannigfaltigkeit der tropischen
Vegetation zu und erreicht daher hier ihr Maximum in
Tabasco am Golf von Campeche; am eigenartigsten ist
sie in den mittleren Höhen der Gebirgswälle rings um
das Centralplateau und in den Südprovinzen ausgeprägt,
weil sich hier boreal-subtropische Elemente (Eichen!) mit
amerikanischen Tropengattungen (Palmeng. Chamaedorea)
mischen, bis über diesen Regionen noch kühlere, den
Hochgebirgsgewächsen des Nordens wie des Südens ge-
meinsame Formationsbildungen gestatten, in denen Andes-
rosen (Bejaria) an Stelle der Rhododendren sich mit den
Fichten, Tannen, Vaccinien und Arbutus des borealen Ele-
mentes, aber meistens in spezifischer Eigenartigkeit und
stark endemischer Ausprägung begegnen. Nach Aus-
schluss des südlichen Centralamerikas (Region 6), welches
sich sehr innig an Colombien und das weite südameri-
kanische Tropenland anschliesst, sind in dem hier be-

17. Tropisches Mexiko und Centralamerika.
rakter zusammen ein Herabreichen des nicht tropischen,
nördlich-sommerheissen Wärmegürtels gemäß Köppens
Entwurf bis etwa 17° N., also weit südwärts über den
Wendekreis hinaus, und ungefähr unter dem Wendekreise
selbst zieht die 10°-Isotherme des kältesten Monats;
demgemäß gehört, abgesehen von dem zur IV. Zone fal-
lenden Küstenstrich, das Binnenland zur III. Vegeta-
tionszone, die hier entsprechend weit (17° N.) nach Süden
vorspringt. In der über 2000 m im Durchschnitt be-
tragenden Erhebung der inneren mexikanischen Hoch-
flächen von Durango über Tlaxcala nach Oajaca erklärt
sich dieses kühle Klima; die Seitengehänge dagegen so-
wohl gegen den Stillen als gegen den Atlantischen Ozean
zeigen Tropenklima und Tropenformationen, welche etwa
zwischen 22° und 26° N. allmählich auslaufen. So ist
in der Halbinsel Californien der 26. Breitegrad die Scheide-
grenze des trockenen subtropischen Gebietes mit regen-
losen Sommern und Winterniederschlägen gegenüber dem
fruchtbareren Süden im Gebiet der Sommerregen (Geogr.
Mittlgn. 1888, Litt. Nr. 57). In der Breite von 26° bis
22° N. verläuft auch die nach Osten gesenkte Januar-
isotherme von 20°C. Mit der Regelmäßigkeit der Nie-
derschläge nimmt die Mannigfaltigkeit der tropischen
Vegetation zu und erreicht daher hier ihr Maximum in
Tabasco am Golf von Campeche; am eigenartigsten ist
sie in den mittleren Höhen der Gebirgswälle rings um
das Centralplateau und in den Südprovinzen ausgeprägt,
weil sich hier boreal-subtropische Elemente (Eichen!) mit
amerikanischen Tropengattungen (Palmeng. Chamaedorea)
mischen, bis über diesen Regionen noch kühlere, den
Hochgebirgsgewächsen des Nordens wie des Südens ge-
meinsame Formationsbildungen gestatten, in denen Andes-
rosen (Bejaria) an Stelle der Rhododendren sich mit den
Fichten, Tannen, Vaccinien und Arbutus des borealen Ele-
mentes, aber meistens in spezifischer Eigenartigkeit und
stark endemischer Ausprägung begegnen. Nach Aus-
schluss des südlichen Centralamerikas (Region 6), welches
sich sehr innig an Colombien und das weite südameri-
kanische Tropenland anschliesst, sind in dem hier be-

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[504/0536] 17. Tropisches Mexiko und Centralamerika. rakter zusammen ein Herabreichen des nicht tropischen, nördlich-sommerheissen Wärmegürtels gemäß Köppens Entwurf bis etwa 17° N., also weit südwärts über den Wendekreis hinaus, und ungefähr unter dem Wendekreise selbst zieht die 10°-Isotherme des kältesten Monats; demgemäß gehört, abgesehen von dem zur IV. Zone fal- lenden Küstenstrich, das Binnenland zur III. Vegeta- tionszone, die hier entsprechend weit (17° N.) nach Süden vorspringt. In der über 2000 m im Durchschnitt be- tragenden Erhebung der inneren mexikanischen Hoch- flächen von Durango über Tlaxcala nach Oajaca erklärt sich dieses kühle Klima; die Seitengehänge dagegen so- wohl gegen den Stillen als gegen den Atlantischen Ozean zeigen Tropenklima und Tropenformationen, welche etwa zwischen 22° und 26° N. allmählich auslaufen. So ist in der Halbinsel Californien der 26. Breitegrad die Scheide- grenze des trockenen subtropischen Gebietes mit regen- losen Sommern und Winterniederschlägen gegenüber dem fruchtbareren Süden im Gebiet der Sommerregen (Geogr. Mittlgn. 1888, Litt. Nr. 57). In der Breite von 26° bis 22° N. verläuft auch die nach Osten gesenkte Januar- isotherme von 20°C. Mit der Regelmäßigkeit der Nie- derschläge nimmt die Mannigfaltigkeit der tropischen Vegetation zu und erreicht daher hier ihr Maximum in Tabasco am Golf von Campeche; am eigenartigsten ist sie in den mittleren Höhen der Gebirgswälle rings um das Centralplateau und in den Südprovinzen ausgeprägt, weil sich hier boreal-subtropische Elemente (Eichen!) mit amerikanischen Tropengattungen (Palmeng. Chamaedorea) mischen, bis über diesen Regionen noch kühlere, den Hochgebirgsgewächsen des Nordens wie des Südens ge- meinsame Formationsbildungen gestatten, in denen Andes- rosen (Bejaria) an Stelle der Rhododendren sich mit den Fichten, Tannen, Vaccinien und Arbutus des borealen Ele- mentes, aber meistens in spezifischer Eigenartigkeit und stark endemischer Ausprägung begegnen. Nach Aus- schluss des südlichen Centralamerikas (Region 6), welches sich sehr innig an Colombien und das weite südameri- kanische Tropenland anschliesst, sind in dem hier be-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/536>, abgerufen am 22.11.2024.