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Du Bois-Reymond, Emil Heinrich: Über die Grenzen des Naturerkennens. Leipzig, 1872.

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"Mathematik anzutreffen sei" -- ist also vielmehr noch
dahin zu verschärfen, dass für Mathematik Mechanik der
Atome gesetzt wird. Sichtlich dies meinte er selber, als
er der Chemie den Namen einer Wissenschaft absprach,
und sie unter die Experimentallehren verwies. Es ist
nicht wenig merkwürdig, dass in unserer Zeit die Chemie,
indem sie durch die Entdeckung der Substitution ge¬
zwungen wurde, den elektrochemischen Dualismus auf¬
zugeben, sich von dem Ziel, eine Wissenschaft in die¬
sem Sinne zu werden, scheinbar wieder weiter ent¬
fernt hat.

Denken wir uns alle Veränderungen in der Körper¬
welt in Bewegungen von Atomen aufgelöst, die durch
deren constante Centralkräfte bewirkt werden, so wäre
das Weltall naturwissenschaftlich erkannt. Der Zustand
der Welt während eines Zeitdifferentiales erschiene als
unmittelbare Wirkung ihres Zustandes während des vo¬
rigen und als unmittelbare Ursach ihres Zustandes wäh¬
rend des folgenden Zeitdifferentiales. Gesetz und Zufall
wären nur noch andere Namen für mechanische Noth¬
wendigkeit. Ja es lässt eine Stufe der Naturerkenntniss
sich denken, auf welcher der ganze Weltvorgang durch
Eine mathematische Formel vorgestellt würde, durch Ein
unermessliches System simultaner Differentialgleichungen,
aus dem sich Ort, Bewegungsrichtung und Geschwindig¬
keit jedes Atomes im Weltall zu jeder Zeit ergäbe. "Ein

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Mathematik anzutreffen sei“ — ist also vielmehr noch
dahin zu verschärfen, dass für Mathematik Mechanik der
Atome gesetzt wird. Sichtlich dies meinte er selber, als
er der Chemie den Namen einer Wissenschaft absprach,
und sie unter die Experimentallehren verwies. Es ist
nicht wenig merkwürdig, dass in unserer Zeit die Chemie,
indem sie durch die Entdeckung der Substitution ge¬
zwungen wurde, den elektrochemischen Dualismus auf¬
zugeben, sich von dem Ziel, eine Wissenschaft in die¬
sem Sinne zu werden, scheinbar wieder weiter ent¬
fernt hat.

Denken wir uns alle Veränderungen in der Körper¬
welt in Bewegungen von Atomen aufgelöst, die durch
deren constante Centralkräfte bewirkt werden, so wäre
das Weltall naturwissenschaftlich erkannt. Der Zustand
der Welt während eines Zeitdifferentiales erschiene als
unmittelbare Wirkung ihres Zustandes während des vo¬
rigen und als unmittelbare Ursach ihres Zustandes wäh¬
rend des folgenden Zeitdifferentiales. Gesetz und Zufall
wären nur noch andere Namen für mechanische Noth¬
wendigkeit. Ja es lässt eine Stufe der Naturerkenntniss
sich denken, auf welcher der ganze Weltvorgang durch
Eine mathematische Formel vorgestellt würde, durch Ein
unermessliches System simultaner Differentialgleichungen,
aus dem sich Ort, Bewegungsrichtung und Geschwindig¬
keit jedes Atomes im Weltall zu jeder Zeit ergäbe. „Ein

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[3/0011] „Mathematik anzutreffen sei“ — ist also vielmehr noch dahin zu verschärfen, dass für Mathematik Mechanik der Atome gesetzt wird. Sichtlich dies meinte er selber, als er der Chemie den Namen einer Wissenschaft absprach, und sie unter die Experimentallehren verwies. Es ist nicht wenig merkwürdig, dass in unserer Zeit die Chemie, indem sie durch die Entdeckung der Substitution ge¬ zwungen wurde, den elektrochemischen Dualismus auf¬ zugeben, sich von dem Ziel, eine Wissenschaft in die¬ sem Sinne zu werden, scheinbar wieder weiter ent¬ fernt hat. Denken wir uns alle Veränderungen in der Körper¬ welt in Bewegungen von Atomen aufgelöst, die durch deren constante Centralkräfte bewirkt werden, so wäre das Weltall naturwissenschaftlich erkannt. Der Zustand der Welt während eines Zeitdifferentiales erschiene als unmittelbare Wirkung ihres Zustandes während des vo¬ rigen und als unmittelbare Ursach ihres Zustandes wäh¬ rend des folgenden Zeitdifferentiales. Gesetz und Zufall wären nur noch andere Namen für mechanische Noth¬ wendigkeit. Ja es lässt eine Stufe der Naturerkenntniss sich denken, auf welcher der ganze Weltvorgang durch Eine mathematische Formel vorgestellt würde, durch Ein unermessliches System simultaner Differentialgleichungen, aus dem sich Ort, Bewegungsrichtung und Geschwindig¬ keit jedes Atomes im Weltall zu jeder Zeit ergäbe. „Ein 1 *

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Zitationshilfe: Du Bois-Reymond, Emil Heinrich: Über die Grenzen des Naturerkennens. Leipzig, 1872, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dubois_naturerkennen_1872/11>, abgerufen am 21.11.2024.