Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Notwendigkeit des periodischen Cyklus.
kungen des Wassergehaltes im Boden zwischen 80 und
40 %; aber die mit 20 % Wassergehalt erzogenen gaben
nur die Hälfte, die mit 10 % erzogenen nur ein Achtel
der Normalernte der ersteren. Und so sieht man denn
auch die sehr regenreichen Striche in einem sonst ein-
heitlich angelegten Florengebiete nicht so sonderlich
verschieden in ihrer Vegetation von den minder regen-
reichen, während die regenarmen Klimate sich von den
"minder regenreich" genannten sogleich auffällig durch
sogenannte "xerophile" Vegetationsformen unterscheiden.

Periodizität in der Einwirkung der geographi-
schen Agentien.
Die eben in ihrer Wirkungsweise genann-
ten und für die geographische Verteilung der Pflanzen im
grossen wirksamen Agentien zeichnen sich nun vor den fol-
genden, topographisch wirksamen Agentien aus durch ein
alljährliches Schwanken ihrer Einwirkung, durch ein im
Verlaufe eines Jahres sich regelmässig unter Ansteigen und
Fallen abwickelndes Bild von begünstigender und ver-
zögernder oder hemmender Wirkung. Im Gegensatz dazu
bleibt z. B. die Wirkungsweise des Bodens, die Be-
ziehungen einer Pflanze zu ihrer Umgebung, sich durch-
aus gleich, oder wenn auch sie periodisch verschieden
ausfällt, verdankt sie ihre Periodizität gleichfalls den
jährlich wechselnden klimatischen Agentien.

Dieser periodische Wechsel im Cyklus eines Jahres,
dem sich die gesamte organische Welt nicht zu entziehen
vermag und der nach dem Lauf der Gestirne selbst das
Menschenleben bis in seine kleinsten Einzelheiten mit sich
reisst, hat nun in dem Gewächsreiche den in seiner Regel-
mässigkeit wundervollen Wechsel der Vegetationserschei-
nungen zur Folge, dessen Eigentümlichkeiten den ersten
und sichersten pflanzengeographischen Charakter jeder
natürlichen klimatischen Zone bilden. Nicht nur dass mit
dem Wechsel von Tag und Nacht kleine Perioden im Leben
jeder vegetierenden Pflanze verknüpft sind, viel durch-
greifender sind die Verschiedenheiten der grossen Periode
im Jahresverlauf, und es scheint wohl so, als wenn keine
Gewächsgruppe der Erde ohne Jahresperiode existierte.

Notwendigkeit des periodischen Cyklus.
kungen des Wassergehaltes im Boden zwischen 80 und
40 %; aber die mit 20 % Wassergehalt erzogenen gaben
nur die Hälfte, die mit 10 % erzogenen nur ein Achtel
der Normalernte der ersteren. Und so sieht man denn
auch die sehr regenreichen Striche in einem sonst ein-
heitlich angelegten Florengebiete nicht so sonderlich
verschieden in ihrer Vegetation von den minder regen-
reichen, während die regenarmen Klimate sich von den
„minder regenreich“ genannten sogleich auffällig durch
sogenannte „xerophile“ Vegetationsformen unterscheiden.

Periodizität in der Einwirkung der geographi-
schen Agentien.
Die eben in ihrer Wirkungsweise genann-
ten und für die geographische Verteilung der Pflanzen im
grossen wirksamen Agentien zeichnen sich nun vor den fol-
genden, topographisch wirksamen Agentien aus durch ein
alljährliches Schwanken ihrer Einwirkung, durch ein im
Verlaufe eines Jahres sich regelmässig unter Ansteigen und
Fallen abwickelndes Bild von begünstigender und ver-
zögernder oder hemmender Wirkung. Im Gegensatz dazu
bleibt z. B. die Wirkungsweise des Bodens, die Be-
ziehungen einer Pflanze zu ihrer Umgebung, sich durch-
aus gleich, oder wenn auch sie periodisch verschieden
ausfällt, verdankt sie ihre Periodizität gleichfalls den
jährlich wechselnden klimatischen Agentien.

