ohne nur die Jdee gehabt zu haben, daß man auch anders glücklich seyn könne, als ich es war. Es that mir nicht leid, eine Schwarze zu seyn; man sagte mir, ich sey allerliebst; nichts ließ mich hierin einen Nachtheil sehen. Andere Kin- der sah ich fast nicht; ein einziges war mein Freund, und meine schwarze Farbe hinderte ihn nicht, mich lieb zu haben.
Meine Wohlthäterin hatte zwei Enkel; sie waren die Kinder einer frühe verstorbenen Toch- ter. Karl, der jüngste, war beinahe gleichen Alters mit mir. Mit mir auferzogen, war er mein Vertheidiger, mein Rathgeber und mein Helfer bei allen kleinen Versehen, die ich beging. Mit sieben Jahren kam er ins Kolleg. Jch weinte, als er uns verließ; dieß war mein er-
ohne nur die Jdee gehabt zu haben, daß man auch anders glücklich ſeyn könne, als ich es war. Es that mir nicht leid, eine Schwarze zu ſeyn; man ſagte mir, ich ſey allerliebſt; nichts ließ mich hierin einen Nachtheil ſehen. Andere Kin- der ſah ich faſt nicht; ein einziges war mein Freund, und meine ſchwarze Farbe hinderte ihn nicht, mich lieb zu haben.
Meine Wohlthäterin hatte zwei Enkel; ſie waren die Kinder einer frühe verſtorbenen Toch- ter. Karl, der jüngſte, war beinahe gleichen Alters mit mir. Mit mir auferzogen, war er mein Vertheidiger, mein Rathgeber und mein Helfer bei allen kleinen Verſehen, die ich beging. Mit ſieben Jahren kam er ins Kolleg. Jch weinte, als er uns verließ; dieß war mein er-
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ohne nur die Jdee gehabt zu haben, daß man
auch anders glücklich ſeyn könne, als ich es war.
Es that mir nicht leid, eine Schwarze zu ſeyn;
man ſagte mir, ich ſey allerliebſt; nichts ließ
mich hierin einen Nachtheil ſehen. Andere Kin-
der ſah ich faſt nicht; ein einziges war mein
Freund, und meine ſchwarze Farbe hinderte ihn
nicht, mich lieb zu haben.
Meine Wohlthäterin hatte zwei Enkel; ſie
waren die Kinder einer frühe verſtorbenen Toch-
ter. Karl, der jüngſte, war beinahe gleichen
Alters mit mir. Mit mir auferzogen, war er
mein Vertheidiger, mein Rathgeber und mein
Helfer bei allen kleinen Verſehen, die ich beging.
Mit ſieben Jahren kam er ins Kolleg. Jch
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Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/24>, abgerufen am 16.07.2024.
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