Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Klimatische und orographische Gliederung. Kammlinie kombiniert und eine Reihe von Vegetationslinienwerden sicherlich hierdurch zu einem raschen Ziele geführt. Denn das Amazonenstromthal in weitem Sinne hat den Allein- besitz vieler Gattungen und sehr vieler Arten aus den haupt- sächlich maßgebenden Tropenordnungen. Nun bringt es der Zusammenhang zwischen dem weiteren orographischen Aufbau südlich dieser Kammlinie und den Regenwinden mit sich, dass nur der Küstenstrich bis über Rio de Janeiro hinaus, nämlich nach Liais bis zur Bai von Pa- ranagua unter 25° S., ein mildes und äusserst frucht- bares Tropenklima besitzt, so dass hier eine Reihe von Gattungen des Amazonasgebietes wiederkehrt, welche im trockenen Innern fehlen. In letzterem herrschen anstatt der Tropenwälder Grassteppen und Grassavanen mit lichten Gebüschen, kleinen laubwechselnden oder immer- grün-hartbelaubten Baumbeständen und an Trockenheit gewöhnten Typen der Palmen, dazu eine Masse von Cacteen, die grösseren Bäume aus den Bombaceen und ähnlichen Savanen-Inquilinen. Die Busch- und Baum- bestände führen hier je nachdem die Bezeichnungen Ca- rascos oder Serrados, Capoes und Caatingas (vergl. oben S. 256 und 282). Und an dieses Innere lehnt sich dann südwärts abfallend die atlantische subtropische Ueber- gangsregion an, weit über den Wendekreis hinaus an den Läufen des Uruguay, Paraguay und mittleren Parana, welcher eine zweite eigenartige, subtropische Bergwald- region in der geographischen Breite beiderseits vom Wende- kreise am Osthange der Anden entspricht, im Anschluss an die Cinchonen-Bergwälder von Bolivien und Ecuador. Zwischen diesen beiden aber liegt die Gran Chaco-Region, welche Hieronymus als eine Uebergangsregion der bra- silianischen Subtropen zu den argentinischen, von Grise- bach als Chanarsteppe bezeichneten Espinarwaldungen an- sieht. Diese Regionen sind in der amerikanischen Floren- Klimatische und orographische Gliederung. Kammlinie kombiniert und eine Reihe von Vegetationslinienwerden sicherlich hierdurch zu einem raschen Ziele geführt. Denn das Amazonenstromthal in weitem Sinne hat den Allein- besitz vieler Gattungen und sehr vieler Arten aus den haupt- sächlich maßgebenden Tropenordnungen. Nun bringt es der Zusammenhang zwischen dem weiteren orographischen Aufbau südlich dieser Kammlinie und den Regenwinden mit sich, dass nur der Küstenstrich bis über Rio de Janeiro hinaus, nämlich nach Liais bis zur Bai von Pa- ranagua unter 25° S., ein mildes und äusserst frucht- bares Tropenklima besitzt, so dass hier eine Reihe von Gattungen des Amazonasgebietes wiederkehrt, welche im trockenen Innern fehlen. In letzterem herrschen anstatt der Tropenwälder Grassteppen und Grassavanen mit lichten Gebüschen, kleinen laubwechselnden oder immer- grün-hartbelaubten Baumbeständen und an Trockenheit gewöhnten Typen der Palmen, dazu eine Masse von Cacteen, die grösseren Bäume aus den Bombaceen und ähnlichen Savanen-Inquilinen. Die Busch- und Baum- bestände führen hier je nachdem die Bezeichnungen Ca- rascos oder Serrados, Capoës und Caatingas (vergl. oben S. 256 und 282). Und an dieses Innere lehnt sich dann südwärts abfallend die atlantische subtropische Ueber- gangsregion an, weit über den Wendekreis hinaus an den Läufen des Uruguay, Paraguay und mittleren Parana, welcher eine zweite eigenartige, subtropische Bergwald- region in der geographischen Breite beiderseits vom Wende- kreise am Osthange der Anden entspricht, im Anschluss an die Cinchonen-Bergwälder von Bolivien und Ecuador. Zwischen diesen beiden aber liegt die Gran Chaco-Region, welche Hieronymus als eine Uebergangsregion der bra- silianischen Subtropen zu den argentinischen, von Grise- bach als Chanarsteppe bezeichneten Espinarwaldungen an- sieht. 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Klimatische und orographische Gliederung.
Kammlinie kombiniert und eine Reihe von Vegetationslinien
werden sicherlich hierdurch zu einem raschen Ziele geführt.
Denn das Amazonenstromthal in weitem Sinne hat den Allein-
besitz vieler Gattungen und sehr vieler Arten aus den haupt-
sächlich maßgebenden Tropenordnungen. Nun bringt es
der Zusammenhang zwischen dem weiteren orographischen
Aufbau südlich dieser Kammlinie und den Regenwinden
mit sich, dass nur der Küstenstrich bis über Rio de
Janeiro hinaus, nämlich nach Liais bis zur Bai von Pa-
ranagua unter 25° S., ein mildes und äusserst frucht-
bares Tropenklima besitzt, so dass hier eine Reihe von
Gattungen des Amazonasgebietes wiederkehrt, welche im
trockenen Innern fehlen. In letzterem herrschen anstatt
der Tropenwälder Grassteppen und Grassavanen mit
lichten Gebüschen, kleinen laubwechselnden oder immer-
grün-hartbelaubten Baumbeständen und an Trockenheit
gewöhnten Typen der Palmen, dazu eine Masse von
Cacteen, die grösseren Bäume aus den Bombaceen und
ähnlichen Savanen-Inquilinen. Die Busch- und Baum-
bestände führen hier je nachdem die Bezeichnungen Ca-
rascos oder Serrados, Capoës und Caatingas (vergl. oben
S. 256 und 282). Und an dieses Innere lehnt sich dann
südwärts abfallend die atlantische subtropische Ueber-
gangsregion an, weit über den Wendekreis hinaus an
den Läufen des Uruguay, Paraguay und mittleren Parana,
welcher eine zweite eigenartige, subtropische Bergwald-
region in der geographischen Breite beiderseits vom Wende-
kreise am Osthange der Anden entspricht, im Anschluss
an die Cinchonen-Bergwälder von Bolivien und Ecuador.
Zwischen diesen beiden aber liegt die Gran Chaco-Region,
welche Hieronymus als eine Uebergangsregion der bra-
silianischen Subtropen zu den argentinischen, von Grise-
bach als Chanarsteppe bezeichneten Espinarwaldungen an-
sieht.
Diese Regionen sind in der amerikanischen Floren-
karte (Berghaus’ physik. Atlas Nr. 50) auseinandergehalten,
und an ihrer Bedeutung finde ich nichts zu ändern, ob-
wohl ihre nach bestimmten einzelnen Vegetationslinien
entworfenen Grenzen zumal um den Wendekreis und
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