Druskowitz, Helene von: Moderne Versuche eines Religionsersatzes. Heidelberg, 1886.Gläubigen, die ihren Seelenfrieden einem inbrünstigen Dagegen läßt sich einwenden, daß, wenn Bekenner einer Schließlich beruft sich unser Philosoph auf jene Männer mit Gläubigen, die ihren Seelenfrieden einem inbrünſtigen Dagegen läßt ſich einwenden, daß, wenn Bekenner einer Schließlich beruft ſich unſer Philoſoph auf jene Männer mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="43"/> Gläubigen, die ihren Seelenfrieden einem inbrünſtigen<lb/> Ringen im Gebet verdanken und mit Chriſtus als mit einer<lb/> Perſon geiſtigen Umgang pflegen, wiſſen theoretiſch recht gut,<lb/> daß dieſelben Gemüthsprozeſſe auch bei völlig anderen Glau-<lb/> benslehren, ja, unter den Anhängern gänzlich fremder Reli-<lb/> gionen ſich mit demſelben Erfolge und mit derſelben Bewäh-<lb/> rung wiederfinden.... Wird da nicht deutlich, daß das<lb/> Weſen der Sache in der Form des geiſtigen Prozeſſes und<lb/> nicht im logiſch-hiſtoriſchen Jnhalt der einzelnen Anſchau-<lb/> ungen und Lehren? Dieſes Vorwalten der Form im Glauben<lb/> verräth ſich auch in dem merkwürdigen Zuge, daß die Gläu-<lb/> bigen verſchiedener, ja einander feindlicher Confeſſionen mehr<lb/> mit einander übereinſtimmen, mehr Sympathie mit ihren<lb/> eifrigſten Gegnern verrathen, als mit denjenigen, die ſich für<lb/> die religiöſen Fragen gleichgiltig zeigen.“</p><lb/> <p>Dagegen läßt ſich einwenden, daß, wenn Bekenner einer<lb/> Religion mit Andersgläubigen Sympathie zeigen, dieſelbe doch<lb/> ſtets von dem Gefühle begleitet iſt, daß die Andersgläubigen<lb/> Jrrende wären und, wenn ſie ihre religiöſe Erhebung auch achten,<lb/> ſie doch zugleich wegen ihres falſchen Gottes bemitleiden. Wenn<lb/> ferner Gläubige mit Andersgläubigen mehr Sympathie fühlen,<lb/> als mit Ungläubigen, ſo erklärt ſich das daraus, daß ſie die er-<lb/> ſteren doch für Suchende und Strebende halten, denen nur der<lb/><hi rendition="#g">wahre</hi> Glaube begreiflich gemacht zu werden brauchte, da-<lb/> mit ſie zu demſelben übergingen. Daß Bekenner einer<lb/> Religion Andersgläubige zu ihrem Glauben zu <hi rendition="#g">bekehren</hi><lb/> ſuchen, iſt der deutlichſte Beweis, daß es dem Gläubigen<lb/> nicht nur auf die Erhebung des Geiſtes, ſondern auf den<lb/> Gegenſtand, zu dem er ſich erhebt, ankommt.</p><lb/> <p>Schließlich beruft ſich unſer Philoſoph auf jene Männer mit<lb/> hervorragender Begabung und gediegener Bildung, die im<lb/> Gegenſatze zu ſpöttelnden Flachköpfen an der Religion feſt-<lb/> halten, „weil ſie von Jugend auf ein reiches Gemüthsleben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0052]
Gläubigen, die ihren Seelenfrieden einem inbrünſtigen
Ringen im Gebet verdanken und mit Chriſtus als mit einer
Perſon geiſtigen Umgang pflegen, wiſſen theoretiſch recht gut,
daß dieſelben Gemüthsprozeſſe auch bei völlig anderen Glau-
benslehren, ja, unter den Anhängern gänzlich fremder Reli-
gionen ſich mit demſelben Erfolge und mit derſelben Bewäh-
rung wiederfinden.... Wird da nicht deutlich, daß das
Weſen der Sache in der Form des geiſtigen Prozeſſes und
nicht im logiſch-hiſtoriſchen Jnhalt der einzelnen Anſchau-
ungen und Lehren? Dieſes Vorwalten der Form im Glauben
verräth ſich auch in dem merkwürdigen Zuge, daß die Gläu-
bigen verſchiedener, ja einander feindlicher Confeſſionen mehr
mit einander übereinſtimmen, mehr Sympathie mit ihren
eifrigſten Gegnern verrathen, als mit denjenigen, die ſich für
die religiöſen Fragen gleichgiltig zeigen.“
Dagegen läßt ſich einwenden, daß, wenn Bekenner einer
Religion mit Andersgläubigen Sympathie zeigen, dieſelbe doch
ſtets von dem Gefühle begleitet iſt, daß die Andersgläubigen
Jrrende wären und, wenn ſie ihre religiöſe Erhebung auch achten,
ſie doch zugleich wegen ihres falſchen Gottes bemitleiden. Wenn
ferner Gläubige mit Andersgläubigen mehr Sympathie fühlen,
als mit Ungläubigen, ſo erklärt ſich das daraus, daß ſie die er-
ſteren doch für Suchende und Strebende halten, denen nur der
wahre Glaube begreiflich gemacht zu werden brauchte, da-
mit ſie zu demſelben übergingen. Daß Bekenner einer
Religion Andersgläubige zu ihrem Glauben zu bekehren
ſuchen, iſt der deutlichſte Beweis, daß es dem Gläubigen
nicht nur auf die Erhebung des Geiſtes, ſondern auf den
Gegenſtand, zu dem er ſich erhebt, ankommt.
Schließlich beruft ſich unſer Philoſoph auf jene Männer mit
hervorragender Begabung und gediegener Bildung, die im
Gegenſatze zu ſpöttelnden Flachköpfen an der Religion feſt-
halten, „weil ſie von Jugend auf ein reiches Gemüthsleben
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