wendig erkannte Mitwirkung messbarer Lichtmengen in Dunkel gehüllt ist; diese letzte Region könnte man, mensch- lichen Eindrücken folgend, als lichtlose bezeichnen
Es versteht sich von selbst, dass die Abgrenzung der oben genannten Region 2 gegenüber Region 3 in sich Schwächen trägt, welche zu formell verschiedenem Ausdruck führen müssen; auch ist es sehr wahrscheinlich, dass in den Polarmeeren die Abgren- zungen anders liegen als in subtropischen (Mittelmeer), und in letzteren wiederum anders als unter dem Aequator. Dafür fehlt es aber bisher an vergleichenden Untersuchungen. Für die Polar- meere setzt Kjellman Region 1 wie immer an; sie ist hier wegen der Treibeiswirkungen besonders arm; Region 2 reicht bei ihm bis 20 Faden, Region 3 in maximo bis 150 Faden hinab. Hauck will im Mittelmeer die Region 2 in der Hauptsache auf nur 5 Meter Tiefe beschränkt wissen. Im Quarnero unterschied Lorenz 6 Re- gionen: Die Supralitoral- und obere Litoralregion, dann eine "unter- getauchte Litoralregion" von der Ebbe bis 2 Faden Tiefe (welche mit 218 Arten 82 % aller dortigen Seealgen zählt), dann die "Seicht- gründe" von 2--15 Faden, dann die Tiefenregionen a) 15 bis 30 Faden, und b) unter 30 Faden.
Im Mittelmeer erscheint es also nach diesen beiden vonein- ander unabhängigen Einteilungen naturgemäß, die Ausdehnung von Region 2 nach unten sehr zu beschränken.
Substrat. Auch die Tange, wie die Mehrzahl der Süsswassergewächse und wie alle Seegräser, bedürfen einer festen Unterlage, gliedern sich selbst dann, wenn ihr Organismus noch wie bei Caulerpa, einer weit in den wärmeren Meeren verbreiteten chlorophyllgrünen Algen- gattung, einzellig-hohl nach grössten Dimensionen ist, in Wurzeln, welche kleine Steine, Felsstücke, Muscheln oder grössere Pflanzenteile umklammern, und in die zum Licht hin wachsenden Sprosse, sitzen also fest. Sehr viele der kleinen und kleinsten Algen besiedeln in dichten Massen das grosse Blätterthalluswerk grosser Algen oder die dichten Seegraswiesen, welche den weichen Schlickboden, in welchem Algen schlecht sich festhalten, dadurch auch für diese geeignet machen. So erobern im Mittelmeer Posidonia oceanica und Phucagrostis minor die beweg- lichen Sandmassen, während auf schlammigem Boden die Caulerpa prolifera schon "Wiesen" zu bilden vermag. Durch dieses Substrat sind die Seealgen an die Küsten, und hier wiederum am liebsten an die felsigen Gestade
Ozeanisches Florenreich.
wendig erkannte Mitwirkung messbarer Lichtmengen in Dunkel gehüllt ist; diese letzte Region könnte man, mensch- lichen Eindrücken folgend, als lichtlose bezeichnen
Es versteht sich von selbst, dass die Abgrenzung der oben genannten Region 2 gegenüber Region 3 in sich Schwächen trägt, welche zu formell verschiedenem Ausdruck führen müssen; auch ist es sehr wahrscheinlich, dass in den Polarmeeren die Abgren- zungen anders liegen als in subtropischen (Mittelmeer), und in letzteren wiederum anders als unter dem Aequator. Dafür fehlt es aber bisher an vergleichenden Untersuchungen. Für die Polar- meere setzt Kjellman Region 1 wie immer an; sie ist hier wegen der Treibeiswirkungen besonders arm; Region 2 reicht bei ihm bis 20 Faden, Region 3 in maximo bis 150 Faden hinab. Hauck will im Mittelmeer die Region 2 in der Hauptsache auf nur 5 Meter Tiefe beschränkt wissen. Im Quarnero unterschied Lorenz 6 Re- gionen: Die Supralitoral- und obere Litoralregion, dann eine „unter- getauchte Litoralregion“ von der Ebbe bis 2 Faden Tiefe (welche mit 218 Arten 82 % aller dortigen Seealgen zählt), dann die „Seicht- gründe“ von 2—15 Faden, dann die Tiefenregionen a) 15 bis 30 Faden, und b) unter 30 Faden.
