Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Abneigungen Raum gönnen könnten". Erinnern Sie sich gefälligst
Ihrer früheren gelegentlichen Mittheilungen an mich; denn die
Erfahrungen der Gelehrtengeschichte liegen Ihnen allerdings
ferner. Was übrigens sonst die mir entgegengehaltenen "Leuchten
der Wissenschaft" anbetrifft, so mache ich keinen Anspruch dar-
auf, so etwas zu sein; ich lasse mich auf keinem Leuchter ser-
viren und gehöre überhaupt zu keinem Service; mein weniges
Licht begnügt sich mit der Haltung und dem Orte, den ihm die
Schwere des eignen Körpers anweist, von dem es ausstrahlt.

Dieses Licht ist auch der Objectivität, deren Mangel Sie als
Grund meiner Entfernung und der zugehörigen Verletzung des
ursprünglichen Uebereinkommens angeben, sehr günstig; denn
eine richtige und sachliche Beleuchtung ist etwas Anderes, als
eine Darstellung im trüben Lichte persönlichen Schielens nach
irgend welcher Gunst. Uebrigens sind meine Vorträge während
der ganzen vier Jahre in vollem Maasse auf das Herkömmliche
eingegangen, und was die Form anbetrifft, so habe ich hier wie
überall sonst den Grundsatz befolgt, dass ein Vortrag rücksichts-
voller sein muss als ein Buch, welches der Leser jeden Augen-
blick bei Seite legen kann. Erinnern Sie sich, dass mein Rath-
hausvortrag über die höhere Berufsbildung der Frauen, den Sie
und ein Theil des Lyceums angehört haben, in der Discussion von
mehreren Seiten für sehr rücksichtsvoll und gemässigt erklärt
wurde. Wenn Sie daher für jenen vermeintlichen Aufschluss
mein privates Vertrauen in Anspruch nehmen, zu dem ich mich
noch nicht erboten habe, so passt dies wenig dazu, dass Sie Der-
artiges ja schon in den Lyceumskreisen während der letzten Vor-
träge zu verbreiten und, wenn auch fast ohne Erfolg, damit gegen
mich Stimmung zu machen gesucht haben, - um für etwas
Nichtmotivirbares, meine Entfernung, im Voraus den Schein einer
Motivirung künstlich anzufachen. Genau dieselbe Anschuldigung
hätte man auch in jedem der vier Jahre mit gleichem Unrecht
gegen mich richten können. Die Intrigue, die Sie leugnen, be-
hält also Recht. Wenn Sie mich aber noch als unduldsam be-
zeichnen, weil ich nicht geduldig die Ausschliessung vom Lyceum
als in der Ordnung anerkenne, so ist eine solche Umwendung
des wahren Sachverhalts eben eine Kopfstellung , die ich nicht
auf Ihre persönliche Rechnung setze.

Die jüdischen Anhänger betreffend, so habe ich deren auch
in der Männerwelt; man fühlt, dass ich Recht habe, und findet

Abneigungen Raum gönnen könnten“. Erinnern Sie sich gefälligst
Ihrer früheren gelegentlichen Mittheilungen an mich; denn die
Erfahrungen der Gelehrtengeschichte liegen Ihnen allerdings
ferner. Was übrigens sonst die mir entgegengehaltenen „Leuchten
der Wissenschaft“ anbetrifft, so mache ich keinen Anspruch dar-
auf, so etwas zu sein; ich lasse mich auf keinem Leuchter ser-
viren und gehöre überhaupt zu keinem Service; mein weniges
Licht begnügt sich mit der Haltung und dem Orte, den ihm die
Schwere des eignen Körpers anweist, von dem es ausstrahlt.

