handelten Gesamtgebiete fast 82 % der Blütenpflanzen endemisch, unter den Hochgebirgspflanzen sogar nach Teilberechnungen noch höhere Prozentsätze, und dies in einer nach 20000 und mehr Arten zählenden, reichhaltig aus den verschiedensten Familien gemischten und mit circa 200 endemischen Gattungen versehenen Flora. Dieser starke Endemismus und Artenreichtum erinnert daher an Westaustralien und das südwestliche Afrika.
Mit den Antillen haben die mexikanischen Regionen manche Arten und mancherlei Beziehungen gemeinsam, die Existenz von Kiefernwäldern, die Armut in der Ent- faltung der tropisch-amerikanischen Palmengattungen etc.; aber es bedarf der Verbesserung, dass im physikalischen Atlas (Florenkarte VII) beide in eine Hauptregion vereinigt sind, da sich durch Hemsleys erschöpfende Statistik her- ausgestellt hat, dass viel mehrere der weiter verbreiteten Gattungen und Arten Mexiko mit dem tropischen Süd- amerika als mit den Antillen verbinden.
Entsprechend der Erscheinung, dass subtropische Steppenlandschaften für die kulturelle Behandlung wich- tiger Nahrungspflanzen, welche in diesen selbst oder in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ihr altes Indigenat besassen, von hervorragender Bedeutung geworden sind, ist Mexiko als ein alter Herd amerikanischer Kultur an- zusehen, wenngleich nicht von dem hohen Alter, wie die Steppenlandschaften des Orients oder Aegypten in seiner merkwürdigen Lage am Ufer eines tropischen Flusses; nur Peru scheint sich von den übrigen amerikanischen Gebieten noch in dieser Hinsicht mit Mexiko messen zu können. Auf diese beiden Länder fällt daher nach un- seren jetzigen Kenntnissen die Ausbreitung der Kultur des Mais (Zea Mays), der einzigen weltumspannenden, wärmer-klimatisierten Cerealie von amerikanischem Indi- genat. Unter Verweis auf die ausführliche Darlegung von A. de Candolle (Ursprung d. Culturpfl. S. 490) be- trachte ich die amerikanische Heimat der Maispflanze als erwiesen; dafür spricht auch nicht zum geringsten nach R. Browns Regel, dass man die Heimat einer Art da zu suchen habe, wo ihre Verwandten einheimisch
Gliederung. Pflanzenreichtum. Kulturpflanzen.
handelten Gesamtgebiete fast 82 % der Blütenpflanzen endemisch, unter den Hochgebirgspflanzen sogar nach Teilberechnungen noch höhere Prozentsätze, und dies in einer nach 20000 und mehr Arten zählenden, reichhaltig aus den verschiedensten Familien gemischten und mit circa 200 endemischen Gattungen versehenen Flora. Dieser starke Endemismus und Artenreichtum erinnert daher an Westaustralien und das südwestliche Afrika.
Mit den Antillen haben die mexikanischen Regionen manche Arten und mancherlei Beziehungen gemeinsam, die Existenz von Kiefernwäldern, die Armut in der Ent- faltung der tropisch-amerikanischen Palmengattungen etc.; aber es bedarf der Verbesserung, dass im physikalischen Atlas (Florenkarte VII) beide in eine Hauptregion vereinigt sind, da sich durch Hemsleys erschöpfende Statistik her- ausgestellt hat, dass viel mehrere der weiter verbreiteten Gattungen und Arten Mexiko mit dem tropischen Süd- amerika als mit den Antillen verbinden.
Entsprechend der Erscheinung, dass subtropische Steppenlandschaften für die kulturelle Behandlung wich- tiger Nahrungspflanzen, welche in diesen selbst oder in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ihr altes Indigenat besassen, von hervorragender Bedeutung geworden sind, ist Mexiko als ein alter Herd amerikanischer Kultur an- zusehen, wenngleich nicht von dem hohen Alter, wie die Steppenlandschaften des Orients oder Aegypten in seiner merkwürdigen Lage am Ufer eines tropischen Flusses; nur Peru scheint sich von den übrigen amerikanischen Gebieten noch in dieser Hinsicht mit Mexiko messen zu können. Auf diese beiden Länder fällt daher nach un- seren jetzigen Kenntnissen die Ausbreitung der Kultur des Mais (Zea Mays), der einzigen weltumspannenden, wärmer-klimatisierten Cerealie von amerikanischem Indi- genat. Unter Verweis auf die ausführliche Darlegung von A. de Candolle (Ursprung d. Culturpfl. S. 490) be- trachte ich die amerikanische Heimat der Maispflanze als erwiesen; dafür spricht auch nicht zum geringsten nach R. Browns Regel, dass man die Heimat einer Art da zu suchen habe, wo ihre Verwandten einheimisch
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Gliederung. Pflanzenreichtum. Kulturpflanzen.
handelten Gesamtgebiete fast 82 % der Blütenpflanzen
endemisch, unter den Hochgebirgspflanzen sogar nach
Teilberechnungen noch höhere Prozentsätze, und dies in
einer nach 20000 und mehr Arten zählenden, reichhaltig
aus den verschiedensten Familien gemischten und mit
circa 200 endemischen Gattungen versehenen Flora. Dieser
starke Endemismus und Artenreichtum erinnert daher an
Westaustralien und das südwestliche Afrika.
Mit den Antillen haben die mexikanischen Regionen
manche Arten und mancherlei Beziehungen gemeinsam,
die Existenz von Kiefernwäldern, die Armut in der Ent-
faltung der tropisch-amerikanischen Palmengattungen etc.;
aber es bedarf der Verbesserung, dass im physikalischen
Atlas (Florenkarte VII) beide in eine Hauptregion vereinigt
sind, da sich durch Hemsleys erschöpfende Statistik her-
ausgestellt hat, dass viel mehrere der weiter verbreiteten
Gattungen und Arten Mexiko mit dem tropischen Süd-
amerika als mit den Antillen verbinden.
Entsprechend der Erscheinung, dass subtropische
Steppenlandschaften für die kulturelle Behandlung wich-
tiger Nahrungspflanzen, welche in diesen selbst oder in
ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ihr altes Indigenat
besassen, von hervorragender Bedeutung geworden sind,
ist Mexiko als ein alter Herd amerikanischer Kultur an-
zusehen, wenngleich nicht von dem hohen Alter, wie die
Steppenlandschaften des Orients oder Aegypten in seiner
merkwürdigen Lage am Ufer eines tropischen Flusses;
nur Peru scheint sich von den übrigen amerikanischen
Gebieten noch in dieser Hinsicht mit Mexiko messen zu
können. Auf diese beiden Länder fällt daher nach un-
seren jetzigen Kenntnissen die Ausbreitung der Kultur
des Mais (Zea Mays), der einzigen weltumspannenden,
wärmer-klimatisierten Cerealie von amerikanischem Indi-
genat. Unter Verweis auf die ausführliche Darlegung
von A. de Candolle (Ursprung d. Culturpfl. S. 490) be-
trachte ich die amerikanische Heimat der Maispflanze
als erwiesen; dafür spricht auch nicht zum geringsten
nach R. Browns Regel, dass man die Heimat einer Art
da zu suchen habe, wo ihre Verwandten einheimisch
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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