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Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

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brechung des einfachen Lesens der Reihen durch Versuche,
sie auswendig herzusagen, müsste diese Zeit wegen der un-
vermeidlichen Stockungen eine mässige und durchschnittlich
gleiche Verlängerung erfahren. Dies zeigte sich im allgemeinen
aber nicht ganz genau bestätigt, vielmehr ergaben sich fol-
gende Modifikationen.

Bei vorwiegendem Durchlesen der Reihen fand leicht ein
gewisses Drängen, eine Beschleunigung des Rhythmus statt,
die, ohne zum Bewusstsein zu kommen, doch im ganzen den
Durchschnitt der auf jede Silbe fallenden Zeit noch unter den
Normalwert 0,4 herabdrückte. Bei Abwechslung von Durch-
lesen und Hersagen dagegen war die eintretende Verlänge-
rung nicht überall annähernd gleich, sondern bei grösserer
Länge der Reihen wesentlich grösser. Es trat in diesem
Falle, da die Schwierigkeit mit wachsender Länge sehr rasch
zunimmt, wiederum unwillkürlich und direkt nicht bemerkbar,
eine Verlangsamung des Tempos ein. Beides wird durch
folgende Zusammenstellung einiger Zahlen illustriert.

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brechung des einfachen Lesens der Reihen durch Versuche,
sie auswendig herzusagen, müſste diese Zeit wegen der un-
vermeidlichen Stockungen eine mäſsige und durchschnittlich
gleiche Verlängerung erfahren. Dies zeigte sich im allgemeinen
aber nicht ganz genau bestätigt, vielmehr ergaben sich fol-
gende Modifikationen.

Bei vorwiegendem Durchlesen der Reihen fand leicht ein
gewisses Drängen, eine Beschleunigung des Rhythmus statt,
die, ohne zum Bewuſstsein zu kommen, doch im ganzen den
Durchschnitt der auf jede Silbe fallenden Zeit noch unter den
Normalwert 0,4 herabdrückte. Bei Abwechslung von Durch-
lesen und Hersagen dagegen war die eintretende Verlänge-
rung nicht überall annähernd gleich, sondern bei gröſserer
Länge der Reihen wesentlich gröſser. Es trat in diesem
Falle, da die Schwierigkeit mit wachsender Länge sehr rasch
zunimmt, wiederum unwillkürlich und direkt nicht bemerkbar,
eine Verlangsamung des Tempos ein. Beides wird durch
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[43/0059] brechung des einfachen Lesens der Reihen durch Versuche, sie auswendig herzusagen, müſste diese Zeit wegen der un- vermeidlichen Stockungen eine mäſsige und durchschnittlich gleiche Verlängerung erfahren. Dies zeigte sich im allgemeinen aber nicht ganz genau bestätigt, vielmehr ergaben sich fol- gende Modifikationen. Bei vorwiegendem Durchlesen der Reihen fand leicht ein gewisses Drängen, eine Beschleunigung des Rhythmus statt, die, ohne zum Bewuſstsein zu kommen, doch im ganzen den Durchschnitt der auf jede Silbe fallenden Zeit noch unter den Normalwert 0,4 herabdrückte. Bei Abwechslung von Durch- lesen und Hersagen dagegen war die eintretende Verlänge- rung nicht überall annähernd gleich, sondern bei gröſserer Länge der Reihen wesentlich gröſser. Es trat in diesem Falle, da die Schwierigkeit mit wachsender Länge sehr rasch zunimmt, wiederum unwillkürlich und direkt nicht bemerkbar, eine Verlangsamung des Tempos ein. Beides wird durch folgende Zusammenstellung einiger Zahlen illustriert.

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Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/59>, abgerufen am 21.11.2024.