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Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.

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Ich will Ihnen ganz im Vertrauen und privatim aus Dank-
barkeit für Ihre dem Lyceum geleisteten Dienste etwas mittheilen.
Wenn ich der Discussion in der letzten Conferenz gefolgt bin,
als Ausländerin, so verlangt man eine grössere Objectivität, eine
nicht allzuscharfe schneidige, dem Herkömmlichen ganz abge-
wendete Kritik in der Behandlung philosophischer und literari-
scher Gegenstände. Was Sie, hochgeehrter Herr, geben, ist ja
bedeutend, geistvoll, eigenartig, mit einem Worte Dühringsch!
Es soll aber auch die Denk- und Betrachtungsweise anderer auf
den verschiedensten Gebieten des Wissens bahnbrechender Männer
zum Ausdruck gelangen. Grade diese Ausschliessung, wenn Sie
es doch einmal so nennen wollen, gereicht Ihrem selbständigen
philosophischen Forschergeiste zur Ehre; es soll einmal mit einer
andern wissenschaftlichen Methode als der Ihrigen, an und für
sich ganz und gar berechtigten und tief durchdachten, der Ver-
such gemacht werden. Ist das etwas so ungeheuer Ketzerisches?
gilt nicht auch in der Wissenschaft und namentlich in der Philo-
sophie - Königin der Wissenschaft - Toleranz als das höchste
Gesetz?

Hiemit sind meine Versuche, Ihnen Aufklärung zu geben,
erschöpft und bleibt mir nur übrig, mit dem Ausdrucke meiner
ganz besondern Hochachtung zu schliessen als Ihre ganz ergebene
Archer."

Ich hatte hienach nur die Zurückweisung unrichtiger Unter-
stellungen bezüglich meines eignen Verhaltens nöthig und ver-
schaffte den ergebnisslosen Auseinandersetzungen auf folgende
Art endlich einen Abschluss:

"25. Mai 1876. Geehrte Miss Archer! Sie legen mir in
Ihrem Letzten die Vorstellung unter, ich hielte Sie "doch nicht
etwa für ein Kind". Das ist seit unsern vierjährigen geschäft-
lichen Beziehungen und auch jetzt sicher nicht geschehen. Ja es
ist in Hinsicht auf Ihren letzten Brief, der in Ausdrucksart und
Gedanken auf fremde Kunstanstrengungen deutet, sicherlich am
wenigsten der Fall und ich nehme daher zu Ihren Gunsten an,
dass Sie an das, was darin geltend gemacht wird, selbst nicht
glauben. Dies gilt nicht blos von den für mich schmeichelhaft
sein sollenden Dingen - eine Gattung, wofür ich nicht empfäng-
lich bin - sondern auch von Ihrer angeblichen Voraussetzung,
dass "Leuchten der Wissenschaft", wie Ihre Zeilen dieselben
nennen, viel zu "grosssinnig wären, als dass sie persönlichen

Ich will Ihnen ganz im Vertrauen und privatim aus Dank-
barkeit für Ihre dem Lyceum geleisteten Dienste etwas mittheilen.
Wenn ich der Discussion in der letzten Conferenz gefolgt bin,
als Ausländerin, so verlangt man eine grössere Objectivität, eine
nicht allzuscharfe schneidige, dem Herkömmlichen ganz abge-
wendete Kritik in der Behandlung philosophischer und literari-
scher Gegenstände. Was Sie, hochgeehrter Herr, geben, ist ja
bedeutend, geistvoll, eigenartig, mit einem Worte Dühringsch!
Es soll aber auch die Denk- und Betrachtungsweise anderer auf
den verschiedensten Gebieten des Wissens bahnbrechender Männer
zum Ausdruck gelangen. Grade diese Ausschliessung, wenn Sie
es doch einmal so nennen wollen, gereicht Ihrem selbständigen
philosophischen Forschergeiste zur Ehre; es soll einmal mit einer
andern wissenschaftlichen Methode als der Ihrigen, an und für
sich ganz und gar berechtigten und tief durchdachten, der Ver-
such gemacht werden. Ist das etwas so ungeheuer Ketzerisches?
gilt nicht auch in der Wissenschaft und namentlich in der Philo-
sophie – Königin der Wissenschaft – Toleranz als das höchste
Gesetz?

