Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.kenntlich sei. Diese Entstellungen werden theils durch formelle Die Physik ist im letzten Menschenalter besonders ein Fehlt es auch in der Chemie nicht an Thorheiten, Erdich- kenntlich sei. Diese Entstellungen werden theils durch formelle Die Physik ist im letzten Menschenalter besonders ein Fehlt es auch in der Chemie nicht an Thorheiten, Erdich- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="95"/> kenntlich sei. Diese Entstellungen werden theils durch formelle<lb/> Verzerrung, theils durch Einmischung von materieller Unwahr-<lb/> heit bewerkstelligt, und so kommen wesentliche Stücke der<lb/> Wissenschaft zuerst oft nur umhüllt und verdunkelt, also weit<lb/> unverständlicher als in den originalen, dem Publicum verhehlten<lb/> Fassungen, in gemeinen Curs. Die in Eitelkeit und Verlogen-<lb/> heit der Gelehrten wurzelnden Fälschungen der Wissenschaft<lb/> sind die schlimmsten. Die in Metaphysik bestehenden Faseleien<lb/> verunstalten und umnebeln zwar viel; aber sie rangiren im Ge-<lb/> lehrtentrug erst an zweiter Stelle, ausser wenn sie, wie jetzt viel-<lb/> fach der Fall, als blosse Mittel figuriren, jene Eitelkeit in ihrem<lb/> betrügerischen Handwerk nähren zu helfen.</p><lb/> <p>Die Physik ist im letzten Menschenalter besonders ein<lb/> Tummelplatz von Metaphysik, ja bisweilen sogar von Spiritistik<lb/> geworden. Sogar an eine gute und bedeutende Sache, die<lb/> Mayersche Auffindung des mechanischen Kraftwerths der Wärme,<lb/> hat sich von vornherein die Unwissenschaft der Metaphysik ge-<lb/> heftet und sich namentlich unter den Händen der bornirten Ent-<lb/> wender breit gemacht. Ein förmliches Krafterhaltungsgefasel ist<lb/> in die Physik eingedrungen und müsste schliesslich jenen ersten<lb/> an sich soliden Kern von Wahrheit mit in Misscredit bringen,<lb/> wenn nicht kritisch gesichtet und der metaphysische Kohl, der<lb/> seit der Leibnizschen Zurichtung gelegentlich immer wieder auf-<lb/> gewärmt wird, aus der Reihe der schmackhaften, ja überhaupt<lb/> geniessbaren Gerichte entfernt würde. Die Beispiele der Verun-<lb/> sauberung der Physik mit hohlen Eitelkeitsausgeburten und Me-<lb/> taphysik liessen sich häufen und mit denen der Mathematik<lb/> in Parallele stellen; hier jedoch, wo Einzelheiten nicht viel be-<lb/> rührt werden können, mag lieber an den Gegensatz und die vor-<lb/> theilhaftere Stellung erinnert werden, durch welche sich die<lb/> Chemie vermöge ihrer praktischen Richtung und ihres auch theo-<lb/> retisch ansehnlichen Maasses von Wirklichkeitssinn in ihrer<lb/> modernen Gestaltung auszeichnet.</p><lb/> <p>Fehlt es auch in der Chemie nicht an Thorheiten, Erdich-<lb/> tungsvelleitäten und falschen Uebernahmen von der Physik her,<lb/> so ist sie doch schon lange keine Alchymie mehr und theilt mit<lb/> der Astronomie die Eigenschaft, den mittelalterlichen Trug grund-<lb/> sätzlich abgestreift zu haben. Sie steht überdies in eminenter<lb/> Weise mit dem Leben in Beziehung, stellt aber auch eine theo-<lb/> retische Vertiefung in Aussicht, durch welche sie das Innerste<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0104]
kenntlich sei. Diese Entstellungen werden theils durch formelle
Verzerrung, theils durch Einmischung von materieller Unwahr-
heit bewerkstelligt, und so kommen wesentliche Stücke der
Wissenschaft zuerst oft nur umhüllt und verdunkelt, also weit
unverständlicher als in den originalen, dem Publicum verhehlten
Fassungen, in gemeinen Curs. Die in Eitelkeit und Verlogen-
heit der Gelehrten wurzelnden Fälschungen der Wissenschaft
sind die schlimmsten. Die in Metaphysik bestehenden Faseleien
verunstalten und umnebeln zwar viel; aber sie rangiren im Ge-
lehrtentrug erst an zweiter Stelle, ausser wenn sie, wie jetzt viel-
fach der Fall, als blosse Mittel figuriren, jene Eitelkeit in ihrem
betrügerischen Handwerk nähren zu helfen.
Die Physik ist im letzten Menschenalter besonders ein
Tummelplatz von Metaphysik, ja bisweilen sogar von Spiritistik
geworden. Sogar an eine gute und bedeutende Sache, die
Mayersche Auffindung des mechanischen Kraftwerths der Wärme,
hat sich von vornherein die Unwissenschaft der Metaphysik ge-
heftet und sich namentlich unter den Händen der bornirten Ent-
wender breit gemacht. Ein förmliches Krafterhaltungsgefasel ist
in die Physik eingedrungen und müsste schliesslich jenen ersten
an sich soliden Kern von Wahrheit mit in Misscredit bringen,
wenn nicht kritisch gesichtet und der metaphysische Kohl, der
seit der Leibnizschen Zurichtung gelegentlich immer wieder auf-
gewärmt wird, aus der Reihe der schmackhaften, ja überhaupt
geniessbaren Gerichte entfernt würde. Die Beispiele der Verun-
sauberung der Physik mit hohlen Eitelkeitsausgeburten und Me-
taphysik liessen sich häufen und mit denen der Mathematik
in Parallele stellen; hier jedoch, wo Einzelheiten nicht viel be-
rührt werden können, mag lieber an den Gegensatz und die vor-
theilhaftere Stellung erinnert werden, durch welche sich die
Chemie vermöge ihrer praktischen Richtung und ihres auch theo-
retisch ansehnlichen Maasses von Wirklichkeitssinn in ihrer
modernen Gestaltung auszeichnet.
Fehlt es auch in der Chemie nicht an Thorheiten, Erdich-
tungsvelleitäten und falschen Uebernahmen von der Physik her,
so ist sie doch schon lange keine Alchymie mehr und theilt mit
der Astronomie die Eigenschaft, den mittelalterlichen Trug grund-
sätzlich abgestreift zu haben. Sie steht überdies in eminenter
Weise mit dem Leben in Beziehung, stellt aber auch eine theo-
retische Vertiefung in Aussicht, durch welche sie das Innerste
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(2013-06-13T16:46:57Z)
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Thomas Gloning, Melanie Henß, Hannah Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
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(2013-06-13T16:46:57Z)
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