Dieses Licht ist auch der Objectivität, deren Mangel Sie als
Grund meiner Entfernung und der zugehörigen Verletzung des
ursprünglichen Uebereinkommens angeben, sehr günstig; denn
eine richtige und sachliche Beleuchtung ist etwas Anderes, als
eine Darstellung im trüben Lichte persönlichen Schielens nach
irgend welcher Gunst. Uebrigens sind meine Vorträge während
der ganzen vier Jahre in vollem Maasse auf das Herkömmliche
eingegangen, und was die Form anbetrifft, so habe ich hier wie
überall sonst den Grundsatz befolgt, dass ein Vortrag rücksichts-
voller sein muss als ein Buch, welches der Leser jeden Augen-
blick bei Seite legen kann. Erinnern Sie sich, dass mein Rath-
hausvortrag über die höhere Berufsbildung der Frauen, den Sie
und ein Theil des Lyceums angehört haben, in der Discussion von
mehreren Seiten für sehr rücksichtsvoll und gemässigt erklärt
wurde. Wenn Sie daher für jenen vermeintlichen Aufschluss
mein privates Vertrauen in Anspruch nehmen, zu dem ich mich
noch nicht erboten habe, so passt dies wenig dazu, dass Sie Der-
artiges ja schon in den Lyceumskreisen während der letzten Vor-
träge zu verbreiten und, wenn auch fast ohne Erfolg, damit gegen
mich Stimmung zu machen gesucht haben, – um für etwas
Nichtmotivirbares, meine Entfernung, im Voraus den Schein einer
Motivirung künstlich anzufachen. Genau dieselbe Anschuldigung
hätte man auch in jedem der vier Jahre mit gleichem Unrecht
gegen mich richten können. Die Intrigue, die Sie leugnen, be-
hält also Recht. Wenn Sie mich aber noch als unduldsam be-
zeichnen, weil ich nicht geduldig die Ausschliessung vom Lyceum
als in der Ordnung anerkenne, so ist eine solche Umwendung
des wahren Sachverhalts eben eine Kopfstellung , die ich nicht
auf Ihre persönliche Rechnung setze.