Hiemit sind meine Versuche, Ihnen Aufklärung zu geben,
erschöpft und bleibt mir nur übrig, mit dem Ausdrucke meiner
ganz besondern Hochachtung zu schliessen als Ihre ganz ergebene
Archer.“

Ich hatte hienach nur die Zurückweisung unrichtiger Unter-
stellungen bezüglich meines eignen Verhaltens nöthig und ver-
schaffte den ergebnisslosen Auseinandersetzungen auf folgende
Art endlich einen Abschluss:

„25. Mai 1876. Geehrte Miss Archer! Sie legen mir in
Ihrem Letzten die Vorstellung unter, ich hielte Sie „doch nicht
etwa für ein Kind“. Das ist seit unsern vierjährigen geschäft-
lichen Beziehungen und auch jetzt sicher nicht geschehen. Ja es
ist in Hinsicht auf Ihren letzten Brief, der in Ausdrucksart und
Gedanken auf fremde Kunstanstrengungen deutet, sicherlich am
wenigsten der Fall und ich nehme daher zu Ihren Gunsten an,
dass Sie an das, was darin geltend gemacht wird, selbst nicht
glauben. Dies gilt nicht blos von den für mich schmeichelhaft
sein sollenden Dingen – eine Gattung, wofür ich nicht empfäng-
lich bin – sondern auch von Ihrer angeblichen Voraussetzung,
dass „Leuchten der Wissenschaft“, wie Ihre Zeilen dieselben
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[76/0085] Ich will Ihnen ganz im Vertrauen und privatim aus Dank- barkeit für Ihre dem Lyceum geleisteten Dienste etwas mittheilen. Wenn ich der Discussion in der letzten Conferenz gefolgt bin, als Ausländerin, so verlangt man eine grössere Objectivität, eine nicht allzuscharfe schneidige, dem Herkömmlichen ganz abge- wendete Kritik in der Behandlung philosophischer und literari- scher Gegenstände. Was Sie, hochgeehrter Herr, geben, ist ja bedeutend, geistvoll, eigenartig, mit einem Worte Dühringsch! Es soll aber auch die Denk- und Betrachtungsweise anderer auf den verschiedensten Gebieten des Wissens bahnbrechender Männer zum Ausdruck gelangen. Grade diese Ausschliessung, wenn Sie es doch einmal so nennen wollen, gereicht Ihrem selbständigen philosophischen Forschergeiste zur Ehre; es soll einmal mit einer andern wissenschaftlichen Methode als der Ihrigen, an und für sich ganz und gar berechtigten und tief durchdachten, der Ver- such gemacht werden. Ist das etwas so ungeheuer Ketzerisches? gilt nicht auch in der Wissenschaft und namentlich in der Philo- sophie – Königin der Wissenschaft – Toleranz als das höchste Gesetz? Hiemit sind meine Versuche, Ihnen Aufklärung zu geben, erschöpft und bleibt mir nur übrig, mit dem Ausdrucke meiner ganz besondern Hochachtung zu schliessen als Ihre ganz ergebene Archer.“ Ich hatte hienach nur die Zurückweisung unrichtiger Unter- stellungen bezüglich meines eignen Verhaltens nöthig und ver- schaffte den ergebnisslosen Auseinandersetzungen auf folgende Art endlich einen Abschluss: „25. Mai 1876. Geehrte Miss Archer! Sie legen mir in Ihrem Letzten die Vorstellung unter, ich hielte Sie „doch nicht etwa für ein Kind“. Das ist seit unsern vierjährigen geschäft- lichen Beziehungen und auch jetzt sicher nicht geschehen. Ja es ist in Hinsicht auf Ihren letzten Brief, der in Ausdrucksart und Gedanken auf fremde Kunstanstrengungen deutet, sicherlich am wenigsten der Fall und ich nehme daher zu Ihren Gunsten an, dass Sie an das, was darin geltend gemacht wird, selbst nicht glauben. Dies gilt nicht blos von den für mich schmeichelhaft sein sollenden Dingen – eine Gattung, wofür ich nicht empfäng- lich bin – sondern auch von Ihrer angeblichen Voraussetzung, dass „Leuchten der Wissenschaft“, wie Ihre Zeilen dieselben nennen, viel zu „grosssinnig wären, als dass sie persönlichen

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Zitationshilfe: Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duehring_berufsbildung_1885/85>, abgerufen am 25.11.2024.