dass, je weiter man von Osten nach Westen fortschreitet, aus demselben Grunde stets mehr Tage zur Vegetation erfordert werden (s. G. J., Bd. VII. S. 178).
Es handelte sich hier immer um die biologische Grundlage der Phänologie im Vergleich mit dem Klima, für die nordischen Gebiete besonders mit der Wärmekurve, um die Versuche, irgendwelche thermometrischen Funk- tionen mit den Entwickelungszeiten zu parallelisieren; es ist nur noch hinzuzufügen, dass die geographische Sta- tistik der phänologischen Erscheinungen, welche zunächst ganz unabhängig von der Klimatologie arbeitet, ein höchst wertvolles Charakteristikum der einzelnen Gebiete einer natürlichen Vegetationszone oder eines Abschnittes daraus bildet. Die Aufblühzeiten allgemein verbreiteter Pflanzen und die Belaubungszeiten der Bäume etc. kartographisch als Mittelwerte zahlreicher Beobachtungen darzustellen, wie es Hoffmann so schön für Europa ausgeführt hat, ist eine unabhängige, für die Geographie höchst wichtige Aufgabe, zumal mit Rücksicht auf menschliche Kultur.
2. Topographisch wirkende Agentien. Die vor- her besprochenen Agentien würden in ihrer zwingenden Gewalt auf das Pflanzenleben auch dann sich zeigen, wenn die Kontinente aus einer gleichmässig ebenen Bodenkrume von überall gleicher Beschaffenheit beständen; die periodi- sche Wirkung von Licht, Wärme und Niederschlägen würde sogar alsdann am reinsten hervortreten. Die Erd- oberfläche ist aber reich gegliedert und mannigfach zu- sammengesetzt; die verschiedenartigsten Gesteine bilden für die mineralische Ernährung ganz verschiedene Be- dingungen und besitzen zugleich der Insolation gegenüber höchst verschiedene Eigenschaften; durch den orographi- schen Aufbau werden nicht nur in Gebirgshebungen und Thalsenkungen Verschiebungen der sonst entlang den Breitenkreisen über die Erdoberfläche laufenden Klimate hervorgerufen, nicht nur klimatische Inseln in ganz fremd- artiger Umgebung geschaffen, sondern auch durch un- gleiche Verteilung des fliesenden Wassers eine der Erde sonst fremde Mannigfaltigkeit der Standorte erzeugt. End-
Phänologische Karten.
dass, je weiter man von Osten nach Westen fortschreitet, aus demselben Grunde stets mehr Tage zur Vegetation erfordert werden (s. G. J., Bd. VII. S. 178).
Es handelte sich hier immer um die biologische Grundlage der Phänologie im Vergleich mit dem Klima, für die nordischen Gebiete besonders mit der Wärmekurve, um die Versuche, irgendwelche thermometrischen Funk- tionen mit den Entwickelungszeiten zu parallelisieren; es ist nur noch hinzuzufügen, dass die geographische Sta- tistik der phänologischen Erscheinungen, welche zunächst ganz unabhängig von der Klimatologie arbeitet, ein höchst wertvolles Charakteristikum der einzelnen Gebiete einer natürlichen Vegetationszone oder eines Abschnittes daraus bildet. Die Aufblühzeiten allgemein verbreiteter Pflanzen und die Belaubungszeiten der Bäume etc. kartographisch als Mittelwerte zahlreicher Beobachtungen darzustellen, wie es Hoffmann so schön für Europa ausgeführt hat, ist eine unabhängige, für die Geographie höchst wichtige Aufgabe, zumal mit Rücksicht auf menschliche Kultur.
2. Topographisch wirkende Agentien. Die vor- her besprochenen Agentien würden in ihrer zwingenden Gewalt auf das Pflanzenleben auch dann sich zeigen, wenn die Kontinente aus einer gleichmässig ebenen Bodenkrume von überall gleicher Beschaffenheit beständen; die periodi- sche Wirkung von Licht, Wärme und Niederschlägen würde sogar alsdann am reinsten hervortreten. Die Erd- oberfläche ist aber reich gegliedert und mannigfach zu- sammengesetzt; die verschiedenartigsten Gesteine bilden für die mineralische Ernährung ganz verschiedene Be- dingungen und besitzen zugleich der Insolation gegenüber höchst verschiedene Eigenschaften; durch den orographi- schen Aufbau werden nicht nur in Gebirgshebungen und Thalsenkungen Verschiebungen der sonst entlang den Breitenkreisen über die Erdoberfläche laufenden Klimate hervorgerufen, nicht nur klimatische Inseln in ganz fremd- artiger Umgebung geschaffen, sondern auch durch un- gleiche Verteilung des fliesenden Wassers eine der Erde sonst fremde Mannigfaltigkeit der Standorte erzeugt. End-
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Phänologische Karten.
dass, je weiter man von Osten nach Westen fortschreitet,
aus demselben Grunde stets mehr Tage zur Vegetation
erfordert werden (s. G. J., Bd. VII. S. 178).
Es handelte sich hier immer um die biologische
Grundlage der Phänologie im Vergleich mit dem Klima,
für die nordischen Gebiete besonders mit der Wärmekurve,
um die Versuche, irgendwelche thermometrischen Funk-
tionen mit den Entwickelungszeiten zu parallelisieren; es
ist nur noch hinzuzufügen, dass die geographische Sta-
tistik der phänologischen Erscheinungen, welche zunächst
ganz unabhängig von der Klimatologie arbeitet, ein höchst
wertvolles Charakteristikum der einzelnen Gebiete einer
natürlichen Vegetationszone oder eines Abschnittes daraus
bildet. Die Aufblühzeiten allgemein verbreiteter Pflanzen
und die Belaubungszeiten der Bäume etc. kartographisch
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wie es Hoffmann so schön für Europa ausgeführt hat,
ist eine unabhängige, für die Geographie höchst wichtige
Aufgabe, zumal mit Rücksicht auf menschliche Kultur.
2. Topographisch wirkende Agentien. Die vor-
her besprochenen Agentien würden in ihrer zwingenden
Gewalt auf das Pflanzenleben auch dann sich zeigen, wenn
die Kontinente aus einer gleichmässig ebenen Bodenkrume
von überall gleicher Beschaffenheit beständen; die periodi-
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würde sogar alsdann am reinsten hervortreten. Die Erd-
oberfläche ist aber reich gegliedert und mannigfach zu-
sammengesetzt; die verschiedenartigsten Gesteine bilden
für die mineralische Ernährung ganz verschiedene Be-
dingungen und besitzen zugleich der Insolation gegenüber
höchst verschiedene Eigenschaften; durch den orographi-
schen Aufbau werden nicht nur in Gebirgshebungen
und Thalsenkungen Verschiebungen der sonst entlang den
Breitenkreisen über die Erdoberfläche laufenden Klimate
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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