Verdunstungsschutz durch eine besondere Oberhaut haben. Die Klasse der Stauden ist ausgezeichnet durch eine reiche Mannigfaltigkeit der Einrichtungen zum Ueberdauern der Winter- oder Dürrperiode. Manche zeigen oberirdisch immergrüne Blätter und gehen so in die Klasse der Blatt- succulenten über; die Mehrzahl aber wirft die Blätter alljährlich ab und schlummert mit einer vorgebildeten Winterknospe; andere lassen den unterirdischen Stamm oder die denselben umkleidenden Niederblätter fleischig anschwellen, entsprechen also dadurch teilweise den Suc- culenten, aber mit in der Erde steckenden Organen: Dies sind die biologischen Vegetationsformen der Knollen- und Zwiebelgewächse.
Die letzteren zeigen deutlich den bestimmenden Ein- fluss von Klima und Standort auf ihr Auftreten; denn wo sie zahlreich sind, ist eine kurze Vegetationsperiode und häufig die Notwendigkeit eines guten Verdunstungs- schutzes während einer langen und trocknen Ruheperiode das typische. Diese beiden Gesichtspunkte: Ausdauern und Anpassung der ernährenden Assimilations- organe (Blätter!) an die Vegetationsperiode und den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre in ihr, muss man zur Grundlage einer weiteren biologischen Einteilung der Hauptmasse der übrigen Kräuter, die Gräser als nur eine Hauptform derselben mit eingeschlossen, machen. Nur in diesem Sinne kann ja der Unterschied zwischen aus- dauernden und einjährigen Kräutern von geographisch- biologischer Bedeutung sein, wie denn die ersteren in polaren Klimaten fast gänzlich fehlen und auch in den trocknen Klimaten mit Leichtigkeit die einzige, verhält- nismässig bequeme Zeit der Wasserversorgung aussuchen können. Anders die Stauden und Gesträuche deren Ve- getation sich nicht so rasch vollzieht; ihre Organisation muss sehr verschiedenartig ausfallen, je nach dem Winter- schutz ihrer Knospen und nach dem Sommerschutz ihrer verdunstenden Blätter. In letzterer Beziehung lassen sich für die trockenen subtropischen Klimate, wo A. de Candolles später (Abschn. III) zu nennenden Xerophilen- Gruppen herrschen, besonders 8 Schutzeinrichtungen
Biologische Einteilung der Stauden.
Verdunstungsschutz durch eine besondere Oberhaut haben. Die Klasse der Stauden ist ausgezeichnet durch eine reiche Mannigfaltigkeit der Einrichtungen zum Ueberdauern der Winter- oder Dürrperiode. Manche zeigen oberirdisch immergrüne Blätter und gehen so in die Klasse der Blatt- succulenten über; die Mehrzahl aber wirft die Blätter alljährlich ab und schlummert mit einer vorgebildeten Winterknospe; andere lassen den unterirdischen Stamm oder die denselben umkleidenden Niederblätter fleischig anschwellen, entsprechen also dadurch teilweise den Suc- culenten, aber mit in der Erde steckenden Organen: Dies sind die biologischen Vegetationsformen der Knollen- und Zwiebelgewächse.
Die letzteren zeigen deutlich den bestimmenden Ein- fluss von Klima und Standort auf ihr Auftreten; denn wo sie zahlreich sind, ist eine kurze Vegetationsperiode und häufig die Notwendigkeit eines guten Verdunstungs- schutzes während einer langen und trocknen Ruheperiode das typische. Diese beiden Gesichtspunkte: Ausdauern und Anpassung der ernährenden Assimilations- organe (Blätter!) an die Vegetationsperiode und den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre in ihr, muss man zur Grundlage einer weiteren biologischen Einteilung der Hauptmasse der übrigen Kräuter, die Gräser als nur eine Hauptform derselben mit eingeschlossen, machen. Nur in diesem Sinne kann ja der Unterschied zwischen aus- dauernden und einjährigen Kräutern von geographisch- biologischer Bedeutung sein, wie denn die ersteren in polaren Klimaten fast gänzlich fehlen und auch in den trocknen Klimaten mit Leichtigkeit die einzige, verhält- nismässig bequeme Zeit der Wasserversorgung aussuchen können. Anders die Stauden und Gesträuche deren Ve- getation sich nicht so rasch vollzieht; ihre Organisation muss sehr verschiedenartig ausfallen, je nach dem Winter- schutz ihrer Knospen und nach dem Sommerschutz ihrer verdunstenden Blätter. In letzterer Beziehung lassen sich für die trockenen subtropischen Klimate, wo A. de Candolles später (Abschn. III) zu nennenden Xerophilen- Gruppen herrschen, besonders 8 Schutzeinrichtungen
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Biologische Einteilung der Stauden.
Verdunstungsschutz durch eine besondere Oberhaut haben.
Die Klasse der Stauden ist ausgezeichnet durch eine reiche
Mannigfaltigkeit der Einrichtungen zum Ueberdauern der
Winter- oder Dürrperiode. Manche zeigen oberirdisch
immergrüne Blätter und gehen so in die Klasse der Blatt-
succulenten über; die Mehrzahl aber wirft die Blätter
alljährlich ab und schlummert mit einer vorgebildeten
Winterknospe; andere lassen den unterirdischen Stamm
oder die denselben umkleidenden Niederblätter fleischig
anschwellen, entsprechen also dadurch teilweise den Suc-
culenten, aber mit in der Erde steckenden Organen: Dies
sind die biologischen Vegetationsformen der Knollen-
und Zwiebelgewächse.
Die letzteren zeigen deutlich den bestimmenden Ein-
fluss von Klima und Standort auf ihr Auftreten; denn
wo sie zahlreich sind, ist eine kurze Vegetationsperiode
und häufig die Notwendigkeit eines guten Verdunstungs-
schutzes während einer langen und trocknen Ruheperiode
das typische. Diese beiden Gesichtspunkte: Ausdauern
und Anpassung der ernährenden Assimilations-
organe (Blätter!) an die Vegetationsperiode und den
Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre in ihr, muss man
zur Grundlage einer weiteren biologischen Einteilung der
Hauptmasse der übrigen Kräuter, die Gräser als nur eine
Hauptform derselben mit eingeschlossen, machen. Nur
in diesem Sinne kann ja der Unterschied zwischen aus-
dauernden und einjährigen Kräutern von geographisch-
biologischer Bedeutung sein, wie denn die ersteren in
polaren Klimaten fast gänzlich fehlen und auch in den
trocknen Klimaten mit Leichtigkeit die einzige, verhält-
nismässig bequeme Zeit der Wasserversorgung aussuchen
können. Anders die Stauden und Gesträuche deren Ve-
getation sich nicht so rasch vollzieht; ihre Organisation
muss sehr verschiedenartig ausfallen, je nach dem Winter-
schutz ihrer Knospen und nach dem Sommerschutz ihrer
verdunstenden Blätter. In letzterer Beziehung lassen
sich für die trockenen subtropischen Klimate, wo A. de
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/88>, abgerufen am 21.11.2024.
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