Die jüdischen Anhänger betreffend, so habe ich deren auch
in der Männerwelt; man fühlt, dass ich Recht habe, und findet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="77"/>
Abneigungen Raum gönnen könnten&#x201C;. Erinnern Sie sich gefälligst<lb/>
Ihrer früheren gelegentlichen Mittheilungen an mich; denn die<lb/>
Erfahrungen der Gelehrtengeschichte liegen Ihnen allerdings<lb/>
ferner. Was übrigens sonst die mir entgegengehaltenen &#x201E;Leuchten<lb/>
der Wissenschaft&#x201C; anbetrifft, so mache ich keinen Anspruch dar-<lb/>
auf, so etwas zu sein; ich lasse mich auf keinem Leuchter ser-<lb/>
viren und gehöre überhaupt zu keinem Service; mein weniges<lb/>
Licht begnügt sich mit der Haltung und dem Orte, den ihm die<lb/>
Schwere des eignen Körpers anweist, von dem es ausstrahlt.</p><lb/>
        <p>Dieses Licht ist auch der Objectivität, deren Mangel Sie als<lb/>
Grund meiner Entfernung und der zugehörigen Verletzung des<lb/>
ursprünglichen Uebereinkommens angeben, sehr günstig; denn<lb/>
eine richtige und sachliche Beleuchtung ist etwas Anderes, als<lb/>
eine Darstellung im trüben Lichte persönlichen Schielens nach<lb/>
irgend welcher Gunst. Uebrigens sind meine Vorträge während<lb/>
der ganzen vier Jahre in vollem Maasse auf das Herkömmliche<lb/>
eingegangen, und was die Form anbetrifft, so habe ich hier wie<lb/>
überall sonst den Grundsatz befolgt, dass ein Vortrag rücksichts-<lb/>
voller sein muss als ein Buch, welches der Leser jeden Augen-<lb/>
blick bei Seite legen kann. Erinnern Sie sich, dass mein Rath-<lb/>
hausvortrag über die höhere Berufsbildung der Frauen, den Sie<lb/>
und ein Theil des Lyceums angehört haben, in der Discussion von<lb/>
mehreren Seiten für sehr rücksichtsvoll und gemässigt erklärt<lb/>
wurde. Wenn Sie daher für jenen vermeintlichen Aufschluss<lb/>
mein privates Vertrauen in Anspruch nehmen, zu dem ich mich<lb/>
noch nicht erboten habe, so passt dies wenig dazu, dass Sie Der-<lb/>
artiges ja schon in den Lyceumskreisen während der letzten Vor-<lb/>
träge zu verbreiten und, wenn auch fast ohne Erfolg, damit gegen<lb/>
mich Stimmung zu machen gesucht haben, &#x2013; um für etwas<lb/>
Nichtmotivirbares, meine Entfernung, im Voraus den Schein einer<lb/>
Motivirung künstlich anzufachen. Genau dieselbe Anschuldigung<lb/>
hätte man auch in jedem der vier Jahre mit gleichem Unrecht<lb/>
gegen mich richten können. Die Intrigue, die Sie leugnen, be-<lb/>
hält also Recht. Wenn Sie mich aber noch als unduldsam be-<lb/>
zeichnen, weil ich nicht geduldig die Ausschliessung vom Lyceum<lb/>
als in der Ordnung anerkenne, so ist eine solche Umwendung<lb/>
des wahren Sachverhalts eben eine Kopfstellung , die ich nicht<lb/>
auf Ihre persönliche Rechnung setze.</p><lb/>
        <p>Die jüdischen Anhänger betreffend, so habe ich deren auch<lb/>
in der Männerwelt; man fühlt, dass ich Recht habe, und findet<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0086] Abneigungen Raum gönnen könnten“. Erinnern Sie sich gefälligst Ihrer früheren gelegentlichen Mittheilungen an mich; denn die Erfahrungen der Gelehrtengeschichte liegen Ihnen allerdings ferner. Was übrigens sonst die mir entgegengehaltenen „Leuchten der Wissenschaft“ anbetrifft, so mache ich keinen Anspruch dar- auf, so etwas zu sein; ich lasse mich auf keinem Leuchter ser- viren und gehöre überhaupt zu keinem Service; mein weniges Licht begnügt sich mit der Haltung und dem Orte, den ihm die Schwere des eignen Körpers anweist, von dem es ausstrahlt. Dieses Licht ist auch der Objectivität, deren Mangel Sie als Grund meiner Entfernung und der zugehörigen Verletzung des ursprünglichen Uebereinkommens angeben, sehr günstig; denn eine richtige und sachliche Beleuchtung ist etwas Anderes, als eine Darstellung im trüben Lichte persönlichen Schielens nach irgend welcher Gunst. Uebrigens sind meine Vorträge während der ganzen vier Jahre in vollem Maasse auf das Herkömmliche eingegangen, und was die Form anbetrifft, so habe ich hier wie überall sonst den Grundsatz befolgt, dass ein Vortrag rücksichts- voller sein muss als ein Buch, welches der Leser jeden Augen- blick bei Seite legen kann. Erinnern Sie sich, dass mein Rath- hausvortrag über die höhere Berufsbildung der Frauen, den Sie und ein Theil des Lyceums angehört haben, in der Discussion von mehreren Seiten für sehr rücksichtsvoll und gemässigt erklärt wurde. Wenn Sie daher für jenen vermeintlichen Aufschluss mein privates Vertrauen in Anspruch nehmen, zu dem ich mich noch nicht erboten habe, so passt dies wenig dazu, dass Sie Der- artiges ja schon in den Lyceumskreisen während der letzten Vor- träge zu verbreiten und, wenn auch fast ohne Erfolg, damit gegen mich Stimmung zu machen gesucht haben, – um für etwas Nichtmotivirbares, meine Entfernung, im Voraus den Schein einer Motivirung künstlich anzufachen. Genau dieselbe Anschuldigung hätte man auch in jedem der vier Jahre mit gleichem Unrecht gegen mich richten können. Die Intrigue, die Sie leugnen, be- hält also Recht. Wenn Sie mich aber noch als unduldsam be- zeichnen, weil ich nicht geduldig die Ausschliessung vom Lyceum als in der Ordnung anerkenne, so ist eine solche Umwendung des wahren Sachverhalts eben eine Kopfstellung , die ich nicht auf Ihre persönliche Rechnung setze. Die jüdischen Anhänger betreffend, so habe ich deren auch in der Männerwelt; man fühlt, dass ich Recht habe, und findet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt: Texte zur Frauenfrage um 1900 Gießen/Kassel: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-13T16:46:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Thomas Gloning, Melanie Henß, Hannah Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-13T16:46:57Z)
Internet Archive: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-06-13T16:46:57Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Druckfehler: ignoriert
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet
  • i/j nach Lautwert: Lautwert transkribiert
  • I/J nach Lautwert: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht übernommen
  • Kustoden: nicht übernommen
  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/duehring_berufsbildung_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/duehring_berufsbildung_1885/86
Zitationshilfe: Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duehring_berufsbildung_1885/86>, abgerufen am 28.04.2024.