Dieser periodische Wechsel im Cyklus eines Jahres,
dem sich die gesamte organische Welt nicht zu entziehen
vermag und der nach dem Lauf der Gestirne selbst das
Menschenleben bis in seine kleinsten Einzelheiten mit sich
reisst, hat nun in dem Gewächsreiche den in seiner Regel-
mässigkeit wundervollen Wechsel der Vegetationserschei-
nungen zur Folge, dessen Eigentümlichkeiten den ersten
und sichersten pflanzengeographischen Charakter jeder
natürlichen klimatischen Zone bilden. Nicht nur dass mit
dem Wechsel von Tag und Nacht kleine Perioden im Leben
jeder vegetierenden Pflanze verknüpft sind, viel durch-
greifender sind die Verschiedenheiten der grossen Periode
im Jahresverlauf, und es scheint wohl so, als wenn keine
Gewächsgruppe der Erde ohne Jahresperiode existierte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0054" n="32"/><fw place="top" type="header">Notwendigkeit des periodischen Cyklus.</fw><lb/>
kungen des Wassergehaltes im Boden zwischen 80 und<lb/>
40 %; aber die mit 20 % Wassergehalt erzogenen gaben<lb/>
nur die Hälfte, die mit 10 % erzogenen nur ein Achtel<lb/>
der Normalernte der ersteren. Und so sieht man denn<lb/>
auch die sehr regenreichen Striche in einem sonst ein-<lb/>
heitlich angelegten Florengebiete nicht so sonderlich<lb/>
verschieden in ihrer Vegetation von den minder regen-<lb/>
reichen, während die regenarmen Klimate sich von den<lb/>
&#x201E;minder regenreich&#x201C; genannten sogleich auffällig durch<lb/>
sogenannte &#x201E;xerophile&#x201C; Vegetationsformen unterscheiden.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#b">Periodizität in der Einwirkung der geographi-<lb/>
schen Agentien.</hi> Die eben in ihrer Wirkungsweise genann-<lb/>
ten und für die geographische Verteilung der Pflanzen im<lb/>
grossen wirksamen Agentien zeichnen sich nun vor den fol-<lb/>
genden, topographisch wirksamen Agentien aus durch ein<lb/>
alljährliches Schwanken ihrer Einwirkung, durch ein im<lb/>
Verlaufe eines Jahres sich regelmässig unter Ansteigen und<lb/>
Fallen abwickelndes Bild von begünstigender und ver-<lb/>
zögernder oder hemmender Wirkung. Im Gegensatz dazu<lb/>
bleibt z. B. die Wirkungsweise des Bodens, die Be-<lb/>
ziehungen einer Pflanze zu ihrer Umgebung, sich durch-<lb/>
aus gleich, oder wenn auch sie periodisch verschieden<lb/>
ausfällt, verdankt sie ihre Periodizität gleichfalls den<lb/>
jährlich wechselnden klimatischen Agentien.</p><lb/>
        <p>Dieser periodische Wechsel im Cyklus eines Jahres,<lb/>
dem sich die gesamte organische Welt nicht zu entziehen<lb/>
vermag und der nach dem Lauf der Gestirne selbst das<lb/>
Menschenleben bis in seine kleinsten Einzelheiten mit sich<lb/>
reisst, hat nun in dem Gewächsreiche den in seiner Regel-<lb/>
mässigkeit wundervollen Wechsel der Vegetationserschei-<lb/>
nungen zur Folge, dessen Eigentümlichkeiten den ersten<lb/>
und sichersten pflanzengeographischen Charakter jeder<lb/>
natürlichen klimatischen Zone bilden. Nicht nur dass mit<lb/>
dem Wechsel von Tag und Nacht kleine Perioden im Leben<lb/>
jeder vegetierenden Pflanze verknüpft sind, viel durch-<lb/>
greifender sind die Verschiedenheiten der grossen Periode<lb/>
im Jahresverlauf, und es scheint wohl so, als wenn keine<lb/>
Gewächsgruppe der Erde ohne Jahresperiode existierte.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0054] Notwendigkeit des periodischen Cyklus. kungen des Wassergehaltes im Boden zwischen 80 und 40 %; aber die mit 20 % Wassergehalt erzogenen gaben nur die Hälfte, die mit 10 % erzogenen nur ein Achtel der Normalernte der ersteren. Und so sieht man denn auch die sehr regenreichen Striche in einem sonst ein- heitlich angelegten Florengebiete nicht so sonderlich verschieden in ihrer Vegetation von den minder regen- reichen, während die regenarmen Klimate sich von den „minder regenreich“ genannten sogleich auffällig durch sogenannte „xerophile“ Vegetationsformen unterscheiden. Periodizität in der Einwirkung der geographi- schen Agentien. Die eben in ihrer Wirkungsweise genann- ten und für die geographische Verteilung der Pflanzen im grossen wirksamen Agentien zeichnen sich nun vor den fol- genden, topographisch wirksamen Agentien aus durch ein alljährliches Schwanken ihrer Einwirkung, durch ein im Verlaufe eines Jahres sich regelmässig unter Ansteigen und Fallen abwickelndes Bild von begünstigender und ver- zögernder oder hemmender Wirkung. Im Gegensatz dazu bleibt z. B. die Wirkungsweise des Bodens, die Be- ziehungen einer Pflanze zu ihrer Umgebung, sich durch- aus gleich, oder wenn auch sie periodisch verschieden ausfällt, verdankt sie ihre Periodizität gleichfalls den jährlich wechselnden klimatischen Agentien. Dieser periodische Wechsel im Cyklus eines Jahres, dem sich die gesamte organische Welt nicht zu entziehen vermag und der nach dem Lauf der Gestirne selbst das Menschenleben bis in seine kleinsten Einzelheiten mit sich reisst, hat nun in dem Gewächsreiche den in seiner Regel- mässigkeit wundervollen Wechsel der Vegetationserschei- nungen zur Folge, dessen Eigentümlichkeiten den ersten und sichersten pflanzengeographischen Charakter jeder natürlichen klimatischen Zone bilden. Nicht nur dass mit dem Wechsel von Tag und Nacht kleine Perioden im Leben jeder vegetierenden Pflanze verknüpft sind, viel durch- greifender sind die Verschiedenheiten der grossen Periode im Jahresverlauf, und es scheint wohl so, als wenn keine Gewächsgruppe der Erde ohne Jahresperiode existierte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/54
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/54>, abgerufen am 19.05.2024.