Im Mittelmeer erscheint es also nach diesen beiden vonein- ander unabhängigen Einteilungen naturgemäß, die Ausdehnung von Region 2 nach unten sehr zu beschränken.
Substrat. Auch die Tange, wie die Mehrzahl der Süsswassergewächse und wie alle Seegräser, bedürfen einer festen Unterlage, gliedern sich selbst dann, wenn ihr Organismus noch wie bei Caulerpa, einer weit in den wärmeren Meeren verbreiteten chlorophyllgrünen Algen- gattung, einzellig-hohl nach grössten Dimensionen ist, in Wurzeln, welche kleine Steine, Felsstücke, Muscheln oder grössere Pflanzenteile umklammern, und in die zum Licht hin wachsenden Sprosse, sitzen also fest. Sehr viele der kleinen und kleinsten Algen besiedeln in dichten Massen das grosse Blätterthalluswerk grosser Algen oder die dichten Seegraswiesen, welche den weichen Schlickboden, in welchem Algen schlecht sich festhalten, dadurch auch für diese geeignet machen. So erobern im Mittelmeer Posidonia oceanica und Phucagrostis minor die beweg- lichen Sandmassen, während auf schlammigem Boden die Caulerpa prolifera schon „Wiesen“ zu bilden vermag. Durch dieses Substrat sind die Seealgen an die Küsten, und hier wiederum am liebsten an die felsigen Gestade
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[552/0584]
Ozeanisches Florenreich.
wendig erkannte Mitwirkung messbarer Lichtmengen in
Dunkel gehüllt ist; diese letzte Region könnte man, mensch-
lichen Eindrücken folgend, als lichtlose bezeichnen
Es versteht sich von selbst, dass die Abgrenzung der oben
genannten Region 2 gegenüber Region 3 in sich Schwächen trägt,
welche zu formell verschiedenem Ausdruck führen müssen; auch
ist es sehr wahrscheinlich, dass in den Polarmeeren die Abgren-
zungen anders liegen als in subtropischen (Mittelmeer), und in
letzteren wiederum anders als unter dem Aequator. Dafür fehlt
es aber bisher an vergleichenden Untersuchungen. Für die Polar-
meere setzt Kjellman Region 1 wie immer an; sie ist hier wegen der
Treibeiswirkungen besonders arm; Region 2 reicht bei ihm bis
20 Faden, Region 3 in maximo bis 150 Faden hinab. Hauck will
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getauchte Litoralregion“ von der Ebbe bis 2 Faden Tiefe (welche
mit 218 Arten 82 % aller dortigen Seealgen zählt), dann die „Seicht-
gründe“ von 2—15 Faden, dann die Tiefenregionen a) 15 bis
30 Faden, und b) unter 30 Faden.
Im Mittelmeer erscheint es also nach diesen beiden vonein-
ander unabhängigen Einteilungen naturgemäß, die Ausdehnung
von Region 2 nach unten sehr zu beschränken.
Substrat. Auch die Tange, wie die Mehrzahl der
Süsswassergewächse und wie alle Seegräser, bedürfen einer
festen Unterlage, gliedern sich selbst dann, wenn ihr
Organismus noch wie bei Caulerpa, einer weit in den
wärmeren Meeren verbreiteten chlorophyllgrünen Algen-
gattung, einzellig-hohl nach grössten Dimensionen ist, in
Wurzeln, welche kleine Steine, Felsstücke, Muscheln oder
grössere Pflanzenteile umklammern, und in die zum Licht
hin wachsenden Sprosse, sitzen also fest. Sehr viele der
kleinen und kleinsten Algen besiedeln in dichten Massen
das grosse Blätterthalluswerk grosser Algen oder die
dichten Seegraswiesen, welche den weichen Schlickboden,
in welchem Algen schlecht sich festhalten, dadurch auch
für diese geeignet machen. So erobern im Mittelmeer
Posidonia oceanica und Phucagrostis minor die beweg-
lichen Sandmassen, während auf schlammigem Boden die
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/584>, abgerufen am 24.11.2024.
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