Druskowitz, Helene von: Moderne Versuche eines Religionsersatzes. Heidelberg, 1886.Man kann dem Menschen nur zurufen: Strebe hoch, damit Wir verkennen keineswegs, daß eine vollkommenere, Man kann dem Menſchen nur zurufen: Strebe hoch, damit Wir verkennen keineswegs, daß eine vollkommenere, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="90"/> Man kann dem Menſchen nur zurufen: Strebe hoch, damit<lb/> du noch höher ſtreben kannſt und fühle dich in deinem<lb/> Streben, um Emerſon’s Worte zu wiederholen, „in ſtrenger<lb/> Beziehung zu den Urgründen des Daſeins“!</p><lb/> <p>Wir verkennen keineswegs, daß eine vollkommenere,<lb/> religionserſetzende Lehre innerhalb der erſten modernen Cultur-<lb/> nationen nicht eher Ausſicht haben würde auch in den tieferen<lb/> Volksſchichten Eingang zu finden, als bis die beſtehenden<lb/> ſocialen Verhältniſſe einer gerechteren Ordnung Platz gemacht<lb/> haben. So lange große Menſchenklaſſen ihr Leben im Frohn-<lb/> dienſte der Arbeit, welch’ letztere durch Ueberbürdung ent-<lb/> adelt und ohne Freude vollzogen werden muß, hinbringen,<lb/> ohne mehr als ihr phyſiſches Beſtehen nothdürftig zu ermög-<lb/> lichen, ſo lange iſt ein allgemeiner geiſtiger Aufſchwung, eine<lb/> höhere Auffaſſung des Lebens nicht zu erwarten. Zuerſt<lb/> muß ein großer ſocialer Fortſchritt erfolgen, muß der mo-<lb/> dernen Cultur eine andere materielle Grundlage gegeben<lb/> werden, dann aber wird wohl immer allgemeiner das Be-<lb/> dürfniß und die Befähigung ſich geltend machen, über die<lb/> Religion hinaus zu höheren Anſchauungen ſich zu erheben!</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [90/0099]
Man kann dem Menſchen nur zurufen: Strebe hoch, damit
du noch höher ſtreben kannſt und fühle dich in deinem
Streben, um Emerſon’s Worte zu wiederholen, „in ſtrenger
Beziehung zu den Urgründen des Daſeins“!
Wir verkennen keineswegs, daß eine vollkommenere,
religionserſetzende Lehre innerhalb der erſten modernen Cultur-
nationen nicht eher Ausſicht haben würde auch in den tieferen
Volksſchichten Eingang zu finden, als bis die beſtehenden
ſocialen Verhältniſſe einer gerechteren Ordnung Platz gemacht
haben. So lange große Menſchenklaſſen ihr Leben im Frohn-
dienſte der Arbeit, welch’ letztere durch Ueberbürdung ent-
adelt und ohne Freude vollzogen werden muß, hinbringen,
ohne mehr als ihr phyſiſches Beſtehen nothdürftig zu ermög-
lichen, ſo lange iſt ein allgemeiner geiſtiger Aufſchwung, eine
höhere Auffaſſung des Lebens nicht zu erwarten. Zuerſt
muß ein großer ſocialer Fortſchritt erfolgen, muß der mo-
dernen Cultur eine andere materielle Grundlage gegeben
werden, dann aber wird wohl immer allgemeiner das Be-
dürfniß und die Befähigung ſich geltend machen, über die
Religion hinaus zu höheren Anſchauungen ſich zu erheben!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |